Ja das ist gar nicht so einfach, nach so vielen fremdartigen und speziell indischen Eindrücken von mehreren Wochen hier die Höhepunkte aufzulisten. Trotzdem sind mir bis heute folgende Sachen absolut lebendig geblieben, die ich gerne als meine Höhepunkte beschreiben kann:
Bauwerke:
Viele der grossartigen Paläste, Mausoleen, Grabmähler und Festungen in dem von mir bereisten Teil von Indien sind islamischer oder persischer Herkunft zur Zeit der Mughal Dynastie im 15. bis 17. Jahrhundert. Absolut einsam an der Spitze ist hier der Taj Mahal, der vollständig aus weissem Marmor gefertigt wurde und dank des hintergrundlosen Horizontes es einem scheint, als ob er schwebe. Besonders eindrücklich an der muslimischen Baukunst und noch spezieller am Taj Mahal ist die absolute geometrische Symmetrie des gesamten Bauwerkes, egal von welcher Seite her man es betrachtet. Zusätzlich sind die Verzierungen und Ornamente ebenfalls nur geometrische Muster, die exakt symmetrisch am Gebäude angebracht wurden. Dass dieses Mausoleum von einem der Mughal Herrscher für eine seiner Ehefrauen erstellt wurde, als sie bei der Geburt ihres 14. Kindes starb, ist dann noch zusätzlich eindrücklich.
Von ganz anderer Herkunft, sowohl religiöser als auch architektonischer, sind die Tempel der Religion der Jain (http://de.wikipedia.org/wiki/Jainismus), besonders diejenigen in Ranakpur (nördlich von Udaipur) und in Mount Abu, die bereits ab dem 10. Jahrhundert n. Chr. erstellt wurden. Diese figürlichen Steinarbeiten sind so reichhaltig und von so herausragender Qualität, dass ich jedem den Besuch dieser Tempel nur empfehlen kann. Wenn ich vergleiche, was im 10. Jahrhundert in der Schweiz für Bauwerke entstanden sind, dann ist Frage nach dem Ort der Hochkultur zu dieser Zeit ziemlich klar beantwortet.
Indische Kultur und Identität:
Überall in Indien habe ich eine starke kulturelle Identität, eine reichhaltige gelebte Kultur sowie eine intensive Spiritualität empfunden und erfahren, sei es bei den sehr polytheistischen Hindus, den Muslimen oder den stolzen und selbstbewussten Sikhs, um hier die Hauptreligionen der von mir bereisten Gebiete zu nennen. Immer wieder habe ich Leute kennengelernt, junge wie auch alte, die auf einer Pilgerreise zu einem heiligen Ort oder Tempel waren, um dort für eine bessere Zukunft, Karriere, Familienglück, Gesundheit und andere Dinge zu beten.
Das geht einher mit dem sehr eigenen indischen Essen, der speziellen Kleidung für die Frauen, einer sehr eigenen und eigenständigen Musik- und Filmtradition, wo überall generell wenig von ausländischen Einflüssen zu sehen und zu spüren ist.
Eine weitere indische Eigenheit sind die arrangierten Heiraten: Noch heute sind mehr als geschätzte 90 % der Ehen von den Eltern arrangiert, selbst unter Studenten und Akademikern in der Hauptstadt New Delhi. Erst in Bombay hat es langsam mit Liebesheiraten begonnen. Ich finde, dass Indien sich auf seine traditionellen Werte besinnen und vorsichtig sein soll mit der zu schnellen Integration von ausländischen Einflüssen. Gönnen möchte ich es den Indern jedenfalls nicht, eine Scheidungsrate von 50 % zu haben.







1-2: Taj Mahal in Agra
3-5: Die verschiedenen Jain Tempel in Ranakpur
Indisches Essen
Diejenigen, für die das indische Essen der Traum auf Erden ist, blättern nun lieber weiter zum nächsten Kapitel. Für die wenigen anderen schreibe ich hier meine leidvollen Erfahrungen auf.
Tja das ist so eine Sache mit dem indischen Essen und mir: Ich habe schon von Haus auf nicht gerne scharfes Essen. Dass jedoch nun bis auf sehr wenige Ausnahmen alles (!) sehr scharf serviert wird war nun wirklich etwas unerwartet. Selbst wenn man eindringlich darauf hinweist, dass man das Essen gerne absolut ohne irgendwelche scharfen Gewürze serviert haben will, ist es immer noch in der Hälfte der Fälle scharf oder so, dass ich das Essen als nicht essbar wieder zurückgeben musste. Es ist wirklich kein Spass, wenn einem der Mund höllisch brennt und der Schweiss aus allen Poren und den Augen in Strömen fluchtartig den Körper verlässt und man richtiggehende Atemnot kriegt. Die einen mögen ja das als exotisch empfinden, mir hat es schlicht und einfach den Appetit verdorben.
Der zweite Dämpfer im indischen Essen ist die Präsentation, die bis auf wenige Ausnahmen immer sehr ähnlich ist: mehrere Schälchen, die mit Gemüse oder Fleisch gefüllt sind, und das immer in einer dicken und (ja ihr wisst es schon) sehr scharfen Sauce. Diese Inhalte werden dann mit Reis (bevorzugt von Hand) gemischt und so gegessen. Varietäten davon sind wirklich selten. Wenn ich das mit anderen Ländern wie China, Japan oder Thailand vergleiche, dann muss ich nun leider zugeben, dass die indische Küche hier bei weitem nicht mithalten kann. Es war mir persönlich einfach zu langweilig. Immerhin habe ich mich dazu durchgerungen, einmal pro Tag eine warme Mahlzeit mit indischem Essen zu bestellen und so mehr Erfahrung zu sammeln. Auch die vielen Blicke auf hunderte von Tischen in all den Restaurants, in denen ich gegessen habe, hat hier keine weitere positive Erhellung bringen können.
So fällt leider mein sehr persönliches und subjektives Urteil über die indische Küche ziemlich vernichtend aus. Sehr positiv zur Kenntnis genommen habe ich jedoch, dass das eigene indische Essen etwas sehr zentrales und wichtiges ist im indischen Alltag und von ausländischen Einflüssen weitgehend frei geblieben ist. So findet man beispielsweise nur sehr wenige Restaurants amerikanischer Fast Food Ketten. Dies ist meiner Meinung nach ein wichtiges Element einer starken kulturellen Identität, die in anderen mir bekannten Ländern so nicht sichtbar ist.
Spiritualität
Spiritualität – gelebte Religion, in Indien überall und immer sichtbar. Sind ja der Islam und der Sikhismus als monotheistische Religionen noch einigermassen verständlich, so war das für mich mit dem Hinduismus schon einiges schwieriger. Alleine die Vielzahl der Götter und den entsprechenden Inkarnationen macht es nur rein intellektuell schwierig, den Überblick zu behalten. Die einen beten Vishnu an (den Bewahrer), die anderen Hanuman (den Affengott), die dritten Ganesh (den Elefantengott), andere Brahma (den Gestalter), wieder andere Krishna (als Inkarnation von Vishnu), einige Shiva (den Zerstörer) und so weiter. Noch viel schwieriger zu verstehen war es für mich, dass im Hinduismus eigentlich alles heilig sein kann: Von den schon wohlbekannten Kühen in den Strassen über die Affen auf den Dächern (zumindet dort wo man den Hanuman anbetet), die heiligen Flüsse oder Seen bis hin zu heiligen Bäumen oder Steinen bis zu einem ganz abstrusen Ort, wo ein Tempel gebaut wurde, um lebende heilige Ratten anzubeten. Besonders heilig soll es sein, wenn einem eine weisse Albinoratte über die Füsse huscht (ach ja und der Tempelbesuch in Indien ist immer ohne Schuhe...). Na dann viel Spass ! Alleine das Bild hat mir gereicht, mich vom Besuch dieser Stätte abzuhalten: http://www.karnimata.com/frame_speciality.html .




1. Die heilige Stadt Pushkar
2. Varanasi am heiligen Ganges
3. Der goldene Tempel von Amritsar am Tag
4. Der goldene Tempel von Amritsar bei Nacht
Leute und Leben
Die Leute haben mich wirklich beeindruckt: Trotz zum Teil sehr widrigen Lebensumständen habe ich viele Menschen kennengelernt, die sehr aufgeschlossen und höflich waren, warmherzig, ohne Berührungsängste oder Scheu, auf einem erfrischend hohem Bildungsniveau, sehr kultiviert und interessiert am Vorgehen in der Welt, motiviert, positiv sowie stolz und selbstbewusst. Wie in anderen asiatischen Ländern auch ist es jedoch nicht immer ganz einfach, zwischen den Heerscharen von Bettlern und Armen die interessanten Leute kennenzulernen, die nicht einfach nur am Geld der reichen Ausländer interessiert waren.







1. im lokalen Bus
2. Marktszene in New Delhi
3. in den engen Gassen von Varanasi
4. Wüstenbewohner von Jaisalmer
5. Pilger am goldenen Tempel in Amritsar
6-7. heilige Sadhus in Varanasi
Musiktip
Und hier noch einen speziellen Musiktip, den man z.B. von Limewire bequem herunterladen kann. Es ist speziell indische Musik mit dem Tabla, einer kleinen Trommel, gemischt mit westlichen Percussion-instrumenten:
Tabla Beat Science, z.B. Live in San Francisco at Stern Grove Disc 1 oder den Song Arabic
Diejenigen, die es etwas spiritueller haben möchten empfehle ich zur Entspannung (andere sagen auch Meditation) die Liveaufzeichnung der Sikhs aus dem goldenen Tempel von Amritsar:
http://www.sikhnet.com/s/sikhnetradio Channel 9 als Live Audio oder Channel 10 als Live Video.
Dear english readers
Sorry but unfortunately I haven’t had enough time to translate the german text of my trip to India to english. But a proper translation will follow by the end of the year, when I will be back from my sailing trip through the South Pacific.