09 September 2010

33. Indonesia 3


Insel Lembata, 11. - 13. August
Nach einer nächtlichen Überfahrt lande ich morgens um 6 bereits in Lewoleba auf der Insel Lembata. Da erfahre ich zu meiner Ernüchterung, dass der erste Transport an mein Zielort Lamalera erst um Mittag fährt. So lande ich schon nach wenigen Minuten auf dem gottverlassenen Bustermimal und stelle mich auf eine längere Warterei ein. So bin ich dann schon etwas erstaunt, dass nach einer halben Stunde ein Bus ankommt, der mir mein Etappenort verkündet. Ha wie toll ! Erleichtert steige ich ein und freue mich auf eine frühe Ankunft. Etwas erstaunt bin ich aber doch, als ich merke, dass ich nach kurzer Zeit der einzige Fahrgast bin und wir auf einem Hinterhof halten. Zu meinem Erstaunen begrüsst mich der Chef der Busgesellschaft in gutem Englisch und sagt mir, dass der Bus erst in 4 Stunden abfährt. Er merkt mir offensichtlich meine Enttäuschung und Ermüdung an und offeriert mir spontan ein Bett in seinem Haus. So schlafe ich schnell ein und erwache erst kurz vor Mittag, grad zur rechten Zeit zur Abfahrt. Das Gefährt ist aber kein Bus, sondern ein umgebauter Lastwagen mit Sitzflächen für die Passagiere. Wieso dass es ein Lastwagen sein muss wird mir im hoffnungslos überfüllten Gefährt schon 5 Minuten nach der Abfahrt klar, denn dieser schlimmste Feldweg, den ich je gesehen habe, ist mit einem normalen Auto schlicht nicht mehr passierbar. So erreiche ich Lamalera nach sehr harten und staubigen 4 Stunden.
Das was mich jedoch dort erwartet ist sensationell, denn dieser Ort ist der einzige auf der Welt, wo noch nach klassischer (und bewilligter) Art auf Walfang gegangen wird. Leider haben die aber seit schon 3 Monaten keinen Wal mehr gefangen und so begnüge ich mich mit spannenden Erklärungen und Erzählungen der Männer von Moby Dick (dank gütiger Mithilfe einer indonesischen Englisch-Lehrerin), dem Besuch der einzigen Schule vor Ort sowie einem Strandausflug mit lokalen Kindern. Da sich meiner Meinung nach leider auch in den nächsten Tagen kein Wal fangen lässt, mache ich mich halt wieder auf die Reise und fahre mit dem Lastwagen morgens um 3 ! wieder zurück und mit einem hoffnungslos überfüllten alten Holzkahn in 4 Stunden nach Larantuka auf die Insel Flores.

Insel Flores, 13. - 23. August
Nach einer Nacht der Erholung geht es am nächsten Morgen mit einem "shared taxi", einer Art SUV, dass man sich mit 4 anderen Passagieren teilt, und einem sehr dubiosen Fahrer in die letzte geografische Richtung meiner Reise, nämlich nach Westen erstmals in die Stadt Maumere.
Nach einem Erholungsstop geht es schon am nächsten Morgen ebenfalls im "shared taxi" weiter. Da diese Dinger erst fahren wenn sie derart beladen sind, dass die Stossdämpfer durchschlagen, warte ich nach Abholung geschlagene 1.5 Stunden immer noch auf die Fahrgäste 3 bis 7. Da es an diesem Sonntag sehr ruhig zugeht, wollen partout keine weiteren Fahrgäste mehr kommen. Also drohe ich mal mit Abwanderung und dies hilft, denn innerhalb von 5 Minuten ist die Kiste voll (ich meine es auch so, es ist drückend eng) und wir fahren in 3 Stunden nach Moni. Dass ich mich so langsam dem Touristenpfad von Bali her nähere, findet sich auch in den Restaurants wieder, denn ich bin auf dem Pancake Trail angekommen ! Die dem Globetrotter allseits bekannten Pancakes sind auf allen Speisekarten (natürlich im schicken Englisch) und ich muss niemanden mehr ohne Worte in die Küche oder zu anderen Gästen an den Tisch führen um mit Handzeichen darzutun, was ich gerne essen möchte. Das hat auch seine guten Seiten, denn ich finde den mir von Indien her so wohlbekannten heilenden Tee mit Ingwer und Zitrone auch auf dem Menu. Da ich grade etwas schwächle, vermutlich wegen irgendetwas Verdorbenem im Essen, ist das die ideale Medizin.
Am nächsten Tag ist wieder mal Vulkan besichtigen auf dem Programm: Bereits um 0430 geht es in die kalte Nacht und mit dem Motorrad auf etwa 1500 m zur Bestaunung des Sonnenaufganges am Vulkan Kelimutu, der mit 3 Seen glänzt, die alle eine unterschiedliche Farbe haben. Doch wie so oft ist der Sonnenaufgang für mich nicht so spektakulär und romantisch wie offensichtlich für viele andere und da die Landschaft mich etwas an die Schweiz mit 3 Bergseen erinnert, mache ich mich zu Fuss durch den grossartigen Dschungel wieder auf den Heimweg. Am nächsten Tag gehts wieder per Bus in die nächste Stadt namens Ende an die Küste und nach konfuser Betrachtung der sehr militärisch straffen Unabhängigkeitsfeier (Indonesien ist nun 65 Jahre alt) fahre ich gleich weiter mit dem Bus nach Bajawa durch eine grossartige Natur mit wunderbaren Weitblicken.
Bajawa ist nun endgültig das Ende meiner Ferien: Horden von Touristen, die meisten entweder im Pauschalarrangement oder mit eigenem Fahrer unterwegs, quälen sich alle ins gleiche ursprüngliche Dorf, um zu meinen, sie hätten nun ihre eigenen Wilden entdeckt, die noch nie zuvor jemand gesehen hat... Das mache ich aber nun wirklich nicht mit und so fahre ich nach einem geruhsamen Tag im Dorf weiter und nach einem Zwischenstop in Ruteng gleich bis ans westliche Ende von Flores, nach Labuanbajo. Der Empfang könnte nach der Durchquerung von Flores auch ein bisschen netter sein, denn es giesst wie aus Kübeln. Der Busfahrer ist immerhin so nett, mich nicht schon am Terminal abzuladen, sondern für ein kleines Trinkgeld direkt bis vors Hotel zu fahren und der Hotelangestellte ist dann auch noch so nett, mir ein Zimmer mit einer besseren Aussicht über die ganze Bucht zu geben sowie mir das wohlverdiente Mittagessen direkt auf meinen Balkon zu liefern. Ah wie ist das schön nach all diesen Millionen von Kurven und Entbehrungen die Beine hochzulagern, dem Regen zuzuschauen und zu -hören und mich verwöhnen zu lassen, auch wenn es nur der langweilige Fried Rice ist. Nach einigem Hin und Her überwinde ich mich dann doch, gleich am nächsten Tag diese berühmten Komodo Warane zu finden. Diese Dinger leben nur auf 2 grösseren vorgelagerten Inseln, gesamthaft geschätzte 2300 Exemplare. Wir finden auch welche, offensichtlich auch sehr grosse, aber das, was mir die Fernsehbilder bis jetzt vorgegaukelt haben, entspricht leider nicht meiner Realität. Trotzdem geniesse ich die Landschaft, die mich eigenartigerweise an afrikanische Savanne erinnert, da es hier derart trocken ist. Ansonsten hält mich hier in diesem vorgelagerten Bali Ausflugsziel sonst nichts mehr und ich nehme am nächsten Tag die Fähre nach Sumbawa.

Sumbawa, Lombook und Bali, 23. August – 4. September
Die Überfahrt auf der schwach besetzten Fähre entlang dieser zum Teil mich fast an Wüstenlandschaften erinnernden Inseln ist eindrücklich, weil es sich für diese Region fast ein bisschen fehl am Platze anmutet. Die Insel Sumbawa ist auch nicht mehr so grün wie Flores und stark moslemisch geprägt. Da ich nicht gleich mit einem Bus direkt bis nach Bali fahren will, mache ich hier in der Stadt Bima halt und bin natürlich sofort wieder der einzige Tourist. Dank dem Ramadan gibt es auch extra aufgebaute Essstände, damit die hungrigen Moslems hier am Abend ihre Bäuche stopfen können. Was sich mir dann präsentiert ist super, gänzlich neu, wohlschmeckend und so mache ich es wie ein hungriger Moslem und schlage mir ebenfalls den Bauch voll. Der nächste Tag präsentiert sich mir dann nicht so erfreulich, denn statt der gemäss Reiseführer 7 Stunden auf guten Strassen fahre ich volle 10 auf schlechten bis nach Sumbawa Besar, der Hauptstadt von Sumbawa. Wie freut man sich nach einem solchen Trip in einem uralten Bus ohne AC auf das Zimmer mit Klimaanlage. Was für ein Tiefschlag: alle AC Zimmer sind ausgebucht (obwohl ich keinen Menschen sehe) und ich muss in dieser Hitze mich mit einem Deckenventilator zufriedengeben. Scheisse ! Ah wie kann man manchmal alles verfluchen. Da der Fisch zum Nachtessen auch noch schlecht gegrillt ist und völlig trocken, muss ich halt alle meine in 3 Jahren erlernte asiatische Gelassenheit auspacken, ein indisches "om shanti" in den Himmel blasen und Ruhe bewahren. Ah ja und zum Schlafen komme ich auch wirklich noch, jedoch dünkt es mich, reisst mich der Wecker schon wenige Minuten später aus meinem kurzen Schlaf.... Immerhin war es nicht der Imam der nahen Moschee, denn die beginnen noch einige Stunden früher mit ihrer Lautsprecherbeschallung.
Der Rest ist dann schnell erzählt: Über die Hauptstadt von Lombook, Mataram, fahre ich nach Bali und verbringe dort noch 8 geruhsame Tage, bevor ich via Jakarta wieder nach Hause nach Manila fliege.

Ah ja und dann doch noch etwas aus Bali, so dass auch niemand enttäuscht ist: Hotelzimmer im ersten Stock sind günstiger als im Erdgeschoss, was sonst nirgends auf der Welt der Fall ist. Grund: Die schwergewichtigen (und besoffenen) Australier schaffen es ohne fremde Hilfe nicht mehr, sich einen Stock höher zu bewegen.... Sonst hat sich Kuta Beach auf Bali seit meinem letzten Besuch vor genau 10 Jahren extrem entwickelt. Nur mein Hotel von damals, in dem ich wieder nächtige, ist noch dasselbe, sonst ist alles einen grossen und für mich negativen Schritt Richtung McDonaldisierung gegangen.

Fazit:

  • Ich habe in meinen 2 Monaten 10 Inseln besucht,... Dabei bin ich 5 mal geflogen, habe 11 mal ein Schiff benutzt, 19 mal einen Bus oder ein anderes fahrendes (Un-)Getüm und habe in 28 verschiedenen Betten genächtigt. 3 mal habe ich einen Guide benutzt und die Anzahl Moskitostiche sind unzählbar, aber leider auch nicht zuwenig.
  • Indonesien ist ein unglaublich vielfältiges Land: kulturell, klimatisch, von der Religion und der Mentalität her haben sich alle von mir besuchten Inseln stark unterschieden.
  • Jakarta ist vom Verkehr her tatsächlich noch chaotischer als Manila. Ständig und überall zwängen sich unzählige Autos und noch mehr Motorräder durch die Strassen
  • Hat es in Manila unzählige Restaurants, die überwiegende Anzahl Fast Food Ketten oder billige Essstände mit ungeniessbarem öligen Essen, so bleiben in ganz Indonesien nur ein paar wenige Strassenstände oder sogenannte Rumah Makan mit Essen aus Padang übrig, das landesweit immer gleich schmeckt. Selbst in den grossen Malls in Jakarta sind Restaurants meist versteckt, währenddessen das zentrale Thema in Manila in den Malls das Essen ist. So muss man sich in Indonesien meist mit Hilfe des Reiseführers zu einem Restaurant lotsen lassen.
  • Die Frauen sind soweit ganz nett anzuschauen, zwar im Schnitt mit einigen Pfündchen mehr beladen als eine Philippinin, doch immer noch die Hälfte einer strammen Holländerin oder Norwegerin. Das eigentliche Problem sind ganz allgemein alle männlichen Indonesier so ab 15: Die qualmen den ganzen Tag diese schrecklichen Nelkenzigaretten mit dem schelmischen Namen Gudang Garam, so das man eigentlich schon von der Landung an ständig von diesem Gestank begleitet wird, immer und überall, im Bus, auf dem Schiff, beim Essen, immer und überall !! Grauenhaft !! Gemäss Statistik tun dies 60 % (!) aller Männer !!
  • Die lautesten Verkehrsmittel der Welt sind in Timor und nennen sich Bemo: eine Art kleiner Bus zur Personennahbeförderung (cooles Wort, Danke an Deutschland), die mit Lautsprechern vollgestopft sind und sich an ohrembetäubender Bum Bum Musik erfreuen. Nicht so meine Ohren, denn ständig muss ich meine Ohren mit Toilettenpapier schallisolieren.
  • Die ganze Transport Infrastruktur ist auf den von mir besuchten Inseln in einem schlechteren Zustand als zum Beispiel auf den Philippinen oder in Thailand: Vor allem die Schiffe sind häufig in einem bedenklichen Zustand und die Strassen sind schmal und äusserst kurvig. Zusätzlich kommt hier die sehr lange Wartezeit, bis diese Dinger mal abfahren, dass tun die nur, wenn sie absolut voll sind. Das ist in anderen Ländern ja auch so, aber dort dauert es wesentlich schneller oder man hält sich an einen Fahrplan.
  • Alles in allem ein tolles und spannendes Land, das den Gast willkommen heisst, der offen, neugierig und geduldig ist und sich auf die vielen Gegebenheiten dieses Landes einlassen will (merke: Bali hat touristisch und kulturell mit Indonesien nichts zu tun).







1 - 3: Überfahrt von Kupang nach Lamalera
4 - 8: bei den Walfängern von Lamalera
9 - 10: Ja das soll ein Schiff sein. Nach Flores
11 - 12: Vulkan Kelimutu bei Moni
13: Labuanbajo
14 - 16: Komodo Warane auf Rinca

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