20 August 2011

41. Dominikanische Republik


Wenn man von den Philippinen in die Karibik will, lässt es sich leider nicht vermeiden, über 2 Tage verteilt mindestens 3 mal im Flieger zu sitzen. Da ich zusätzlich noch eine Aversion gegen bestimmte Fluggesellschaften habe (zu der sämtliche amerikanischen gehören), so werden es am Schluss halt 4 Flüge. Der erste Tag bringt mich von Manila via Hong Kong nach Los Angeles, wo ich auch die Nacht verbringe. Nur habe ich mir das natürlich wieder so geschickt eingerichtet, dass ich ausgerechnet am Independence Day in den USA ankomme. Das heisst: leere Strassen, geschlossene Geschäfte und geschlossene Restaurants. Mein Hotel gehört wohl eher zur Sorte Partyinsel, denn ich bin einer der ältesten Gäste dort und alle verpflegen sich natürlich cool und lässig am BBQ und lassen ihre überflüssigen Pfunde ebenfalls cool und lässig aus dem Badeanzug hängen. Leider muss ich ebenfalls an diesen BBQ, denn alles andere ist wirklich geschlossen und ausgestorben. So würge ich denn ganz amerikanisch cool und lässig diesen horrenden Frass runter (ihr könnt euch ja vorstellen was es gibt, es ist immer dasselbe) und gucke den stark übergewichtigen Girls zu, die sich auch ganz cool und lässig im Pool vergnügen. So freue ich mich denn schon am Nachmittag aufs Nachtessen, denn dann soll das leckere Steakhouse geöffnet sein. So ordere ich denn bei der russischen Bedienung ein zünftiges Sirloin Steak und kriege – man glaubts kaum - eine runde Scheibe gegrillten Hamburger. Pfui der Deibel !!! Ah ja und die sturzbetrunkene Festgemeinde hat ganz cool und lässig die schlafsuchenden Hotelgäste bis morgens um 3 vergnügt. Wer weiss, bei diesen hohen Schulden war ja das vielleicht die letzte Unabhängigkeitsfeier, bevor sie von den Chinesen übernommen werden. Ach ja und wisst ihr übrigens wieso dass bei den Amis alles in Selbstbedienung läuft ?? Weil die Mitarbeiter derart übergewichtig sind, dass sie sich selbst kaum auf den Beinen halten können geschweige denn fähig sind zum Gast an den Tisch zu wanken.....
So geht es denn am nächsten Tag frühmorgens gottlob wieder zum Flughafen und über Panama nach Santo Domingo. Da ich in Panama einen etwas längeren Aufenthalt habe, erfrische ich mich wortwörtlich an den tollen Menschen , die einen so ganz anderen Umgang miteinander und zu mir haben als ich das aus meinem Gastland kenne. Vielleicht kann ich es in einem Satz so beschreiben: wo der Filipino selbst ein persönliches Gespräch beendet, weil das kulturell nicht angebracht ist (oder aus anderen Gründen), da beginnt der Latino das Gespräch erst. Immer steht beim Latino auch das Gegenüber als Mensch im Vordergrund und ist nicht nur auf das Oberflächliche reduziert. So genug der Schwärmerei, schliesslich haben auch die ihre Probleme.
So komme ich schliesslich nach einem anregenden Gespräch mit der dominikanischen Vize-Ministerin für Umwelt (was die über ihre filipinischen Kollegen berichtet hat kann ich hier leider nicht mitteilen, doch keine Sorge: es hat meine Einstellung überhaupt nicht verändert) in Santo Domingo an und nach einer überaus raschen Immigration begrüsst mich morgens um 1 Didi, der das Hotel führt, in dem ich die nächsten Wochen untergebracht bin.

Die nächsten 5 meiner insgesamt 6 Wochen in der Dominikanischen Republik verbringe ich so, wie es sich für einen pensionierten Urlauber gehört, nämlich mit Bücherlesen, am Strand entlang lungern und verschiedene, meist deutschsprachige Wesen kennenlernen, die in diesem Ort wohnen oder die Ferien verbringen. So ergibt sich für mich ein interessantes Kaleidoskop dieses Ortes und der da lebenden deutschsprachigen Bewohner, das sich eigentllich nur wenig von dem unterscheidet, was ich von solchen Orten in den Philippinen her kenne: Eine äusserst trinkfreudige, meist trinkabhängige Klientel, die sich über alles aufregt, was schlechter ist als in der geliebten Heimat und der innige, rein körperliche Bezug zu einer Vielzahl an weiblichen Wesen, die Männer ausschliesslich an der Grösse der Brieftasche beurteilen. Basta !! Ist man als Mann diesen beiden Dingen nun nicht in dieser Intensität zugetan wie das von einem erwartet wird (man kann es sich ja leisten oder nicht ??), kriegen doch einige dieser trinkgewaltigen Viagrakugeln Zweifel, wo sich denn das Schächtelchen zum Einordnen meiner Wenigkeit befindet.
Diesen beiden Themen sowie dem heimischen Fussball sind natürlich die Diskussionen der Stammtische gewidmet, was mir nun leider nicht immer so entgegenkommt. Gottlob gibt es noch das eine oder das andere Einzelschicksal, das krampfhaft versucht, andere Teile der mitteleuropäischen Kultur in die ferne Karibik zu exportieren (gäll Frau Sarasin !!).
Das durchaus Überraschende für mich ist, dass trotz Mentalitätsunterschieden zwischen Filipinos und Dominikanern von genau 180 Grad die Probleme, die Europäer mit den Einheimischen haben, praktisch identisch sind. Ob man ein Business hat und sich mit Steuern (oder dem was sich sonst noch so an Abgaben drängt) quält, ob man eine Handwerkerarbeit braucht, auf der Strasse von A nach B will oder eine qualifizierte Aussage zu einem Thema braucht, es ist wirklich erstaunlich, wie ähnlich sich dann diese Länder sind. Vermutlich ist es halt einfach so, dass man mit irgendwelchen Umständen im Ausland umzugehen versteht oder nicht und ja nicht die heimischen Eigenarten den Lokalen versucht beizubringen, denn das scheitert eigentlich immer !
Als Höhepunkt meiner Ferien fahre ich am Ende für 5 Tage quer durch die Insel und lande an Traumstränden (siehe Fotos), in kleinen Dörfern und grossen Städten. Egal wo ich mich befinde, überall sind die Dominikaner wirklich sehr nett, offen und hilfsbereit und vermitteln mir doch einen ganz anderen Einblick als das was man sich an den biergeschwängerten Stammtischen erzählt. Ich bin beeindruckt von diesen tollen Menschen und ich frage mich wirklich, wie lange ich mich noch mit meinen seltsamen, falschen und verschlossenen Filipinos rumplagen soll. Ein Besuch bei einem Immobilienmakler bringt mich auch weiter zur Erkenntnis, das selbst ein tolles Haus mit allem Drum und Dran noch in mein Budget passen würde... Wer weiss was die Zukunft noch so alles bringt.....
So reise ich am Ende meiner Ferien von der Insel ab und bin überzeugt, in der einen oder anderen Form wieder mal hier zu landen und allenfalls zu wohnen.
Mein Heimweg bringt mich via Panama nach Los Angeles, wo ich einen Pensioniertenstop von 3 Tagen einlege. Leider geht das mit der ganzen Einreise in die USA im Vergleich zu den letzten Malen wesentlich zähflüssiger und so warte ich im Flieger bis der Bus kommt, warte bei der Einreise, warte aufs Gepäck, warte bis ich noch den letzten Zettel abgegeben habe, warte auf den Bus der Mietautogesellschaft, warte bei denen bis ich mein Auto habe um morgens um 2 (geschlagene 3 Stunden nach der Landung), warte auf Godot usw. Das Auswahlprozedere ist auch ganz speziell: man kriegt mit dem Mietvertrag keinen Autoschlüssel ausgehändigt sondern man sucht sich im entsprechenden Sektor einfach das Auto aus, das einem am besten passt. Die Türen aller Autos sind offen und der Schlüssel steckt.... So gibt es so früh am morgen doch noch einen Höhepunkt: ich entscheide mich für ein amerikanisches Strassenschiff mit dem klingenden Namen Mercury Grand Marquises LS Ultimate Edition !! Dieses Ding mit einem satten 4.6 Liter 8 Zyliner Motor übertrifft bezüglich der Ausmasse meine kühnsten Erwartungen !! Das Cockpit dieses Dinges kann zwar bei weitem mit keinem Deutschen mithalten, doch wer hat von diesen schon eine Wohnstube auf Rädern im Angebot ?? So mache ich in den nächsten 3 Tagen das, was ich mir vorgenommen habe, nämlich von früh bis spät in dieser absolut verrückten Stadt mit den ebenfalls nicht enden wollenden Dimensionen rumzukurven. So fahre ich auf dem Highway 1 am Pazifik entlang, befahre die berühmten Boulevards Hollywood, Santa Monica und Wilshire, fahre bei den Berühmtheiten in Beverly Hills und Bel Air vorbei, befahre den berüchtigten Mulholland Drive oberhalb der Stadt und stoppe beim Griffith Observatory. Natürlich fehlen auch diverse Besuche bei den drive ins nicht, ebenso wie die Besichtigung einer aktuellen Drehszene für eine amerikanische Soap Opera in Santa Monica oder das Spazieren entlang von Venice Beach.
Ach ja und wisst ihr übrigens wieso dass bei den Amis soviele Leute geländegängige Fahrzeuge kaufen: Weil es bei diesen schlechten Strassen schon heute das beste und wegen dem Finanzhaushalt in Zukunft wohl das einzig sichere Fortbewegungsmittel sein wird. So bin ich aber doch schon ganz froh, nach 3 tollen und anstrengenden Tagen den Flieger Richtung Hong Kong zu besteigen um schlussendlich im asiatischen Chaos namens Manila anzukommen. Willkommen zuhause !!!

Noch eine lustige Anekdote zum Schluss: ich bin ja in diesen coolen Coffee Shops nach amerikanischem Vorbild absolut dagegen, bei der Bestellung meines Cappuchinos meinen richtigen Namen zu nennen. Das klappt in den Philippinen jeweils sehr gut, nur in den USA muss das natürlich seine Ordnung haben: nachdem ich meinen Namen zuerst als "135" angebe (in Taiwan hatte tatsächlich ein Girl diesen charmanten Namen, jedoch auf chinesisch und das tönte gar nicht so übel) und die Bedienung selbst beim zweiten Mal hartnäckig weiterfragt ändere ich halt den Namen und bezeichne mich als "Eduardo Angelino Cappuchino". Endlich gibt sie auf und folgt frustriert aber doch mutig ihren nun in Eigenregie aufgestellten Regeln. Wieso dass die dann aber trotz meines schönen Namens so böse guckt und die bei Ausgabe meines Kaffes (speziell für mich nicht in diesen grausigen Pappbechern) meinen Namen nicht erwähnen bleibt mir dann aber doch schleierhaft.....




1-3: Boca Chica
4-6: einige weitere Strände in der DR
7-8: Autofahren in LA
9: Hermosa Beach
10: Beverly Hills
11-12: Venice Beach
13-18: Santa Monica