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Kaohsiung, 11. - 18. November
Die knapp vierstündige Fahrt auf hervorragend ausgebauten Strassen erinnert mich vom Gelände her wiederum stark an die Schweiz, nur das die hier nicht nur Schneeberge haben (die ich aber leider nicht zu sehen kriege) und eine sehr hügelige Landschaft, sondern halt eben auch noch das Meer !
Zu meiner Freude ist gleich das erste Hotel, das ich betrete, ein Hit, denn was hier zu einem 4 Sterne Komfort geboten wird kostet nach harter Verhandlung auch nur knapp über 30 USD pro Nacht. Mein Verhandlungspartner ist eine sehr nette und auch fast als hübsch zu bezeichende Chinesin (was hier leider gar nicht so oft vorkommt) mit dem unglaublich klingenden chinesischen Vornamen 1 3 5 (eins drei fünf) ! Ich lüge nicht, es ist kein Witz, die heisst wirklich so ! Das ist ja noch krasser als in den Philippinen, wo ich Girls kennengelernt habe mit Namen wie Sunday, Kenia, Apple, April, Rose oder June. Dabei verdient sie als Receptionistin im Hotel satte USD 1000 pro Monat und gehört damit in ganz Asien zur Spitzenverdienerin in ihrem Fach.
In diesen Ferien lasse ich es extra etwas gemütlich angehen, da ich ja schon bald für 3 Monate nach Indien verreise und so habe ich hier in Kaohsiung auch nicht so ein straffes Besichtigungsprogramm. Stattdessen lasse ich mich durch die Stadt treiben geführt von den Augen und natürlich der Nase, besuche den Fluss, den Hafen, verschiedene Shoppingcenter und etwa 4 verschiedene Essmöglichkeiten pro Tag (das Frühstück bereits abgezogen, das gibt es schon im Hotel, natürlich aufs Zimmer serviert....). Nach einem weiteren Besuch in die alte Hauptstadt Tainan verlasse ich Kaohsiung nach einer Woche wieder nordwärts Richtung Taipei und wie !
Changhua, 18. - 21. November
Die dreistündige Fahrt nach Taichung gehört für mich reisemässig zu den Top 3 der je erlebten Reisegenüsse, denn das, was mir hier für USD 9 im Reisebus geboten wird schlägt weltweit alles bisher dagewesene: von aussen hat der Bus normale Dimensionen, doch er bietet lediglich 18 Personen einen Sitz und zwar jedem einen Einzelsitz mit 2 Sitzen pro Reihe ! Der Sitz selbst ist eher ein Thron und ein veritables Ungetüm mit folgenden Eigenschaften: 4-fache Sitzverstellung mit 3-facher Massagefunktion, eigener verstellbarer Bildschirm mit Kopfhörer und einer grossen Anzahl an Filmen und Musik on demand, Spiele mit einer eigenen Spielkonsole, das aktuelle Fernsehprogramm nahezu störungsfrei, eine Karte mit der genauen GPS Position des Fahrzeugs, eine Steckdose für den Laptop, ein Fach mit einer Wolldecke..... Das Fahren selbst ist eher ein gemütliches Dahingondeln und so bin ich bitter enttäuscht, als ich mich nach 3 Stunden (Ankunft selbstverständlich auf die Minute) wieder von meinem Thron erheben und zu den normal Sterblichen runtersteigen muss. Wow so was macht schon fast süchtig ! Nur schade sind die in Europa noch nicht so weit entwickelt ! Übrigens: die Gesellschaften, die solche Busse haben, nennen sich Ho-Hsin oder Aloha !
Von der Busstation aus geht es dann per gratis Shuttlebus zum Bahnhof und dort mit dem Vorortszug in die nächst kleinere Stadt Changhua, denn dieses Taichung ist die dritte Millionenstadt nach Taipei und Kaohsiung und nach soviel Hektik ist es mir im Moment nicht zumute. Den richtigen Zug zu finden ist wiederum ein kleines Abenteuer für sich, denn niemand spricht irgendein Wort Englisch und so wiederhole ich halt das einzige chinesische Wort, das ich einigermassen fehlerfrei aussprechen kann, nämlich das des Zielortes Changhua (tönt etwa so wie “tschang-chua“).
Changhua ist dann auch wirklich viel ruhiger und gelassener und so gönne ich mir erst mal einen Tee in einem Teeshop: Der Teeshop selbst hat es aber in sich, denn hier werden gleich 60 verschiedene Sorten Tee und alleine 5 verschiedene Arten der Zuckerbeigabe offeriert. So entscheide ich mich dank englischsprachiger Menuhilfe für einen Passionfruit Green Tea, den ich abends unter der Laube geniesse und dabei den Leuten zuschaue, wie sie zielgerichtet ihr Tageswerk verrichten, bevor mir die Augen zufallen und ich von dieser Busfahrt in meinem Thron träume.
Das weitere Besuchsprogramm in Changhua und dem Nachbarort Lukang ist vor allem den Tempeln gewidmet, buddhistischen als auch konfuzianischen. Besonders interessant ist, dass Schüler vor einer Prüfung sich noch heute an Konfuzius wenden und ihn um eine gute Prüfung bitten und dabei ein kleines handgeschriebenes Zettelchen an einer Wand befestigen. Wenn man bedenkt, dass Konfuzius 500 Jahre vor Jesus gelebt hat....
Taipei, 21. - 25. November
Nach einer letzten Zugfahrt von Changhua schliesst sich meine Rundreise durch Taiwan und ich komme wieder in Taipei an. Die letzten 3 Tage vor der Rückkehr in die kulinarische Wüste findet natürlich vor allem essenderweise statt, obwohl ich zugegebenermassen von dieser Süppchenkocherei langsam genug habe und ich des einen oder anderen Males zielgerecht ein Pasta-Restaurant aufsuche und mich konventionell mit Gabel vollfresse. Da das Wetter auch endlich mal mitspielt für eine schöne Rundsicht besuche ich am vorletzten Tag Taipei 101, den 508 m hohen Turm, der von der Höhe her momentan nur von einem Turm in Dubai geschlagen wird. So fahre ich denn mit einer Horde chinesischer Gruppentouristen (was sonst...) mit dem schnellsten Lift der Welt, der auf atemberaubende 1010 m/min (das sind über 60 km/h) beschleunigt, auf die oberste Plattform und geniesse den Rundblick über diese tolle Stadt. Ansonsten laufe ich sehr viel herum und geniesse dieses ganz spezielle Flair dieser Grossstadt, die auf den ersten Blick so ganz amerikanisch wirkt, so chinesisch ausschaut und sich auf den zweiten Blick doch eher mediterran gibt. Noch ein letzter Tip: Einkaufen ist hier dank der Breite des Sortiments und den unzähligen Läden und Shopping Centers ein Hit, doch die Preise sind eher an europäische Massstäbe angelegt als an asiatische. Zusätzlich will man ja auch keine chinesischen Zeichen auf der Tastatur und das Problem der schwierigen Kommunikation bleibt bei jedem Kontakt bestehen.
So mache ich mich nach spannenden 3 ½ Wochen wieder auf nach Manila und bin sicher, dass ich diese Insel wieder einmal besuchen werde.
Vorerst geht es aber wieder nach Indien: Mitte Dezember mache ich mich auf den Weg nach Kalkutta. Von dort aus geht es Richtung Süden, die Route ist aber noch offen und soll eine Überraschung bleiben. Zurück bin ich dann jedenfalls wieder gegen Ende März 2011. Das wird dann auch in etwa das Datum der nächsten Veröffentlichung in diesem Blog sein.
Da bleibt mir nur noch, Dir eine schöne Zeit zu wünschen und hoffentlich viel Freude zu haben an meinen Fotos und dem Text.
1-5: Stadtimpressionen
6: Geschäft für Hochzeitskleider
7: MRT Station in Taipei
8: Ich mit Chiang Kai-Shek (...)
9: Busfahrplan
10-12: Taipei 101
13-14: Tarokoschlucht
15-16: Fahrplan oder Menukarte ?
Taipei, 2. - 6. November
Was gibt es Schöneres als zu Sparen und erst noch zu fliegen ? In meinem Fall spare ich mir die Kosten für die Visaverlängerung und fliege stattdessen das erste Mal nach Taiwan, das ja nur 2 Flugstunden nördlich von Manila liegt. Also verlasse ich wieder mal die kulinarische, soziale und kulturelle Wüste und besuche eines der Foodparadiese in Asien. Stunden- und kilometerlang kann man hier unter Lauben (ähnlich wie in Bern) lustwandeln und die wirklich tausenden von Essständen und Restaurants an sich vorbeigehen lassen, wo alles frisch gemacht ist und alles zum Probieren einlädt. Ob ein simpler Stand mit Plastikstühlen, ein nettes Restaurant oder ein Luxus-Fresstempel: Alles gibt es hier im Überfluss, ganze Strassenzüge, die voll sind mit allerhand von Essmöglichkeiten, immer mal wieder aufgelockert mit einem Café mit frischer Patisserie. Was für eine erfrischende Alternative zu den Kettenrestaurants in Manila, wo das meiste vorgekocht angeliefert und dann nur noch aufgewärmt wird. Bei wem soll man sich da ärgern, wenn es alle so wollen und sich nicht mal beklagen ? Oder wollen die es auch nicht und sagen nur nichts weil es zu mühsam und aufwendig ist ? Sei es wie es ist, auf jeden Fall fresse ich mich förmlich durch die riesige Stadt und lasse die Tage an mir vorbeigehen mit Menschen, die zwar alle chinesisch aussehen und auch so sprechen (nämlich Mandarin aus dem Norden Chinas), die aber so wohltuend sympathisch und hilfsbereit sind und sich dadurch sehr positiv von ihren kontinentalen Nachbarn unterscheiden, so wie ich die bei meinem Besuch vor ein paar Jahren erlebt habe. Alles hier ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit einfach zu finden, die Stadt sauber und aufgeräumt und dazu trotz der Grösse mit einer erfrischenden Tagestemperatur von 20 Grad wunderbar zu Fuss zu erwandern. Überall muss ich Halt machen, die Stadt (und natürlich die Auslagen der Fresstempel) bestaunen und ich bin beeindruckt, was 2 Flugstunden von Manila weg für Unterschiede herrschen, von den Mentalitäten und natürlich auch vom gesamten Resultat her. Getoppt wird das Ganze natürlich vom über 500 m hohen Turm Taipei 101, dessen Spitze tatsächlich dem Himmel etwas näher zu sein scheint, ebenso wie die unzähligen Tempel buddhistischen oder konfuzianischen Glaubens.
Hualien, 6. - 8. November
Nach einigen tollen Tagen und vollem Bauch fahre ich in 2 ½ Stunden in einem komfortablen Zug an die Ostküste in die Stadt Hualien. Diese Küstenstadt besticht bei mir durch ihren Charme - und den unzähligen Essmöglichkeiten..... Eine der Topattraktionen von Taiwan liegt sogar in der Nähe, die Tarokoschlucht. So nehme ich den Gratis-Shuttlebus (!) und fahre in diese Schlucht, die mir sehr ähnlich wie die Schweizer Schöllenenschlucht vorkommt, einfach viel grösser und wilder. Überhaupt erinnert mich die Landschaft vielerorts an die Schweiz hügelig und gut erschlossen ! Dass es eine Topattraktion ist merkt man auch an den unzähligen Tourbussen, die wagenladungsweise ausschliesslich chinesische Touristen durch die Insel karren und sie bei einem fotowürdigen Punkt für 10 Minuten ins Freie entlassen - aber nur straff geführt durch einen Reiseleiter, der einer Mischung aus Schafhirte und Major gleicht.
Taitung, 9. - 11. November
Nach einigen schönen Tagen fahre ich per äusserst bequemem Linienbus weiter südlich alles an der Ostküste entlang nach Taitung. Die Strecke gleicht hier etwa dem Highway 1 entlang der Westküste der USA, wild und den Taifunen ausgesetzt.
Taitung selbst hat wie Hualien auch etwa 100'000 Einwohner und glänzt wiederum mit der Freundlichkeit seiner Einwohner, auch wenn Gespräche wegen in der Regel völlig fehlenden Englischkenntnissen leider nicht stattfinden.
Wie funktioniert denn hier eigentlich das Bestellen von Essen ? Entweder haben die spezielle Karten mit Fotos der Menues oder sogar einem englischsprachigen Text. Doch nur allzuoft muss ich einen Angestellten bei der Hand nehmen, ihn zu den essenden Gästen führen und per Handzeichen mitteilen, was ich gerne essen möchte. Dabei muss man aufpassen, denn selbst für die Zahlen gibt es hier unterschiedliche Handzeichen. So wird beispielsweise die Zahl 10 mit den beiden gekreuzten Zeigefingern dargestellt. Ah ja und übrigens findet man Gabel und Messer meist vergebens.... Nur der Löffel gehört neben den Stäbchen zur Standardausrüstung auf dem Tisch, denn Chinesen lieben es zu kochen und zu brutzeln an ihrem Tisch und die Köstlichkeiten per Suppe zu sich zu nehmen.
Touristisch bietet Taitung nicht besonders viel und so mache ich mich wiederum per Bus auf die westliche Seite der Insel in die zweitgrösste Stadt Kaohsiung.

1-6: beim Essen
7-14: Tempel(-szenen)
15: Studentenwand
16-17: Busfahren 1. Klasse
Insel Lembata, 11. - 13. August
Nach einer nächtlichen Überfahrt lande ich morgens um 6 bereits in Lewoleba auf der Insel Lembata. Da erfahre ich zu meiner Ernüchterung, dass der erste Transport an mein Zielort Lamalera erst um Mittag fährt. So lande ich schon nach wenigen Minuten auf dem gottverlassenen Bustermimal und stelle mich auf eine längere Warterei ein. So bin ich dann schon etwas erstaunt, dass nach einer halben Stunde ein Bus ankommt, der mir mein Etappenort verkündet. Ha wie toll ! Erleichtert steige ich ein und freue mich auf eine frühe Ankunft. Etwas erstaunt bin ich aber doch, als ich merke, dass ich nach kurzer Zeit der einzige Fahrgast bin und wir auf einem Hinterhof halten. Zu meinem Erstaunen begrüsst mich der Chef der Busgesellschaft in gutem Englisch und sagt mir, dass der Bus erst in 4 Stunden abfährt. Er merkt mir offensichtlich meine Enttäuschung und Ermüdung an und offeriert mir spontan ein Bett in seinem Haus. So schlafe ich schnell ein und erwache erst kurz vor Mittag, grad zur rechten Zeit zur Abfahrt. Das Gefährt ist aber kein Bus, sondern ein umgebauter Lastwagen mit Sitzflächen für die Passagiere. Wieso dass es ein Lastwagen sein muss wird mir im hoffnungslos überfüllten Gefährt schon 5 Minuten nach der Abfahrt klar, denn dieser schlimmste Feldweg, den ich je gesehen habe, ist mit einem normalen Auto schlicht nicht mehr passierbar. So erreiche ich Lamalera nach sehr harten und staubigen 4 Stunden.
Das was mich jedoch dort erwartet ist sensationell, denn dieser Ort ist der einzige auf der Welt, wo noch nach klassischer (und bewilligter) Art auf Walfang gegangen wird. Leider haben die aber seit schon 3 Monaten keinen Wal mehr gefangen und so begnüge ich mich mit spannenden Erklärungen und Erzählungen der Männer von Moby Dick (dank gütiger Mithilfe einer indonesischen Englisch-Lehrerin), dem Besuch der einzigen Schule vor Ort sowie einem Strandausflug mit lokalen Kindern. Da sich meiner Meinung nach leider auch in den nächsten Tagen kein Wal fangen lässt, mache ich mich halt wieder auf die Reise und fahre mit dem Lastwagen morgens um 3 ! wieder zurück und mit einem hoffnungslos überfüllten alten Holzkahn in 4 Stunden nach Larantuka auf die Insel Flores.
Insel Flores, 13. - 23. August
Nach einer Nacht der Erholung geht es am nächsten Morgen mit einem "shared taxi", einer Art SUV, dass man sich mit 4 anderen Passagieren teilt, und einem sehr dubiosen Fahrer in die letzte geografische Richtung meiner Reise, nämlich nach Westen erstmals in die Stadt Maumere.
Nach einem Erholungsstop geht es schon am nächsten Morgen ebenfalls im "shared taxi" weiter. Da diese Dinger erst fahren wenn sie derart beladen sind, dass die Stossdämpfer durchschlagen, warte ich nach Abholung geschlagene 1.5 Stunden immer noch auf die Fahrgäste 3 bis 7. Da es an diesem Sonntag sehr ruhig zugeht, wollen partout keine weiteren Fahrgäste mehr kommen. Also drohe ich mal mit Abwanderung und dies hilft, denn innerhalb von 5 Minuten ist die Kiste voll (ich meine es auch so, es ist drückend eng) und wir fahren in 3 Stunden nach Moni. Dass ich mich so langsam dem Touristenpfad von Bali her nähere, findet sich auch in den Restaurants wieder, denn ich bin auf dem Pancake Trail angekommen ! Die dem Globetrotter allseits bekannten Pancakes sind auf allen Speisekarten (natürlich im schicken Englisch) und ich muss niemanden mehr ohne Worte in die Küche oder zu anderen Gästen an den Tisch führen um mit Handzeichen darzutun, was ich gerne essen möchte. Das hat auch seine guten Seiten, denn ich finde den mir von Indien her so wohlbekannten heilenden Tee mit Ingwer und Zitrone auch auf dem Menu. Da ich grade etwas schwächle, vermutlich wegen irgendetwas Verdorbenem im Essen, ist das die ideale Medizin.
Am nächsten Tag ist wieder mal Vulkan besichtigen auf dem Programm: Bereits um 0430 geht es in die kalte Nacht und mit dem Motorrad auf etwa 1500 m zur Bestaunung des Sonnenaufganges am Vulkan Kelimutu, der mit 3 Seen glänzt, die alle eine unterschiedliche Farbe haben. Doch wie so oft ist der Sonnenaufgang für mich nicht so spektakulär und romantisch wie offensichtlich für viele andere und da die Landschaft mich etwas an die Schweiz mit 3 Bergseen erinnert, mache ich mich zu Fuss durch den grossartigen Dschungel wieder auf den Heimweg. Am nächsten Tag gehts wieder per Bus in die nächste Stadt namens Ende an die Küste und nach konfuser Betrachtung der sehr militärisch straffen Unabhängigkeitsfeier (Indonesien ist nun 65 Jahre alt) fahre ich gleich weiter mit dem Bus nach Bajawa durch eine grossartige Natur mit wunderbaren Weitblicken.
Bajawa ist nun endgültig das Ende meiner Ferien: Horden von Touristen, die meisten entweder im Pauschalarrangement oder mit eigenem Fahrer unterwegs, quälen sich alle ins gleiche ursprüngliche Dorf, um zu meinen, sie hätten nun ihre eigenen Wilden entdeckt, die noch nie zuvor jemand gesehen hat... Das mache ich aber nun wirklich nicht mit und so fahre ich nach einem geruhsamen Tag im Dorf weiter und nach einem Zwischenstop in Ruteng gleich bis ans westliche Ende von Flores, nach Labuanbajo. Der Empfang könnte nach der Durchquerung von Flores auch ein bisschen netter sein, denn es giesst wie aus Kübeln. Der Busfahrer ist immerhin so nett, mich nicht schon am Terminal abzuladen, sondern für ein kleines Trinkgeld direkt bis vors Hotel zu fahren und der Hotelangestellte ist dann auch noch so nett, mir ein Zimmer mit einer besseren Aussicht über die ganze Bucht zu geben sowie mir das wohlverdiente Mittagessen direkt auf meinen Balkon zu liefern. Ah wie ist das schön nach all diesen Millionen von Kurven und Entbehrungen die Beine hochzulagern, dem Regen zuzuschauen und zu -hören und mich verwöhnen zu lassen, auch wenn es nur der langweilige Fried Rice ist. Nach einigem Hin und Her überwinde ich mich dann doch, gleich am nächsten Tag diese berühmten Komodo Warane zu finden. Diese Dinger leben nur auf 2 grösseren vorgelagerten Inseln, gesamthaft geschätzte 2300 Exemplare. Wir finden auch welche, offensichtlich auch sehr grosse, aber das, was mir die Fernsehbilder bis jetzt vorgegaukelt haben, entspricht leider nicht meiner Realität. Trotzdem geniesse ich die Landschaft, die mich eigenartigerweise an afrikanische Savanne erinnert, da es hier derart trocken ist. Ansonsten hält mich hier in diesem vorgelagerten Bali Ausflugsziel sonst nichts mehr und ich nehme am nächsten Tag die Fähre nach Sumbawa.
Sumbawa, Lombook und Bali, 23. August – 4. September
Die Überfahrt auf der schwach besetzten Fähre entlang dieser zum Teil mich fast an Wüstenlandschaften erinnernden Inseln ist eindrücklich, weil es sich für diese Region fast ein bisschen fehl am Platze anmutet. Die Insel Sumbawa ist auch nicht mehr so grün wie Flores und stark moslemisch geprägt. Da ich nicht gleich mit einem Bus direkt bis nach Bali fahren will, mache ich hier in der Stadt Bima halt und bin natürlich sofort wieder der einzige Tourist. Dank dem Ramadan gibt es auch extra aufgebaute Essstände, damit die hungrigen Moslems hier am Abend ihre Bäuche stopfen können. Was sich mir dann präsentiert ist super, gänzlich neu, wohlschmeckend und so mache ich es wie ein hungriger Moslem und schlage mir ebenfalls den Bauch voll. Der nächste Tag präsentiert sich mir dann nicht so erfreulich, denn statt der gemäss Reiseführer 7 Stunden auf guten Strassen fahre ich volle 10 auf schlechten bis nach Sumbawa Besar, der Hauptstadt von Sumbawa. Wie freut man sich nach einem solchen Trip in einem uralten Bus ohne AC auf das Zimmer mit Klimaanlage. Was für ein Tiefschlag: alle AC Zimmer sind ausgebucht (obwohl ich keinen Menschen sehe) und ich muss in dieser Hitze mich mit einem Deckenventilator zufriedengeben. Scheisse ! Ah wie kann man manchmal alles verfluchen. Da der Fisch zum Nachtessen auch noch schlecht gegrillt ist und völlig trocken, muss ich halt alle meine in 3 Jahren erlernte asiatische Gelassenheit auspacken, ein indisches "om shanti" in den Himmel blasen und Ruhe bewahren. Ah ja und zum Schlafen komme ich auch wirklich noch, jedoch dünkt es mich, reisst mich der Wecker schon wenige Minuten später aus meinem kurzen Schlaf.... Immerhin war es nicht der Imam der nahen Moschee, denn die beginnen noch einige Stunden früher mit ihrer Lautsprecherbeschallung.
Der Rest ist dann schnell erzählt: Über die Hauptstadt von Lombook, Mataram, fahre ich nach Bali und verbringe dort noch 8 geruhsame Tage, bevor ich via Jakarta wieder nach Hause nach Manila fliege.
Ah ja und dann doch noch etwas aus Bali, so dass auch niemand enttäuscht ist: Hotelzimmer im ersten Stock sind günstiger als im Erdgeschoss, was sonst nirgends auf der Welt der Fall ist. Grund: Die schwergewichtigen (und besoffenen) Australier schaffen es ohne fremde Hilfe nicht mehr, sich einen Stock höher zu bewegen.... Sonst hat sich Kuta Beach auf Bali seit meinem letzten Besuch vor genau 10 Jahren extrem entwickelt. Nur mein Hotel von damals, in dem ich wieder nächtige, ist noch dasselbe, sonst ist alles einen grossen und für mich negativen Schritt Richtung McDonaldisierung gegangen.
Fazit:
- Ich habe in meinen 2 Monaten 10 Inseln besucht,... Dabei bin ich 5 mal geflogen, habe 11 mal ein Schiff benutzt, 19 mal einen Bus oder ein anderes fahrendes (Un-)Getüm und habe in 28 verschiedenen Betten genächtigt. 3 mal habe ich einen Guide benutzt und die Anzahl Moskitostiche sind unzählbar, aber leider auch nicht zuwenig.
- Indonesien ist ein unglaublich vielfältiges Land: kulturell, klimatisch, von der Religion und der Mentalität her haben sich alle von mir besuchten Inseln stark unterschieden.
- Jakarta ist vom Verkehr her tatsächlich noch chaotischer als Manila. Ständig und überall zwängen sich unzählige Autos und noch mehr Motorräder durch die Strassen
- Hat es in Manila unzählige Restaurants, die überwiegende Anzahl Fast Food Ketten oder billige Essstände mit ungeniessbarem öligen Essen, so bleiben in ganz Indonesien nur ein paar wenige Strassenstände oder sogenannte Rumah Makan mit Essen aus Padang übrig, das landesweit immer gleich schmeckt. Selbst in den grossen Malls in Jakarta sind Restaurants meist versteckt, währenddessen das zentrale Thema in Manila in den Malls das Essen ist. So muss man sich in Indonesien meist mit Hilfe des Reiseführers zu einem Restaurant lotsen lassen.
- Die Frauen sind soweit ganz nett anzuschauen, zwar im Schnitt mit einigen Pfündchen mehr beladen als eine Philippinin, doch immer noch die Hälfte einer strammen Holländerin oder Norwegerin. Das eigentliche Problem sind ganz allgemein alle männlichen Indonesier so ab 15: Die qualmen den ganzen Tag diese schrecklichen Nelkenzigaretten mit dem schelmischen Namen Gudang Garam, so das man eigentlich schon von der Landung an ständig von diesem Gestank begleitet wird, immer und überall, im Bus, auf dem Schiff, beim Essen, immer und überall !! Grauenhaft !! Gemäss Statistik tun dies 60 % (!) aller Männer !!
- Die lautesten Verkehrsmittel der Welt sind in Timor und nennen sich Bemo: eine Art kleiner Bus zur Personennahbeförderung (cooles Wort, Danke an Deutschland), die mit Lautsprechern vollgestopft sind und sich an ohrembetäubender Bum Bum Musik erfreuen. Nicht so meine Ohren, denn ständig muss ich meine Ohren mit Toilettenpapier schallisolieren.
- Die ganze Transport Infrastruktur ist auf den von mir besuchten Inseln in einem schlechteren Zustand als zum Beispiel auf den Philippinen oder in Thailand: Vor allem die Schiffe sind häufig in einem bedenklichen Zustand und die Strassen sind schmal und äusserst kurvig. Zusätzlich kommt hier die sehr lange Wartezeit, bis diese Dinger mal abfahren, dass tun die nur, wenn sie absolut voll sind. Das ist in anderen Ländern ja auch so, aber dort dauert es wesentlich schneller oder man hält sich an einen Fahrplan.
- Alles in allem ein tolles und spannendes Land, das den Gast willkommen heisst, der offen, neugierig und geduldig ist und sich auf die vielen Gegebenheiten dieses Landes einlassen will (merke: Bali hat touristisch und kulturell mit Indonesien nichts zu tun).

1 - 3: Überfahrt von Kupang nach Lamalera
4 - 8: bei den Walfängern von Lamalera
9 - 10: Ja das soll ein Schiff sein. Nach Flores
11 - 12: Vulkan Kelimutu bei Moni
13: Labuanbajo
14 - 16: Komodo Warane auf Rinca
West-Timor, 1. - 10. August
Der Hauptort hier auf Timor nennt sich Kupang und der Unterschied zu Sulawesi ist frappant, denn ich komme mir fast vor wie in Papua Neuguinea, denn ein guter Anteil der Bevölkerung sind ebenfalls Melanesier. So ändert auch die Mentalität deutlich und das offene und fröhliche "Hello Mister", das mich durch ganz Sulawesi begleitet hat, fehlt hier fast völlig. Stattdessen sind die Leute hier viel zurückhaltender (und weniger attraktiv...) als in Sulawesi.
Nach einem geruhsamen Tag voller Reiseorganisation, einem super Fisch zum Mittagessen und einem frischen gegrillten wunderbaren Tintenfisch zum Nachtessen geht es am nächsten Tag bereits wieder auf die Reise und zwar in einem erstaunlich komfortablen Bus während knapp 6 Stunden für umgerechnet 4 Franken ins bergige Zentrum von Timor, ins Dorf mit dem romantischen Namen Kefamenanu. Auch auf den zweiten Blick ist hier nichts wirklich romantisch und das von Lonely Planet hochgejubelte teuerste Hotel im Ort mit dem Prädikat "outstanding value"entpuppt sich als veritable, natürlich in chinesischem Besitz befindliche, katastrophale Bruchbude mit dem diskreten Charme einer verlotterten Toilettenschüssel. Beim besten mir gezeigten Zimmer müffelt es nur etwas, immerhin eines von 4 Lichtern funktioniert und die Klospülung klappt nach nur 2 weiteren Anläufen mit Hilfe der überforderten Reception. Der Hinweis, es gebe weder Seife, Leintücher und Toilettenpapier passt daher wunderbar zum Rest - nur der Preis von fast 30 USD können so wohl nur unverfrorene Chinesen erheben. Dass dann die ganze Nacht der Fernseher für den Nachtwächter auf voller Leistung läuft und der alle 30 Sekunden dank der Raucherei aus vollem Halse hustet und mich von Schlafen abhält bewegt mich, am Morgen sofort wieder auszuchecken !
Dafür wird der Tag mit meinem Guide umso besser, denn zusammen besuchen wir urchige Märkte, äusserst usprüngliche Dörfer noch ohne Elektrizität und sonstigen Unannehmlichkeiten (aber der traurigen Zurkenntnisnahme eines erst 10 jährigen, aber schon Betelnut kauenden Mädchens), einen veritablen Prinz in seinem Palast (der sich auf das Komponieren von Hip Hop Songs spezialisiert hat) und treffen immer wieder unglaublich tolle Menschen an (so ein Mädchen, das meint, ich käme direkt vom Mond, da sie noch nie einen Westler gesehen hat) und einer Natur, die mich durch ihre Vielfalt und Pracht immer wieder in Erstaunen versetzt.
Nach einem verdienten Ruhetag in diesem abgelegenen Kefamenanu geht es per Bus wieder zurück Richtung Kupang, aber nur bis in das Dorf Soe. Mit einem anderen Guide, der ebenfalls königliches Blut in sich trägt, geht es am nächsten Tag auf einem wirklich nicht mehr als oberlausig zu beschreibenden Pfad per Motorrad in ein abgelegenes Tal, wo wir die Bewohner des Dorfes Boti treffen, die einen noch sehr ursprünglichen Lebensstil pflegen. Da die Bewohner allerdings gelinde gesagt nicht sehr kommunikativ sind, zieht es uns nach einem Rundgang weiter und wir besichtigen ein noch ursprünglicheres Dorf, wo die Männer noch vor 2 Generationen der Kopfgeldjagd nachgegangen sind. Nun ja der Stammesführer schaut immer noch so grimmig drein, dass ich dem auch heute nicht nachts in einer unbeleuchteten Gasse begegnen möchte. Es ist wirklich eindrücklich für mich, Leute zu erleben, die einen so ganz anderen, ursprünglichen Lebensstil pflegen als das was man sich so im Westen gewohnt ist. Toll !
Mit dem Bus geht es dann wieder zurück nach Kupang und einem Ruhetag dort mit dem Schiff auf eine Insel, wo ich mich schon auf weitere tolle Begegnungen mit Menschen freue, die man so leichthin einer "primitiven" Lebensweise bezichtigt.

1-3: Auf dem Markt
4-7: Temkessi Village
8-9: Kinderschar
10-11: Kefamenanu
12-14: Besuch in einer Schule
15-17: Boti Village
18-23: Kopfgeldjäger von None Village