10 October 2013

57. Nepal 2



Dann kommt aber für mich der kleine grosse Moment: Nach weiteren Übernachtungen auf 4300 und 4800 Metern (immerhin der Gipfel von Mont Blanc) kommt dann die Königsetappe: auf einem guten, jedoch verschneiten und gefrorenen Wanderweg auf den Pass mit dem Namen Thorong La auf der Höhe von 5416 Metern ! Noch nie in meinem Leben war ich über 5000 Metern unterwegs. Leider ist das (neben dem kleinen Teehaus mit heissem Tee für 2 Dollar die Tasse) nicht grad ein heimeliger Ort und so steige ich bei kaltem Wind nach dem obligaten Gipfel- oder Passfoto schnell wieder ab, in die Nebelsuppe von Mustang, der auf den 1600 Höhenmetern auch noch etliches an Regen von sich gibt.

Nach einem harten und nassen Abstieg ins Dorf Muktinath nimmt mich die Zivilisation aber bereits schon wieder in Griff: Empfangen von vielen hinduistischen Pilgern und einer Strasse, die diese soweit nach oben bringt, ist eigentlich alles da, was man als einsamer Wanderer im Himalaya nicht unbedingt sucht. So laufe ich grösstenteils wieder auf der zum Teil unglaublich schlechten Strasse die nächsten Tage bergab durch Mustang. Die nicht so tolle Motivation macht sich wieder breit: Die Sicht ist nicht die beste und entlang oder auf der Strasse zu wandern ist leider auch nicht so der Hit. Zusätzlich machen mir leider die mittlerweilen operierten Schuhe immer noch Probleme. Die Aussicht auf Upper Mustang ist aber beeindruckend und absolut unerwartet, da die Landschaft hier fast wüstenhaft ist, was damit zu tun hat, dass sie im Windschatten des Annapurna Massivs liegt. So habe ich wenigstens Zeit mir zu überlegen, ob ich es im Himalaya mal mit einem Trekking Peak versuchen soll (später in Kathmandu sagen sie mir, dass ich mich dazu bis im Januar 2014 entscheiden müsse...mal sehen....). Nach einigen Wandertagen komme ich dann im Dorf Tattopani an, was soviel heisst wie heisses Wasser. Ja tatsächlich, hier gibt es eine heisse Quelle und Becken, wo man sich reinlegen kann. So liege ich dann in diesem heissen Wasser und überlege mir, ob ich morgen die 1700 Meter Anstieg Richtung Annapurna Base Camp noch in Angriff nehmen soll mit der Ausicht, dass die Sicht nicht besser werden wird. Ich entscheide mich dagegen, was sich als weise Entscheidung herausstellt, da wenig später die Ausläufer des indischen Typhoons voll spürbar werden und es in Nepal 36 Stunden voll durchregnet respektive schneit.

So besteige ich nach 2 Wochen Wanderung wieder den Bus zurück nach Pokhara in die richtige Zivilisation, lasse es mir nochmals in Pokhara und Kathmandu (immer mit Shopping verbunden) gutgehen und verbringe auf dem Weg zurück nach Manila nochmals eine Woche in Bangkok.

Mein Fazit (Dank meiner Uhr kann ich für einmal Zahlen sprechen lassen):
Im Gesamten 7'500 Höhenmeter hoch und 7'000 Höhenmeter runter, bei einem durchschnittlichen Stundenschnitt von 141 Höhenmeter hoch und 131 Höhenmeter runter. Da gefällt mir der Spruch auf einem T Shirt sehr gut: Nepali flat: little bit up, little bit down.....

Wie erwartet haben mich diese unglaublichen Landschaften fasziniert, wo man leibhaftig alle 3 Dimensionen spürbar erleben kann: Weite, Höhe und Tiefe. Weiter haben mich natürlich die Menschen beeindruckt, die in diesen abgelegenen Tälern ein sehr einfaches Leben unter sehr harten Bedingungen leben. Immer wenn es die Wolken zugelassen haben, war ich natürlich auch fasziniert von diesen riesigen Schnee- und Eiskolossen, die tatsächlich bis in den Himmel wachsen. Wenn man in einem Tal auf 2500 Metern wandert und zu einem Berg hochschaut, der nicht weit entfernt ist und über 5000 Meter höher gelegen ist, dann ist dieses Erlebnis vermutlich weltweit einzigartig. Leider war die Strasse bis auf 3 Tage über den Pass omnipräsent und hat mein persönliches Wandererlebnis stark reduziert. Will man es den lokalen Leuten aber verübeln, dass sie sich ökonomisch weiterentwickeln wollen, nur damit man selber ein tolleres Naturerlebnis haben kann ? Vermutlich nicht. Die Touristen kommen trotzdem, einfach eine andere Klientel, die sich in kurzer Zeit hinfliegen lassen um für teures Geld in einer Wanderkolonne mit Trägern und Führern nach Upper Mustang zu wandern. Für mich selber kann ich da nur sagen: Leider einige Jahre zu spät !






















in Pokhara










08 October 2013

56. Nepal 1




Nach einem 5 tägigen Aufenthalt in Kuala Lumpur lande ich am 19. September in Kathmandu. Schon der Anflug war sehr wolkenverhangen und lässt für die nächsten Wochen nichts Gutes ahnen, was sich leider noch bestätigen wird. Nach einem Einkaufsbummel in Kathmandu, wo ich mich noch mit einem Schlafsack und anderen Kleinigkeiten ausrüste geht es per Bus nach Pokhara, das wunderschön an einem traumhaften See gelegen ist. Natürlich befindet sich auch mein Hotel direkt am See, so dass ich mich noch das letzte Mal so richtig verwöhnen lassen kann.

Haben mir die vielen Touristen in Pokhara doch etwas zugesetzt, so bin ich positiv überrascht, dass sich frühmorgens nur eine Handvoll auf dem Busbahnhof (einem grossen Dreckplatz) in Pokhara einfinden, der uns an den Anfang des Annapurna Circuit Treks nach Besi Sahar bringen soll. So bin ich denn erstmal vorsichtig optimistisch, was die Anzahl Trekkers anbelangt. Leider beginnt es kurz nach Ankunft bereits zu regnen, was denn auch schon einiges verspricht. Am nächsten Morgen zeigt sich das Wetter dann jedoch von seiner besten Seite und ich laufe voller Zuversicht los, wie erwartet und erhofft als einziger Trekker weit und breit. Langsam zeigen sich dann auch die wenigen anderen Trekker, die mit mir gestern auch auf dem Bus waren. So ist dann auch der erste Abend in Gesellschaft zweier Holländerinnen in einem schon ziemlich abgelegenen Kaff namens Ghermu sehr nett.

Weitere 4 Tage geht es das gleiche Tal weiter bis zu einem Dort namens Manang, das bereits schon auf 3500 Metern liegt und wo man klassischerweise einen Akklimatisationstag einlegt. Neben dem launenhaften Wetter, das die grossen Berge meist wolkenverhangen lässt und meinen Schuhen, die ungewollt sehr schmerzhafte Druckpunkte haben und ich später eigenhändig mit dem Sackmesser rausschneide, drückt auch die Strasse, auf der man ständig läuft oder zumindest in Sichtweite ist, nicht gerade positiv auf meine Stimmung. Immer wieder aber bringen es die Einheimischen fertig, mich in gute Laune zu bringen, seien es die einfachen Träger, die bis zu 70 kg tragen, die Kinder, die mir überall sehr nett begegnen oder meine diversen Schlummermütter in diesen Hotels (so heissen die, eigentlich sind es aber eher gut ausgestattete Bretterbuden mit einem Einheitsmenu). Die wenigen Augenblicke, in denen ich aber diese riesigen Schnee- und Eisberge sehe, die tatsächlich bis in den Himmel ragen (vom Trek aus sieht man die 3 Achtausender Manaslu, Annapurna I sowie Daulaghiri) sowie die grossartige Landschaft spornen mich aber immer wieder an, am Morgen aus dem warmen Schlafsack zu steigen und weiter zu gehen. Die Worte “abgelegenes Tal“ finden hier wirklich eine ganz andere Bedeutung: Noch nie im Leben bin ich 5 Tage lang in ein Tal rein marschiert, indem sich die Landschaft fast stündlich ändert, von einem weiten fruchtbaren Tal über einen schroffen Canyon bis zu einer wüstenhaften Einöde. Ich beginne die Leiter der Annapurna Expedition Maurice Herzog und Louis Lachenal von 1950 zu verstehen, die mit einer 150 Mann starken Trägertruppe in diesen tiefen Tälern drin zuerst einmal ihren Berg finden mussten, bevor sie sich daran machen konnten, ihn auch zu besteigen.































15 August 2013

55. Japan 2



Osaka, 7. – 11. August
Etwas wehmütig mache ich mich dann in einer bequemen stündigen Bahnfahrt zum japanischen Schnäppchenpreis von USD 4 auf nach Osaka, wo mich nach der Schlechtwetterperiode zwar Sonnenschein erwartet, aber leider auch extrem heisses und schwüles Wetter mit Tagestemperaturen bis zu 38 Grad. Gottlob gibt es hier fast keine Sehenswürdigkeiten als “Urban Street Life“, und so schaue ich mir halt die tausenden von herausgeputzten Teenies an, die in gekühlten Shopping Arkaden sich selbst bewundern und dank ihrem zum Teil unvorteilhaften Körperbau nicht grad elegant auf ihren hohen Schuhen daherwackeln... Kurz bevor ich wegen der Hitze ins Schwanken gerate, lasse ich mich in einem der vielen Kaffees oder Stores wieder runterkühlen, bevor die Show am Dotonburi weitergeht.

So freue ich mich denn am Samstag auf einen unterhaltsamen Abend in Osaka. Doch leider kommt alles anders: Abends um 9 muss ich bei immernoch brutalen 35 Grad schlicht die Segel streichen, weil das für mich einfach zuviel ist. So was haben wir in Manila höchstens am Tag während der heissesten 2 Monate des Jahres ! So kehre ich nach ein paar netten Tapas wieder in mein gekühltes Hotel zurück und mache wenigstens noch was sinnvolles und schreibe diesen Bericht hier.

Kobe, 11. – 15. August
Die nächste einstündige Fahrt führt mich ausschliesslich durch Grossstadtdschungel nach Kobe, das berühmt ist wegen seines verherenden Erdbebens von 1995 aber auch wegen des Kobe Beef. Da ich ersterens nicht erleben möchte versuche ich es mal mit Zweiterem. Doch auch hier wieder das Gleiche: Brutal heisse schwüle Temperaturen, die mir ein längeres Aufenthalten draussen nicht ermöglicht. Glücklicherweise sind die wichtigsten Strassen Fusgängerpassagen, die wie in Osaka überdacht sind und gekühlt werden. So geniesse ich halt den tollen Meerblick von meinem Hotelzimmer aus und wandle in diesen Passagen. Ah ja und das Kobe Beef: natürlich musste ich es einmal probieren ! Doch die Enttäuschung folgt auf dem Fuss ! Das Fleisch ist tatsächlich sehr gut und schmackhaft, der Preis jedoch ist absolut unangemessen ! So muss man für das teurste Stück Fleisch für lumpige 60 Gramm volle 150 US Dollar auf den Tisch legen ! Die spinnen die Japaner ! So ist mein Fleisch natürlich um einige Kategorien günstiger und ich leiste mir sogar die Höllenportion für 120 g ! Wehmütig denke ich an mein argentinisches Restaurant zurück, wo das Stück Fleisch für den Mann satte 600 Gramm schwer war.... So gibt es halt wiederum eine Bonsaiportion und nach dem “Mahl“ fühle ich mich so hungrig als wie zuvor, lediglich um einiges an Geld erleichtert....

Nur schwer kann ich von meinem schönen Hotelzimmer mit Meerblick und einstmals florierendem Hafen (seit dem Erdbeben liegen grosse Teile des Hafens brach) Abschied nehmen und mich auf den Weg zum Bahnhof zu machen.

Hiroshima, 15. – 20. August
Die zweite Fahrt mit dem Shinkansen steht heute auf dem Programm. Nicht ganz so teuer wie Kobe Beef, aber für eine 75 minütige Fahrt 100 Dollar zu verlangen ist immer noch happig. Auch wenn das Erlebnis wiederum grossartig ist, sind diese 100 Dollar bald verbraten und ich lande, pardon, komme im Bahnhof dieses so leidiglich berühmten Hiroshima an.

Alles geht wieder wie am Schnürchen und so lande ich schon nach gefühlten  5 Minuten nach meiner Ankunft in meinem Zimmer im 18. Stock mit Sicht auf grosse Teile dieser Stadt. So mache ich mich gleich auf, um das berühmteste Gebäude von Hiroshima und eines der berühmtesten in ganz Japan zu sehen, nämlich die Ruine der Kuppel eines der wenigen Gebäude, die beim Atombombenabwurf stehen geblieben ist. Etwas mulmig ist mir schon, als ich um diese Ruine gehe und den grösstenteils schweigenden Touristen zuschaue. Es dünkt mich, jeder ist auf seine Weise von diesem Anblick ergriffen ! Wenn man dann noch ein Foto sieht, wie es damals ausgesehen hat, dann wirkt das ganze noch surrealer.

So langsam kriege ich jetzt auch den Japan Koller, denn immer das gleiche Frühstück (auch wenn im Bett) stinkt mir langsam, ebenso wie diese Perfektion jedes Einzelnen dieser Gesellschaft mit diesen unzähligen Regeln, die es zu befolgen gilt, ist für mich eher belastend, ebenso wie die jetzt für mich fast sektenhaft wirkende immer gleiche Freundlichkeit und der Gesprächston, der bei keinem nur irgendwann eine bestimmte Pegelzahl überschreitet. So hört man keinen klagen, niemanden laut lachen, niemanden hupen oder kein Kind schreien. Alles bewegt sich ständig in einem sehr eng definierten Band. In diesen ohne Ausnahme ziemlich charakter- und gesichtlosen Städte kommen mir die Leute vor wie Teilnehmer eines 130 Millionen umfassenden Symphonieorchesters, das zusammen auf der höchsten Stufe der Perfektion auf der Weltbühne steht und von jedem Mitglied totale Unterwerfung und Hingabe erwartet. So ist es für mich auch nur zu verständlich, dass dabei die individuelle Kreativität ziemlich auf der Strecke bleibt. Wir Schweizer sind ja auch Perfektionisten (jedoch spielen wir im Vergleich zu den Japanern nur in einer Amateurliga), jedoch dünkt mich die individuelle Freiheit, sich zu bewegen, auszudrücken und zu entfalten, um ein Vielfaches höher als hier in Japan !

Nochmals steht ein Theater auf dem Programm, denn ich besuche Kagura, ein historisches Tanztheater, das typisch ist für diese Region hier um Hiroshima. Auch wenn die Musik unseren Ohren durchaus zugänglich ist, ist das ganze wiederum stark stilisiert und ritualisert mit genau zu befolgenden Abläufen..und das seit Jahrhunderten....

Fukuoka, 20. – 25. August

Schon etwas wehmütig besteige ich zum dritten Mal den Shinkansen und mache mich auf zu meiner letzten Etappe nach Fukuoka. Schon als ich aus dem Zug trete schlägt mir hier eine unglaubliche Hitze und Feuchtigkeit entgegen ! Es ist für mich fast unmöglich, draussen zu sein. So finde ich dann irgendwie durch viele unterirdische Passagen mein Hotel. Gemäss Internet ist es hier satte 5 Grad heisser als im ohnehin schon heissen Hiroshima ! Grauenhaft ! So bleibe ich erstmals im kühlen Hotelzimmer, bevor ich mich am Abend langsam schreitend auf einen ersten Rundgang machen kann. Glücklicherweise weht immer ein Lüftchen, so dass ich bald auch die schön am Meer gelegene Stadt mit den vielen Flüssen (ähnlich wie Hiroshima) besichtigen kann und hier (ebenfalls wegen fehlenden Sehenswürdigkeiten) ausgiebig auf Shopping Tour gehen und alles das kaufen kann, was es in den Philippinen schlicht nicht gibt (wie Bergschuhe für den bevorstehenden Nepal Trekking, anständige Halbschuhe oder die neuste Kompaktkamera).

Nachdem auch nun die Schönwetterperiode vorbei ist und der Regen einsetzt, bin ich ja gut gewappnet für Manila, die nach dem letzten Typhoon immer noch teilweise unter Wasser steht. So fliege ich nach 6 Wochen im strömenden Regen aus Japan ab und wieder für 3 Wochen nach Hause in den Philippinen.

Fazit
So ich weiss nun, dass sich die lustigste Subway Station Okachimachi (sprich Okatschimatschi) nennt, die unaussprechlichste Maidabashi-Kyudaibyonmae, die Mall mit dem lustigsten Namen sich eeny meeny miny mo ruft und das man Milch als gjünü ausspricht. Wie ich aber oben schon gesagt habe, dünkt mich sonst sehr viel überdurchschnittlich geregelt und organisiert, auch stilisiert und ritualisert, teilweise fast schon automatisiert und mechanisch, und das, was man sonst in westlichen Gesellschaften als natürliches kreatives Verhalten bezeichnet, hier auf der Strecke bleibt. Trotzdem sind die Leute wirklich überall sehr nett und relaxt, die Kinder wohlerzogen und alles funktioniert auf einem ausserordentlich hohen Perfektionsgrad, wo selbst die Schweiz sich klar geschlagen geben muss. Welcher Schweizer wäre auch bereit, im Supermarkt für einen einzigen Pfirsich 10 Franken, einen einzigen Apfel 6 Franken, einen Bund Trauben 40 Franken oder 4 kleine Rindsfilets 120 Franken zu bezahlen ?? Wenn man dann noch bedenkt, dass Japan vor nicht mal 70 Jahren absolut platt war, dann zieht man erst recht den Hut vor solch einer gesellschaftlichen Leistung, erst recht, wenn man das mit dem Rest von Asien (ausser Singapore) vergleicht......


historisches Japan
(alte Geisha und Samurai Viertel)






Ruine in Hiroshima


Urban Japan





















kulinarisches Japan

 

die günstigsten Krebse: 60 Franken das Stück...