25 March 2008

13. Indienreise 2 / trip to India 2

Höhepunkte
Ja das ist gar nicht so einfach, nach so vielen fremdartigen und speziell indischen Eindrücken von mehreren Wochen hier die Höhepunkte aufzulisten. Trotzdem sind mir bis heute folgende Sachen absolut lebendig geblieben, die ich gerne als meine Höhepunkte beschreiben kann:
Bauwerke:
Viele der grossartigen Paläste, Mausoleen, Grabmähler und Festungen in dem von mir bereisten Teil von Indien sind islamischer oder persischer Herkunft zur Zeit der Mughal Dynastie im 15. bis 17. Jahrhundert. Absolut einsam an der Spitze ist hier der Taj Mahal, der vollständig aus weissem Marmor gefertigt wurde und dank des hintergrundlosen Horizontes es einem scheint, als ob er schwebe. Besonders eindrücklich an der muslimischen Baukunst und noch spezieller am Taj Mahal ist die absolute geometrische Symmetrie des gesamten Bauwerkes, egal von welcher Seite her man es betrachtet. Zusätzlich sind die Verzierungen und Ornamente ebenfalls nur geometrische Muster, die exakt symmetrisch am Gebäude angebracht wurden. Dass dieses Mausoleum von einem der Mughal Herrscher für eine seiner Ehefrauen erstellt wurde, als sie bei der Geburt ihres 14. Kindes starb, ist dann noch zusätzlich eindrücklich.
Von ganz anderer Herkunft, sowohl religiöser als auch architektonischer, sind die Tempel der Religion der Jain (http://de.wikipedia.org/wiki/Jainismus), besonders diejenigen in Ranakpur (nördlich von Udaipur) und in Mount Abu, die bereits ab dem 10. Jahrhundert n. Chr. erstellt wurden. Diese figürlichen Steinarbeiten sind so reichhaltig und von so herausragender Qualität, dass ich jedem den Besuch dieser Tempel nur empfehlen kann. Wenn ich vergleiche, was im 10. Jahrhundert in der Schweiz für Bauwerke entstanden sind, dann ist Frage nach dem Ort der Hochkultur zu dieser Zeit ziemlich klar beantwortet.
Indische Kultur und Identität:
Überall in Indien habe ich eine starke kulturelle Identität, eine reichhaltige gelebte Kultur sowie eine intensive Spiritualität empfunden und erfahren, sei es bei den sehr polytheistischen Hindus, den Muslimen oder den stolzen und selbstbewussten Sikhs, um hier die Hauptreligionen der von mir bereisten Gebiete zu nennen. Immer wieder habe ich Leute kennengelernt, junge wie auch alte, die auf einer Pilgerreise zu einem heiligen Ort oder Tempel waren, um dort für eine bessere Zukunft, Karriere, Familienglück, Gesundheit und andere Dinge zu beten.

Das geht einher mit dem sehr eigenen indischen Essen, der speziellen Kleidung für die Frauen, einer sehr eigenen und eigenständigen Musik- und Filmtradition, wo überall generell wenig von ausländischen Einflüssen zu sehen und zu spüren ist.

Eine weitere indische Eigenheit sind die arrangierten Heiraten: Noch heute sind mehr als geschätzte 90 % der Ehen von den Eltern arrangiert, selbst unter Studenten und Akademikern in der Hauptstadt New Delhi. Erst in Bombay hat es langsam mit Liebesheiraten begonnen. Ich finde, dass Indien sich auf seine traditionellen Werte besinnen und vorsichtig sein soll mit der zu schnellen Integration von ausländischen Einflüssen. Gönnen möchte ich es den Indern jedenfalls nicht, eine Scheidungsrate von 50 % zu haben.





1-2: Taj Mahal in Agra
3-5: Die verschiedenen Jain Tempel in Ranakpur

Indisches Essen
Diejenigen, für die das indische Essen der Traum auf Erden ist, blättern nun lieber weiter zum nächsten Kapitel. Für die wenigen anderen schreibe ich hier meine leidvollen Erfahrungen auf.

Tja das ist so eine Sache mit dem indischen Essen und mir: Ich habe schon von Haus auf nicht gerne scharfes Essen. Dass jedoch nun bis auf sehr wenige Ausnahmen alles (!) sehr scharf serviert wird war nun wirklich etwas unerwartet. Selbst wenn man eindringlich darauf hinweist, dass man das Essen gerne absolut ohne irgendwelche scharfen Gewürze serviert haben will, ist es immer noch in der Hälfte der Fälle scharf oder so, dass ich das Essen als nicht essbar wieder zurückgeben musste. Es ist wirklich kein Spass, wenn einem der Mund höllisch brennt und der Schweiss aus allen Poren und den Augen in Strömen fluchtartig den Körper verlässt und man richtiggehende Atemnot kriegt. Die einen mögen ja das als exotisch empfinden, mir hat es schlicht und einfach den Appetit verdorben.

Der zweite Dämpfer im indischen Essen ist die Präsentation, die bis auf wenige Ausnahmen immer sehr ähnlich ist: mehrere Schälchen, die mit Gemüse oder Fleisch gefüllt sind, und das immer in einer dicken und (ja ihr wisst es schon) sehr scharfen Sauce. Diese Inhalte werden dann mit Reis (bevorzugt von Hand) gemischt und so gegessen. Varietäten davon sind wirklich selten. Wenn ich das mit anderen Ländern wie China, Japan oder Thailand vergleiche, dann muss ich nun leider zugeben, dass die indische Küche hier bei weitem nicht mithalten kann. Es war mir persönlich einfach zu langweilig. Immerhin habe ich mich dazu durchgerungen, einmal pro Tag eine warme Mahlzeit mit indischem Essen zu bestellen und so mehr Erfahrung zu sammeln. Auch die vielen Blicke auf hunderte von Tischen in all den Restaurants, in denen ich gegessen habe, hat hier keine weitere positive Erhellung bringen können.

So fällt leider mein sehr persönliches und subjektives Urteil über die indische Küche ziemlich vernichtend aus. Sehr positiv zur Kenntnis genommen habe ich jedoch, dass das eigene indische Essen etwas sehr zentrales und wichtiges ist im indischen Alltag und von ausländischen Einflüssen weitgehend frei geblieben ist. So findet man beispielsweise nur sehr wenige Restaurants amerikanischer Fast Food Ketten. Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiges Element einer starken kulturellen Identität, die in anderen mir bekannten Ländern so nicht sichtbar ist.


Spiritualität
Spiritualität – gelebte Religion, in Indien überall und immer sichtbar. Sind ja der Islam und der Sikhismus als monotheistische Religionen noch einigermassen verständlich, so war das für mich mit dem Hinduismus schon einiges schwieriger. Alleine die Vielzahl der Götter und den entsprechenden Inkarnationen macht es nur rein intellektuell schwierig, den Überblick zu behalten. Die einen beten Vishnu an (den Bewahrer), die anderen Hanuman (den Affengott), die dritten Ganesh (den Elefantengott), andere Brahma (den Gestalter), wieder andere Krishna (als Inkarnation von Vishnu), einige Shiva (den Zerstörer) und so weiter. Noch viel schwieriger zu verstehen war es für mich, dass im Hinduismus eigentlich alles heilig sein kann: Von den schon wohlbekannten Kühen in den Strassen über die Affen auf den Dächern (zumindet dort wo man den Hanuman anbetet), die heiligen Flüsse oder Seen bis hin zu heiligen Bäumen oder Steinen bis zu einem ganz abstrusen Ort, wo ein Tempel gebaut wurde, um lebende heilige Ratten anzubeten. Besonders heilig soll es sein, wenn einem eine weisse Albinoratte über die Füsse huscht (ach ja und der Tempelbesuch in Indien ist immer ohne Schuhe...). Na dann viel Spass ! Alleine das Bild hat mir gereicht, mich vom Besuch dieser Stätte abzuhalten: http://www.karnimata.com/frame_speciality.html .




1. Die heilige Stadt Pushkar
2. Varanasi am heiligen Ganges
3. Der goldene Tempel von Amritsar am Tag
4. Der goldene Tempel von Amritsar bei Nacht


Leute und Leben
Die Leute haben mich wirklich beeindruckt: Trotz zum Teil sehr widrigen Lebensumständen habe ich viele Menschen kennengelernt, die sehr aufgeschlossen und höflich waren, warmherzig, ohne Berührungsängste oder Scheu, auf einem erfrischend hohem Bildungsniveau, sehr kultiviert und interessiert am Vorgehen in der Welt, motiviert, positiv sowie stolz und selbstbewusst. Wie in anderen asiatischen Ländern auch ist es jedoch nicht immer ganz einfach, zwischen den Heerscharen von Bettlern und Armen die interessanten Leute kennenzulernen, die nicht einfach nur am Geld der reichen Ausländer interessiert waren.





1. im lokalen Bus
2. Marktszene in New Delhi
3. in den engen Gassen von Varanasi
4. Wüstenbewohner von Jaisalmer
5. Pilger am goldenen Tempel in Amritsar
6-7. heilige Sadhus in Varanasi


Musiktip
Und hier noch einen speziellen Musiktip, den man z.B. von Limewire bequem herunterladen kann. Es ist speziell indische Musik mit dem Tabla, einer kleinen Trommel, gemischt mit westlichen Percussion-instrumenten:

Tabla Beat Science, z.B. Live in San Francisco at Stern Grove Disc 1 oder den Song Arabic

Diejenigen, die es etwas spiritueller haben möchten empfehle ich zur Entspannung (andere sagen auch Meditation) die Liveaufzeichnung der Sikhs aus dem goldenen Tempel von Amritsar:
http://www.sikhnet.com/s/sikhnetradio Channel 9 als Live Audio oder Channel 10 als Live Video.




Dear english readers

Sorry but unfortunately I haven’t had enough time to translate the german text of my trip to India to english. But a proper translation will follow by the end of the year, when I will be back from my sailing trip through the South Pacific.



24 March 2008

12. Indienreise 1 / trip to India 1

12. Meine Indienreise (18. Februar – 7. April 08)

So nun habe ich mir einen ersten Reisetraum erfüllt, und zwar eine längere Reise nach Indien, hauptsächlich durch den Bundesstaat Rajasthan. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich innerhalb von 3 Wochen durch ein Land gerannt bin und die Sehenswürdigkeiten des Lonely Planet Reiseführers abgeklappert habe, so dass ich wieder rechtzeitig zum Arbeitsbeginn zurück in der Schweiz bin.

Leider habe ich nicht allzuviel Zeit gehabt, um diesen Reisebericht zu meiner vollsten Zufriedenheit zu erstellen, doch ihr seht ja später in diesem Blog, welches nächste Abenteuer schon auf mich wartet.


Meine Reise
Während 7 Wochen bin ich durch Indien gereist. Nach dem Start in New Delhi (sorry ich weiss leider noch nicht wie man eine Karte in diesen Blog integriert) reiste ich nach Agra, wo ich unter anderem den weltberühmten und atemberaubenden Taj Mahal besuchte. Jedoch auch die von den muslimischen Mughal Herrschern gebaute Festung Fatehpur Sikri, die wegen Wassermangels nie bewohnt werden konnte, war ein Abstecher wert. Danach gings in den Bundesstaat Rajasthan, wo ich die nächsten 4 Wochen verbrachte und die Hauptsehenswürdigkeiten besuchte. Zuerst in Jaipur (die als pink city bekannte Millionenstadt), dann zum heiligen Ort Pushkar, wo gemäss der Sage ein See entstanden ist, weil ein Lotusblatt, das Brahma zufällig fallen gelassen hat, hier auf die Erde getroffen ist und ein See hat entstehen lassen.
Weiter ging die Fahrt nach Bundi, einer gemäss Reiseführer geruhsamen Stadt. Leider war es nicht viel weniger hektisch als zuhause in Manila, jedoch gab es in der Festung einige wunderschöne originale Wandmalereien zu entdecken.
Nach Bundi gings per Bus nach Udaipur, dessen weisses Prachthotel auf dem See aus dem James Bond Film “Octopussy“ bekannt geworden ist. Noch heute spürt man diese Atmosphäre, besonders wenn man sich abends den Film selbst ansieht. Auch das Boot aus dem Film ist noch dort, leider sind die schönen Frauen, die das Boot gerudert haben, zusammen mit Mr. Bond verschwunden (oder haben sich in meterlange Saris eingepackt...). Von Udaipur habe ich einen Abstecher zu den wunderschönen und sehr eindrucksvollen Tempeln in Ranakpur gemacht, die von den Menschen der Religion der Jain im 14. Jahrhundert gebaut worden sind. Das Einzigartige ist, dass jede der 1444 Säulen, die im Haupttempel stehen, anders aussieht.
Von Udaipur ging es dann mit dem Bus zur Bergstation Mount Abu, die endlich wieder mal etwas atmosphärische Erfrischung brachte. Mount Abu ist bekannt als Flitterwochenparadies der jungen Leute aus dem südlich gelegenen Bundesstaat Gujarat. Das spannende war, in gar nicht voyeuristischer Weise die jungen Paare zu beobachten, die sich nach der arrangierten Heirat und noch nie zu Zweit zusammen gewesen waren, das erst Mal näher kommen. Das Sensationelle waren jedoch wiederum die Tempel der Jain, die nun wirklich absolut hochklassige bildhauerische Arbeiten bieten. Bereits im 10. Jahrhundert begonnen, sind die Tempelfiguren in den Säulen, Wänden und der Decke sehr realistisch und von herausragender Qualität. Leider war das Fotografieren verboten, so dass ich hier nur eine bildlose Textversion bieten kann.
Von Mount Abu gings wiederum mit dem Bus weiter nach Jodhpur, der blauen Stadt. Blau deshalb, weil die Häuser, in denen Leute mit dem Glauben der Brahmas leben, ihre Häuser blau anstreichen.
Eine weitere Busfahrt hat mich in die Wüstenstadt Jaisalmer gebracht. Spannend war für mich diese Stadt, weil das die einzige Stadt ist, deren Festung noch wirklich bewohnt wird, und daneben natürlich alles bietet, was sich ein Reiseherz so wünscht, wie zum Beispiel das Geniessen eines Sonnenuntergangs mit Blick in die Wüste und einem kühlen Bier in der Hand und guten Gesprächen über die indische Seele.
Von Jaisalmer folgte der Höllenritt im Zug nach Bikaner. Aus geplanten 4 Stunden wurden 7.5 und trotz offenen Fenstern und Fahrtwind habe ich nachmittags um 16 Uhr eine Temperatur von 39.6 Grad im Abteil gemessen. Zusätzlich war noch alles nach kurzer Zeit mit einer Sandschicht belegt und der eine Liter Wasser wurde Tropfen für Tropfen genossen.
Nachdem ich Bikaner und damit auch Rajasthan wieder verlassen habe, ging es bis zum Ende meiner Ferien auf einen heiligen Trip: Zuerst in den Punjab, wo ich in Amritsar den wundervollen goldenen Tempel der Sikh (z.B. http://www.sikhnet.com) besucht habe. Danach auf einer 24 stündigen Zugfahrt im exklusiven 2 Bett Abteil nach Varanasi, einem der heiligsten Orte der Hindus direkt am Ganges gelegen. Varanasi ist wirklich speziell: Überall ist das religiöse Leben der Hindus spürbar, besonders jedoch am Ufer des Ganges. An einem Teil des Ufers, am sogenannten Manikarinka Ghat, werden jeden Tag dutzende von toten Menschen, die nur in ein Tuch gekleidet sind, direkt am Ufer verbrannt. Als Abschluss fuhr ich an den Oberlauf des Ganges im Bundesstaat Uttaranachal, wo ich in Rishikesh in einer schönen Voralpenlandschaft gelegen, einige der berühmten Yoga Ashrams besucht habe. In einem davon waren schon die Beatles zu Gast, wo sie den Grossteil ihres weissen Albums geschrieben haben. Danach gings auf der letzten Etappe wieder zurück nach New Delhi und dann nach Hause.





1: Humayuns Grab in New Delhi
2: Eingang zu Fathepur Sikri
3. Strassenszene in Jaipur
4: am heiligen See in Pushkar
5: Bundi mit der Festung
6: Jodhpur mit der Festung
7: Das Schloss von Amber
8: Udaipur mit dem berühmten Lake Palace Hotel
9: Die Festung von Jaisalmer im Sonnenuntergang
10: Übersicht über die Festung von Jaisalmer
11: Der Wüstenritt bei 40 Grad nach Bikaner
12: Unterwegs in der Wüste
13: in Varanasi am heiligen Fluss Ganges
14. in Rishikesh am Oberlauf des Ganges
15: typische indische Eisenbahn mit vergitterten Fenstern
16: auf dem Bahnsteig in New Delhi