Da ich aus Rücksicht auf meine Achillessehne den Jakobsweg auf 2016 verschoben habe, habe ich nun 2 zusätzliche Monate bis zum Abflug in die Schweiz “zur freien Verfügung“. Da ich diese nicht in den Philippinen verbringen möchte, aber auch nicht so weit fliegen will, habe ich nach kurzer Zeit ein tolles Programm zusammengestellt: Ich gehe wie 2010 für 1 Monat nach Taiwan und dann nach langer Zeit (das erste und letzte Mal 1998) endlich mal wieder nach Hong Kong, das trotz der Nähe zu meinem Wohnort schon sehr lange auf meiner Wunschliste steht.
So geht es Ende April via Manila in einem kurzen Flug nach Taipei, der am nächsten gelegenen Hauptstadt von Manila ausserhalb der Philippinen. Besonders krass trifft folgender Spruch ins Schwarze: So close, but worlds apart... Trotz erheblicher Sprachschwierigkeiten schwelge ich kulinarisch wieder auf Wolke 7. Besonders Eindruck machen mir wieder die unzähligen kleinen Coffee Shops, wo zum Teil sogar der Kaffee nioch selber geröstet wird ! Was für eine Bereicherung zu den Kettenshops in den Philippinen..und was für ein geschmacklicher und kultureller Unterschied ! Himmlisch !
Ich flaniere stundenlang unter den typischen Arkaden, schaue mir die Läden an....und muss selber einen Notfall regeln, da der Bildschirm meines Laptops wegen eines Sturzes den Geist aufgegeben hat....Trotz fast vollständig fehlender Englischkenntnisse der Angestellten gelingt das Ersetzen des Bildschirmes am gleichen Tag perfekt, was bei den Leuten hier mit Einsatz, Interesse und Fachkenntnis wettgemacht wird.... ebenfalls wohltuend anders.....
Mit einer Ausnahme am Ende geht meine Reise hier in Taiwan einmal rund um die Insel den Städten nach, immer im bequemen Zug oder Bus....Dank meines Hotelbuchungsportals agoda suche ich mir tolle Hotels aus und gondle bequem um die Insel, zuerst an die Ostküste in die Städte Hualien und Taichung, die ich mit gratis vom Hotel zur Verfügung gestellten Velos erkunde....Leider bin ich aber in der Saison schon ein bisschen spät, denn es ist bereits schon ziemlich heiss und schwül.... entsprechend lange halte ich es auch auf den Velos aus, bis ich mich wieder an einem klimatisierten Ort (meistens ein Cafè) auf normale Betriebstemperatur runterkühlen lasse.
Von der Ostküste geht es dann wieder per Zug in die zweitgrösste Stadt Taiwans, nach Kaohsiung. Mein gebuchtes Hotel entpuppt sich als veritables Designerhotel. Hier sind wenigstens die Temperaturen noch angenehm und so kann ich wieder wie in Taipei den ganzen Tag in der Stadt flanieren und mir das typisch angenehme, aber doch betriebssame taiwanesische Leben gutgehen lassen. Mein Rentnertakt in diesen Städten ist nun immer derselbe: In jeder Stadt bleibe ich 4 Tage und lerne gemütlich die Orte kennen. In der nächsten Stadt Tainan ist es dann mit flanieren wieder vorbei, denn es ist markant schwüler als in Kaohsiung, und so muss ich mich wirklich von einer zur anderen klimatisierten Zone vorarbeiten, um den Tag einigermassen zu überstehen.... Gottlob sind die Geschäfte (leider aber nicht die schönen Tempel) auch immer gut gekühlt und alles (ausser das Bestellen der Gerichte) funktioniert perfekt. Leider habe ich an vielen Orten mit der Kommunikation zu kämpfen. Ein englisches Menu fehlt fast immer, so dass ich entweder auf japanische Restaurants ausweiche (die haben alle Gerichte im Schaufenster in Kunststoff modelliert) oder ich gehe mit dem Kellner durch alle Tische durch und zeige einfach auf die Gerichte, die ich gerne haben möchte. Was es dann eigentlich ist, habe ich keine Ahnung, aber bis jetzt hat das immer sehr gut funktioniert.
Mein Städtepotpurri geht dann nach einer superexklusiven Busfahrt (2 Einzelsitze pro Reihe) in Taichung zu Ende, ebenfalls eine Grossstadt an der Westküste. Von hier geht es etwas ins Landesinnere an den Sun Moon Lake (lasst euch nicht beeindrucken, für mich wars leider vor allem der Rain Lake). Alle chinesischen Tour Groups wollen sich leider auch den See zeigen lassen (weil der ist ja berühmt, drum muss man den gesehen haben) und so quäle ich mich durch die Horden der lärmenden, schmatzenden, schlürfenden und koderndern Parteigänger durch..... Als Abschluss der Reise geht es per HSR (Hochgeschwindigkeitszug) wieder zurück nach Taipei. Der Zug besticht durch ein super ruhiges Laufverhalten, aber leider scheinen die beim Interieur und der Sitzqualität ziemlich gespart zu haben, denn es fühlt sich an wie in einer Lagerhalle. Leider ist dann mein Monat in Taiwan auch schon wieder rum und mit der Absicht, mindestens bald wieder nach Taipei zu gehen um einen Kaffee zu trinken, besteige ich in Taipei die Hong Kong Airlines, die mich ins nahe Hong Kong bringt.
Obwohl es wie in Taiwan auch Chinesen sind, die in Hong Kong leben, habe ich einen ziemlich tiefgreifenden Kulturschock: Taipei ist ja auch eine Millionenstadt, aber im Vergleich zu Hong Kong wirkt sie wie eine geruhsame Provinzstadt. In Hong Kong ist alles in Bewegung, alles ist zielgerichtet und streng, nirgends gibt es eine Möglichkeit sich zu setzen und zur Musse zu kommen, überall schreien die Geschäfte (jaja Prada, Gucci, Ferragamo und all der Scheiss, sonst fast nichts...) wie eine Prostituierte: “Komm rein, benutz mich !“ um dann wieder ausgespuckt zu werden und wieder in die Hatz zu steigen nach dem nächsten Vergnügen, alles ist hektisch, alle rennen dem Geld nach um sich diesen unnötigen Fusel leisten zu können. Es gibt wirklich kaum einen Ort, an dem man sich gemütlich hinsetzen kann, selbst in einem Coffee Shop haben sie wegen den enormen Mieten einen Mindestverzehr von USD 10, in einem Stadtteil haben sie sogar Fussgängerwege abgeschafft, weil diese ja nicht produktiv sind und Geld einbringen, überall wird man von den 50 stöckigen Häusern fast erdrückt und erschlagen..... So ist dann wenigstens mein Hotel etwas ausserhalb des Trubels mit einem riesigen Pool genau das richtige nach einem Tag im Dampfbad von Hong Kong. Kurz gesagt, die Stadt und ich konnten uns in 6 Tagen überhaupt nicht anfreunden....Ich empfinde die Stadt als nüchtern und kalt (was mir bis jetzt erst in Dubai passiert ist) und mir schwant schlimmes für die Menschen, wenn 1.3 Milliarden programmierte und gesteuerte rotchinesische Parteigenossen über die Welt strömen und sich einen Deut um alles andere kümmern als den eigenen Nutzen und Profit...Schöne neue Welt.....
So bin ich denn ganz froh, als ich mit meinen vollkommen ungesteuerten Filipinos in Hong Kong in den Flieger steigen kann und für einmal ohne Umweg über Manila bis fast vor meine Haustüre in Cebu fliegen kann......Und in etwas mehr als 3 Wochen geht es ja bereits wieder los in meine alte Heimat, die noch fast nichts ahnen von der roten Welle, die bald über sie strömen wird....
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Coffeeshop in Taipei, wo noch selber geröstet wird |
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anderer Coffee Shop in kaohsiung ebenfalls mit eigener Rösterei |
Food in Taiwan |
Food in Taiwan...und Kaffee |

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Luxusbus in Taiwan |
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nicht alle Taiwanesinnen leben auf grossem Fuss... |
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Hochgeschwindigkeitszug |
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nächtlicher Glitzer in Taipei |
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Strassenleben in Hong Kong |
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fast geschafft.. die Menschen sind schon fast weg... |
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hier zumindest schon hinter Glas.... |