So komme ich immerhin kilometermässig gut voran, bin in etwa in den gleichen Etappen wie letztes Mal und freue mich dann schon, als ich endlich die schneebedeckten Pyrenäen am wolkenverhangenen Horizont erspähe. Einige Tage später marschiere ich auch schon durch das Stadttor des letzten französischen Ortes Saint-Jean-Pied-de-Port und nehme die Pyrenäen in zwei Etappen in Angriff, bei beiden natürlich auf der Flucht vor drohenden dunklen Regenwolken. So komme ich in Rekordtempo auf der spanischen Seite an….. Nun folgt leider der unschönste Tag in meinem ganzen Wanderleben: Überzeugt, dass ich nach den Pyrenäen nur noch meine Kür (doch noch 750 Kilometer) zu absolvieren habe um Santiago zu erreichen, habe ich leider meinen Kopf abgeschaltet und so haut es mich am wirklich letzten regennassen Tag innert kürzester Zeit insgesamt dreimal um. Das erste Mal schaue ich ein Zementwerk an und fliege auf der unebenen geteerten Strasse auf die Nase und muss mich verarzten, das zweite Mal rutsche ich auf einer nassen Holztreppe aus und fliege auf den Hintern und das dritte Mal hänge ich mit meinem Schuh beim schwungvollen Bergablaufen und Überholen so blöd an einem Stein ein, dass es meinen rechten Unterschenkel regelrecht verdreht. So humple ich danach ins nächste Dorf und realisiere schon ziemlich bald, dass hier nach 1500 Kilometern mein Jakobsweg zu Ende geht. Das Positive ist immerhin noch, dass das genau am Tag vor meinem zweiten Ruhetag passiert und das Hotel, in dem ich bis zum Rückflug dann 9 Tage statt ein geplanter bleibe, bereits schon reserviert ist. So verbringe ich halt einige Tage im Hotel, 22 Stunden im Bett mit hochgelagertem Bein... Immerhin ist nichts gebrochen, es scheint lediglich eine starkte Überdehnung der Muskeln und Sehnen des rechten Unterschenkels zu sein. Natürlich muss ich noch erwähnen, dass die nachfolgenden Tage sonnenverwöhnt und wolkenlos sind, so dass ich den Tag im Hotelbett moralisch nur überstehen kann, wenn ich die Rolläden geschlossen halte.... So fliege ich dann via Madrid wieder in die Schweiz, wo ich dann bei Freunden meinen Genesungsprozess fortsetzen kann, der mich dann aber noch einige Wochen beschäftigen wird, bis ich absolut schmerzfrei bin. So nehme ich in mein Fluggepäck zurück in die Philippinen eine zusätzliche, leider etwas leidvolle Erfahrung mit sowie ebenfalls die Erlebnisse eines tollen zweiten Jakobsweges.
AM SCHLUSS
Während ich hier am Schreibtisch sitze und meinen Jakobsweg Revue passieren lasse bin ich trotz aller Umstände und Geschehnisse schon fast wieder motiviert, wieder eine Fernwanderung unter meine Füsse zu nehmen. Leider ist der Jakobsweg der einzige Fernwanderweg auf der ganzen Welt, wo die gesamte Infrastruktur (Schlafen, Essen) am Weg liegt und man mit einem kleinen Rucksack und kleinem Aufwand dieses Erlebnis geniessen kann. Leider bin ich jedoch nicht so ganz motiviert, wiederum etwas mehr als 1 Monat diese französischen Touristen zu erdulden, und all diesen für mich unnötigen gesellschaftlichen Ballast zu ertragen und zu erdulden. Hier hat der Freigeist in mir ein erhebliches Problem. Als Variante sehe ich beim nächsten Besuch in der Schweiz noch, das restliche Stück von Pamplona bis Santiago de Compostela zu absolvieren und so immerhin meinen zweiten Jakobsweg doch noch zu einem guten Abschluss zu bringen. Aber solche Entscheide werde ich wie immer relativ spontan fällen, feste Pläne hierzu sind mir ein Greuel, gerade dass das ja auch erst in 2 oder 3 Jahren der Fall sein wird. Ob es danach einen dritten Jakobsweg geben wird ? Ganz ausschliessen möchte ich es nicht……
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ein kalter Morgen...wiederum.... |
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St. Chely d'Aubrac |
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Estaing |
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Rasieren kann ja so unnötig sein.... |
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Endlich ist es geschafft....das Stadttor von St.-Jean-Pied-de-Port..das letzte französische Dorf |
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über die Pyrenäen..... |
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das letzte Foto vom Jakobsweg.... |
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der tolle Flughafen von Pamplona...für 5 Flüge am Tag..... |