23 November 2010

35. Taiwan 2


Kaohsiung, 11. - 18. November
Die knapp vierstündige Fahrt auf hervorragend ausgebauten Strassen erinnert mich vom Gelände her wiederum stark an die Schweiz, nur das die hier nicht nur Schneeberge haben (die ich aber leider nicht zu sehen kriege) und eine sehr hügelige Landschaft, sondern halt eben auch noch das Meer !
Zu meiner Freude ist gleich das erste Hotel, das ich betrete, ein Hit, denn was hier zu einem 4 Sterne Komfort geboten wird kostet nach harter Verhandlung auch nur knapp über 30 USD pro Nacht. Mein Verhandlungspartner ist eine sehr nette und auch fast als hübsch zu bezeichende Chinesin (was hier leider gar nicht so oft vorkommt) mit dem unglaublich klingenden chinesischen Vornamen 1 3 5 (eins drei fünf) ! Ich lüge nicht, es ist kein Witz, die heisst wirklich so ! Das ist ja noch krasser als in den Philippinen, wo ich Girls kennengelernt habe mit Namen wie Sunday, Kenia, Apple, April, Rose oder June. Dabei verdient sie als Receptionistin im Hotel satte USD 1000 pro Monat und gehört damit in ganz Asien zur Spitzenverdienerin in ihrem Fach.
In diesen Ferien lasse ich es extra etwas gemütlich angehen, da ich ja schon bald für 3 Monate nach Indien verreise und so habe ich hier in Kaohsiung auch nicht so ein straffes Besichtigungsprogramm. Stattdessen lasse ich mich durch die Stadt treiben geführt von den Augen und natürlich der Nase, besuche den Fluss, den Hafen, verschiedene Shoppingcenter und etwa 4 verschiedene Essmöglichkeiten pro Tag (das Frühstück bereits abgezogen, das gibt es schon im Hotel, natürlich aufs Zimmer serviert....). Nach einem weiteren Besuch in die alte Hauptstadt Tainan verlasse ich Kaohsiung nach einer Woche wieder nordwärts Richtung Taipei und wie !

Changhua, 18. - 21. November
Die dreistündige Fahrt nach Taichung gehört für mich reisemässig zu den Top 3 der je erlebten Reisegenüsse, denn das, was mir hier für USD 9 im Reisebus geboten wird schlägt weltweit alles bisher dagewesene: von aussen hat der Bus normale Dimensionen, doch er bietet lediglich 18 Personen einen Sitz und zwar jedem einen Einzelsitz mit 2 Sitzen pro Reihe ! Der Sitz selbst ist eher ein Thron und ein veritables Ungetüm mit folgenden Eigenschaften: 4-fache Sitzverstellung mit 3-facher Massagefunktion, eigener verstellbarer Bildschirm mit Kopfhörer und einer grossen Anzahl an Filmen und Musik on demand, Spiele mit einer eigenen Spielkonsole, das aktuelle Fernsehprogramm nahezu störungsfrei, eine Karte mit der genauen GPS Position des Fahrzeugs, eine Steckdose für den Laptop, ein Fach mit einer Wolldecke..... Das Fahren selbst ist eher ein gemütliches Dahingondeln und so bin ich bitter enttäuscht, als ich mich nach 3 Stunden (Ankunft selbstverständlich auf die Minute) wieder von meinem Thron erheben und zu den normal Sterblichen runtersteigen muss. Wow so was macht schon fast süchtig ! Nur schade sind die in Europa noch nicht so weit entwickelt ! Übrigens: die Gesellschaften, die solche Busse haben, nennen sich Ho-Hsin oder Aloha !
Von der Busstation aus geht es dann per gratis Shuttlebus zum Bahnhof und dort mit dem Vorortszug in die nächst kleinere Stadt Changhua, denn dieses Taichung ist die dritte Millionenstadt nach Taipei und Kaohsiung und nach soviel Hektik ist es mir im Moment nicht zumute. Den richtigen Zug zu finden ist wiederum ein kleines Abenteuer für sich, denn niemand spricht irgendein Wort Englisch und so wiederhole ich halt das einzige chinesische Wort, das ich einigermassen fehlerfrei aussprechen kann, nämlich das des Zielortes Changhua (tönt etwa so wie “tschang-chua“).

Changhua ist dann auch wirklich viel ruhiger und gelassener und so gönne ich mir erst mal einen Tee in einem Teeshop: Der Teeshop selbst hat es aber in sich, denn hier werden gleich 60 verschiedene Sorten Tee und alleine 5 verschiedene Arten der Zuckerbeigabe offeriert. So entscheide ich mich dank englischsprachiger Menuhilfe für einen Passionfruit Green Tea, den ich abends unter der Laube geniesse und dabei den Leuten zuschaue, wie sie zielgerichtet ihr Tageswerk verrichten, bevor mir die Augen zufallen und ich von dieser Busfahrt in meinem Thron träume.
Das weitere Besuchsprogramm in Changhua und dem Nachbarort Lukang ist vor allem den Tempeln gewidmet, buddhistischen als auch konfuzianischen. Besonders interessant ist, dass Schüler vor einer Prüfung sich noch heute an Konfuzius wenden und ihn um eine gute Prüfung bitten und dabei ein kleines handgeschriebenes Zettelchen an einer Wand befestigen. Wenn man bedenkt, dass Konfuzius 500 Jahre vor Jesus gelebt hat....

Taipei, 21. - 25. November
Nach einer letzten Zugfahrt von Changhua schliesst sich meine Rundreise durch Taiwan und ich komme wieder in Taipei an. Die letzten 3 Tage vor der Rückkehr in die kulinarische Wüste findet natürlich vor allem essenderweise statt, obwohl ich zugegebenermassen von dieser Süppchenkocherei langsam genug habe und ich des einen oder anderen Males zielgerecht ein Pasta-Restaurant aufsuche und mich konventionell mit Gabel vollfresse. Da das Wetter auch endlich mal mitspielt für eine schöne Rundsicht besuche ich am vorletzten Tag Taipei 101, den 508 m hohen Turm, der von der Höhe her momentan nur von einem Turm in Dubai geschlagen wird. So fahre ich denn mit einer Horde chinesischer Gruppentouristen (was sonst...) mit dem schnellsten Lift der Welt, der auf atemberaubende 1010 m/min (das sind über 60 km/h) beschleunigt, auf die oberste Plattform und geniesse den Rundblick über diese tolle Stadt. Ansonsten laufe ich sehr viel herum und geniesse dieses ganz spezielle Flair dieser Grossstadt, die auf den ersten Blick so ganz amerikanisch wirkt, so chinesisch ausschaut und sich auf den zweiten Blick doch eher mediterran gibt. Noch ein letzter Tip: Einkaufen ist hier dank der Breite des Sortiments und den unzähligen Läden und Shopping Centers ein Hit, doch die Preise sind eher an europäische Massstäbe angelegt als an asiatische. Zusätzlich will man ja auch keine chinesischen Zeichen auf der Tastatur und das Problem der schwierigen Kommunikation bleibt bei jedem Kontakt bestehen.
So mache ich mich nach spannenden 3 ½ Wochen wieder auf nach Manila und bin sicher, dass ich diese Insel wieder einmal besuchen werde.

Vorerst geht es aber wieder nach Indien: Mitte Dezember mache ich mich auf den Weg nach Kalkutta. Von dort aus geht es Richtung Süden, die Route ist aber noch offen und soll eine Überraschung bleiben. Zurück bin ich dann jedenfalls wieder gegen Ende März 2011. Das wird dann auch in etwa das Datum der nächsten Veröffentlichung in diesem Blog sein.
Da bleibt mir nur noch, Dir eine schöne Zeit zu wünschen und hoffentlich viel Freude zu haben an meinen Fotos und dem Text.




1-5: Stadtimpressionen
6: Geschäft für Hochzeitskleider
7: MRT Station in Taipei
8: Ich mit Chiang Kai-Shek (...)
9: Busfahrplan
10-12: Taipei 101
13-14: Tarokoschlucht
15-16: Fahrplan oder Menukarte ?

21 November 2010

34. Taiwan 1


Taipei, 2. - 6. November
Was gibt es Schöneres als zu Sparen und erst noch zu fliegen ? In meinem Fall spare ich mir die Kosten für die Visaverlängerung und fliege stattdessen das erste Mal nach Taiwan, das ja nur 2 Flugstunden nördlich von Manila liegt. Also verlasse ich wieder mal die kulinarische, soziale und kulturelle Wüste und besuche eines der Foodparadiese in Asien. Stunden- und kilometerlang kann man hier unter Lauben (ähnlich wie in Bern) lustwandeln und die wirklich tausenden von Essständen und Restaurants an sich vorbeigehen lassen, wo alles frisch gemacht ist und alles zum Probieren einlädt. Ob ein simpler Stand mit Plastikstühlen, ein nettes Restaurant oder ein Luxus-Fresstempel: Alles gibt es hier im Überfluss, ganze Strassenzüge, die voll sind mit allerhand von Essmöglichkeiten, immer mal wieder aufgelockert mit einem Café mit frischer Patisserie. Was für eine erfrischende Alternative zu den Kettenrestaurants in Manila, wo das meiste vorgekocht angeliefert und dann nur noch aufgewärmt wird. Bei wem soll man sich da ärgern, wenn es alle so wollen und sich nicht mal beklagen ? Oder wollen die es auch nicht und sagen nur nichts weil es zu mühsam und aufwendig ist ? Sei es wie es ist, auf jeden Fall fresse ich mich förmlich durch die riesige Stadt und lasse die Tage an mir vorbeigehen mit Menschen, die zwar alle chinesisch aussehen und auch so sprechen (nämlich Mandarin aus dem Norden Chinas), die aber so wohltuend sympathisch und hilfsbereit sind und sich dadurch sehr positiv von ihren kontinentalen Nachbarn unterscheiden, so wie ich die bei meinem Besuch vor ein paar Jahren erlebt habe. Alles hier ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit einfach zu finden, die Stadt sauber und aufgeräumt und dazu trotz der Grösse mit einer erfrischenden Tagestemperatur von 20 Grad wunderbar zu Fuss zu erwandern. Überall muss ich Halt machen, die Stadt (und natürlich die Auslagen der Fresstempel) bestaunen und ich bin beeindruckt, was 2 Flugstunden von Manila weg für Unterschiede herrschen, von den Mentalitäten und natürlich auch vom gesamten Resultat her. Getoppt wird das Ganze natürlich vom über 500 m hohen Turm Taipei 101, dessen Spitze tatsächlich dem Himmel etwas näher zu sein scheint, ebenso wie die unzähligen Tempel buddhistischen oder konfuzianischen Glaubens.

Hualien, 6. - 8. November
Nach einigen tollen Tagen und vollem Bauch fahre ich in 2 ½ Stunden in einem komfortablen Zug an die Ostküste in die Stadt Hualien. Diese Küstenstadt besticht bei mir durch ihren Charme - und den unzähligen Essmöglichkeiten..... Eine der Topattraktionen von Taiwan liegt sogar in der Nähe, die Tarokoschlucht. So nehme ich den Gratis-Shuttlebus (!) und fahre in diese Schlucht, die mir sehr ähnlich wie die Schweizer Schöllenenschlucht vorkommt, einfach viel grösser und wilder. Überhaupt erinnert mich die Landschaft vielerorts an die Schweiz hügelig und gut erschlossen ! Dass es eine Topattraktion ist merkt man auch an den unzähligen Tourbussen, die wagenladungsweise ausschliesslich chinesische Touristen durch die Insel karren und sie bei einem fotowürdigen Punkt für 10 Minuten ins Freie entlassen - aber nur straff geführt durch einen Reiseleiter, der einer Mischung aus Schafhirte und Major gleicht.

Taitung, 9. - 11. November
Nach einigen schönen Tagen fahre ich per äusserst bequemem Linienbus weiter südlich alles an der Ostküste entlang nach Taitung. Die Strecke gleicht hier etwa dem Highway 1 entlang der Westküste der USA, wild und den Taifunen ausgesetzt.
Taitung selbst hat wie Hualien auch etwa 100'000 Einwohner und glänzt wiederum mit der Freundlichkeit seiner Einwohner, auch wenn Gespräche wegen in der Regel völlig fehlenden Englischkenntnissen leider nicht stattfinden.
Wie funktioniert denn hier eigentlich das Bestellen von Essen ? Entweder haben die spezielle Karten mit Fotos der Menues oder sogar einem englischsprachigen Text. Doch nur allzuoft muss ich einen Angestellten bei der Hand nehmen, ihn zu den essenden Gästen führen und per Handzeichen mitteilen, was ich gerne essen möchte. Dabei muss man aufpassen, denn selbst für die Zahlen gibt es hier unterschiedliche Handzeichen. So wird beispielsweise die Zahl 10 mit den beiden gekreuzten Zeigefingern dargestellt. Ah ja und übrigens findet man Gabel und Messer meist vergebens.... Nur der Löffel gehört neben den Stäbchen zur Standardausrüstung auf dem Tisch, denn Chinesen lieben es zu kochen und zu brutzeln an ihrem Tisch und die Köstlichkeiten per Suppe zu sich zu nehmen.
Touristisch bietet Taitung nicht besonders viel und so mache ich mich wiederum per Bus auf die westliche Seite der Insel in die zweitgrösste Stadt Kaohsiung.




1-6: beim Essen
7-14: Tempel(-szenen)
15: Studentenwand
16-17: Busfahren 1. Klasse