24 March 2010

29. Kolumbien für Anfänger

Kolumbien ist das Land:

- wo man geriebenen Käse auf den Fruchtsalat streut
- wo ich bis jetzt am meisten glückliche und aufgestellte Kinder gesehen habe
- wo die Randsteine zum Teil so hoch sind dass man fast eine Bergtour machen muss bis man wieder oben ist
- das 28 mal grösser ist als die Schweiz, aber 5 mal weniger Einwohner pro km 2 hat
- wo man nach jeder Busreise in einer anderen Vegetations- und Klimazone aussteigt
- wo das Prinzip gilt: je grösser der Busen desto grösser der Ausschnitt
- mit den mit Abstand meisten Polizisten und Militärs, die ich je in einem Land gesehen habe. Sei es mitten in der Nacht durch eine Polizeisperre auf der Landstrasse oder mitten im Tag am Strand: ständig wird man von Polizisten und Militär beschützt / verfolgt
- des Fleisches: ob auf 1 Teller, auf 2 Beinen oder in den eigenen 4 Wänden: das Prinzip ist, je mehr Fleisch und je üppiger desto besser. Fett im Fleisch gilt sogar noch als besondere feinschmeckende Delikatesse...
- das einem vom Sandstrand über Dschungel, Wüsten, Hochebenen bis zu Schneebergen alles bietet
- wo Pommes Frites meist am ehesten mit Ölschwämmen gleichgestellt werden können
- wo es einen Fernsehsender gibt, der 24 Stunden am Tag nur Pornos zeigt
- wo Ausgang eigentlich nur am Samstag stattfindet und das nur ab Mitternacht
- wo die Südkoreaner in Massen auftreten, jedoch nur in den Städten, nur in gelb, auf 4 Rädern und mit Taxi angeschrieben
- ein grosser Busen nicht mehr in Melonengrösse, sondern bereits im Kürbisformat gemessen wird
- wo die Jugos keine vielgeliebte Volksgruppe, sondern ein wohlschmeckender Fruchtsaft ist
- das dem schlechten Ruf überhaupt nie gerecht wird
- die Leute sehr hilfsbereit sind und einem unaufgefodert Rat geben - sehr ungewohnt zu Asien, wo es bei solchen Gegebenheiten eigentlich nur darum geht, einem Geld aus der Tasche zu ziehen
- wo das Essen meist aus Fleisch / Huhn / Fisch gemischt mit einer Kombination von Reis / Yucca / Kochbananen / Bohnen / Pommes Frites / Salat besteht. Bei einem Menu gibt es noch eine Suppe vorher, entweder eine Fettgschlüder- oder eine Fischgrätensuppe.
- wo bei Festen zum Durst meist nur Whisky pur getrunken wird. So ist die kleinste Bestelleinheit gleich eine ganze Flasche. Da man auch immer in der Gruppe weggeht ist ja das auch kein Problem. Zum Pegelfüllen geht es vor dem Ausgang zum Liquorshop
- wo man selbst zum Carnaval unter brütender Sonne noch mit Jeans bekleidet feiert - die lateinische Form muss auch hier gewahrt bleiben

23 March 2010

28. Kolumbien / Ecuador 2


Cali, 20. - 23. Januar

Wieder mal früh aufstehen, denn die Reise von Pasto nach Cali im superbequemen Bus dauert seine 8 Stunden und ich möchte noch am Tag in Cali ankommen. Ich bin früh genug am Terminal, so dass ich in Ruhe das Frühstück einnehmen und mich für die Reise eindecken kann.
Die Fahrt selber ist wiederum spektakulär und führt durch riesige schroffe Schluchten. Wie froh bin ich dann beim Aussteigen, als mich sommerliche Temperauren begrüssen und ich endlich meinen Pullover nicht montieren muss. So wärme ich mich erstmals 2 Tage auf, bevor ich mich weitermache nach Armenia. Per Email habe ich nun von meinem Kollegen Andy in Cartagena erfahren, dass wir die ganze Zeit des Carnavals in Barranquilla, der kolumbianischen Stadt mit dem berühmtesten Karnaval, verbringen werden. Wie freue ich mich drauf !

Armenia, 23. - 25. Januar
Wieder einmal per Bus geht es weiter zur dritten und letzten Stadt in der Kaffeezone nach Pereira und Manizales, die nach einem Erdeben so stark verwüstete Stadt Armenia. Leider ist dann die Fahrt dorthin nicht besonders schön, denn im Busterminal von Cali versuchte eine Gruppe von Jugendlichen mit dem altbewährten Ablenkungstrick mich erneut zu bestehlen aber gottlob erfolglos, denn ich habe die Masche frühzeitig gerochen. Beim Bus selbst ist dann die Klimaanlage und die Ventilation kaputt, so dass wir unter saunaähnlichen Bedingungen in langen 3 Stunden nach Armenia fahren. Nur gut habe ich mich entschieden hier Zwischenhalt zu machen und so kann ich diesen Tropenbus verlassen. Besonders schön in Armenia ist die nette Fussgängerzone und so verbringe ich 2 angenehme Tage in dieser unspektakulären Kleinstadt. Ein Dessert hat es mir besonders angetan: Ein Fruchtsalat mit frischen Früchten und mit einer Milchcrème gefüllt sowie mit 2 Eiskugeln getoppt. Ahh wie fein !!!

Bogota, 25. - 26. Januar
Heute ist wieder einmal Berg- und Talfahrt angesagt: In 8 Stunden geht es vom auf 1600 m gelegenen Armenia immer zwischen 400 und 3200 m durch atemberaubende und teils bizarre Schluchten. Dabei durchqueren wir unzählige verschiedene Vegetationszonen, schön am Wegesrande flankiert durch ein Heer von Soldaten mit schussbereitem Gewehr. Am späten Nachmittag kommen wir in Bogota an und dank der netten Hilfe einer Tourismusangestellten im Busbahnhof finde ich eine Unterkunft in Fussnähe - so meine ich jedenfalls. Die Adresse ist Calle 23 F Carrera 73 F Nummer 23. Selbst für lokale Kolumbianer, die ich mehrmals fragen muss, eine echte Herausforderung ! Schliesslich komme ich aber doch noch an und zum krönenden Abschluss des Tages zieht mich wieder einmal ein Stück Fleisch als Nachtessen an und so verspeise ich ein göttliches Stück Rind von sicher 500 g. Auf dem Nachhauseweg werde ich jedoch wieder von den arktischen Bedingungen hier in Bogota eingeholt und so fröstele ich mich trotz meines dicken Pullovers nach Hause.

San Gil, 26. - 27. Januar
Der letzte kalte Morgen ! Endlich ! Von der vom Gastgeber versprochenen Fahrt zum Busterminal wird aus unerfindlichen Gründen leider nichts und so mache ich mich halt zu Fuss dorthin. In wenigen Stündchen kommen wir mit dem Bus im netten Dörfchen San Gil an und ich mache den Fehler, ein Zimmer ohne Klimaanlage zu nehmen. Denn es ist nicht nur warm, sondern so richtig tüppig heiss. Das hat den Nachteil, dass ich trotz Ventilator erst um 2 Uhr nachts schlafen kann und entsprechend gerädert aufwache. Am anderen Morgen besuche ich in den Bergen das Dorf Barichara, das wegen der kolonialen Architektur noch ganz nett anzusehen ist aber auch hier ist es brutal heiss. So mache ich mich bald wieder auf den Weg nach San Gil und beschliesse, gleich weiter nach Bucaramanga zu fahren.

Bucaramanga, 27. - 30. Januar
Die Fahrt ist wiederum spektakulär: Obwohl die Fahrt nur 2 Stunden dauert geht es die meiste Zeit entlang einer riesigen 1200 m tiefen Schlucht, die mich an eine Mischung von Schöllenenschlucht, Vorderrheintal und der Wüste in Arizona erinnert. Dann kommen wir in Bucaramanga an: wow das tönt für mich etwa so geheimnisvoll wie der Bösewicht Scaramanga im James Bond Film. Die Realität ist dann nicht ganz so geheimnisvoll ausser als ich auf der Restaurantsuche in der Innenstadt partout keines entdecke und nur dank der Hilfe einiger Bewohner den Weg zu einem feinen Stück Fleisch finde. Die Stadt selber ist sehr nett, mit einem angenehmen Klima und gefällt mir ausgesprochen gut, ausser das halt das Meer wieder fehlt. Dafür ist mein Zimmer der Hammer: Selbst in der Dusche reicht es noch für eine zünftige Tanzeinlage...

Santa Marta, 30. Januar - 4. Februar
Nach einer schönen Zeit geht es endlich wieder ans Meer, das ich schon so vermisst habe: Doch aus dem geplanten gemütlichen 8 stündigen Fährtchen wird leider nichts, denn erst nach einer fast 12 stündigen Bummelei kommen wird nach Dunkelwerden in Santa Marta am Meer an. Dank der gütigen Unterstützung des Taxifahrers finde ich ein nettes Hotel in Meeresnähe mit Klimaanlage inklusive für knapp 20 USD. Mein Lonely Planet Reiseführer taugt für einmal in Kolumbien überhaupt nichts denn der hat sich fast nur auf schrottreife Hostels für Budgettravellers sowie auf Luxusreisende beschränkt. Beim Ausgang abends um 8 schwahnt mir dann schlimmes: Noch immer zeigt das Thermometer über 30 Grad an und keine Restaurants haben Klimaanlage. So nehme ich wahrlich im eigenen Saft mein Nachtmahl ein... Am nächsten Tag fahre ich einige Kilometer an einen schönen Strand in El Rodadero und verbringe einen echt erholsamen Sonntag am Strand. Nur einem Vergleich mit den Brasilianern bezüglich Strandleben können die Kolumbianer nicht standhalten, das kommt mir so etwa vor wie Autofahren mit angezogener Handbremse. Den nächsten Tag verbringe ich in der Stadt und es ist hammer-granatenheiss für meinen Geschmack: Selbst am Schatten beim Mittagessen messe ich über 34 Grad ! Das ist eindeutig zuviel für mich und ich kriege einige Bedenken bezüglich der nächsten Wochen hier an der Karibikküste von Kolumbien. Am Nachmittag flüchte ich mich jedenfalls in mein gekühltes Zimmer zum Abkühlen und Ausruhen....
Weitere 2 Tage verbringe ich am Strand, sowohl nördlich in Tagunga als auch wieder in El Rodadero. So lässt es sich nun wirklich aushalten.

Riohacha, 4. - 6. Februar
Die Fahrt geht heute in knapp 3 Stunden nach Riohacha, das sich an der Grenze zum Nirgendwo und nur ca. 1 Stunde von der venezolanischen Grenze entfernt befindet. Die ersten beiden Hotels am Strand sind zu meiner Überraschung voll und das dritte ist eine Bruchbude, für das sie einen gesalzenen Preis verlangen. Sehr untypisch dünkt mich das Ganze für Kolumbien ! So lande ich schlussendlich in Hotel Nr. 4, einer familiären Bleibe. Das Zimmer hat leider auch nicht viel mehr als Zellengrösse, immerhin passt nun der verlangte Zimmerpreis besser zum Gebotenen. Die Stadt selber ist nicht der Rede wert und die Strandpromenade absolut nicht ausgebaut. Nur ein einzelner Anbieter vermietet Stühle und so verbringe ich den zweiten Tag am Strand. Ich bin der einzige Gast und am Nachmittag setzt noch ein strammer unangenehmer Wind ein, der mir feinsten Sandstaub erfolgreich bis in die letzten Ritzen meines Körpers bläst. So muss ich notgedrungen bald den Rückzug antreten vor diesem unangenehmen Wind, der gemäss Aussage der Bewohner hier ganz normal ist. Ha, vielen Dank, hier will ich nicht bleiben !
Am Abend findet ein Umzug als Vorfasnachtsveranstaltung statt und es kommt leider so wie ich es schon von Brasilien her kenne: Schon bei der ersten Tanzgruppe, die an mir vorbeidefiliert, rennen Gruppen von Jugendlichen einander hinterher und versuchen offensichtlich einen Dieb zu fangen. Die ganze Stimmung lädt sich sofort in Gewalt auf und bleibt unruhig. Ah wie ich das hasse ! So bleibe ich dem Umzug auf Distanz und lasse das Ganze aus sicherer Entfernung an mir vorbeiziehen.

Cartagena, 6. – 12. Februar
Heute folgt bereits schon die letzte längere Busfahrt meiner Ferien, es geht in 7 Stunden nach Cartagena. Der Bus ist für meine Beinlänge nicht gerade optimal und so muss ich alle paar Minuten von der einen zur anderen Stellung wechseln. Gespannt komme ich schliesslich am späten Nachmittag in Cartagena an. Bereits bei der Taxifahrt merke ich, dass hier andere Regeln gelten als im übrigen Kolumbien, denn die Fahrt ist viel teurer als sonst. So schaue ich mir die wirklich schmucke und berühmte Altstadt von Cartagena an. Noch nie habe ich so viele ausländische Touristen gesehen wie hier, die stehen sich ja fast auf den Füssen ! Das wirklich Verwirrende für mich in der Altstadt sind aber die Strassennamen: so wechseln diese innerhalb der gleichen Strasse von einer Kreuzung zur nächsten, also als Orientierung unbrauchbar ! So bin ich denn froh, dass ich nach 2 Tagen Andreas treffe, einen ehemaligen Arbeitskollegen, der jetzt hier in Cartagena wohnt. Seine Wohnung etwas ausserhalb von Cartagena ist der Hit: direkt am Strand und vom Balkon aus den Sonnenuntergang zu geniessen das ich wirklich super. Gemeinsam haben wir eine wirklich tolle Zeit, bevor es dann zusammen an den berühmten Carnaval nach Baranquilla geht.

Barranquilla, 12. – 16. Februar
Dank Andy können wir bei kolumbianischen Freunden übernachten und wie immer in Kolumbien sind das nicht nur 2 oder 3 sondern gleich 20 oder 30 und so verbringen wir den gesamten Carnaval grösstenteils zusammen. Am ersten Tag beginnts direkt nach dem Frühstück: mit Saufen ! So bin ich bereits nach dem ersten verdrückten Bier morgens um 10 ein Aussenseiter, denn ich schlage das zweite aus und quäle mich stattdessen immer noch mit dem grauenhaften Geschmack des ersten herum. So wanken wir alle an die Umzugsstrecke, wo wir nobel auf der Tribüne Platz nehmen. Jetzt wird auch schon auf Whisky pur gewechselt und die Flaschen leeren sich schneller als ich nüchtern noch schauen kann. So lässt man den Umzug auch fast teilnahmslos an sich vorbeiziehen, nur bei der tribüneneigenen Band wird man von Zeit zu Zeit etwas warm. Nach einiger Zeit des Umzuges und ohne dass der Funken mal von den Umzugsteilnehmern auf die Zuschauer übergesprungen ist hocken alle besoffen und müde auf den Rängen bevor man sich im Laufe des späteren Nachmittags dazu entschliesst, nach Hause zu gehen. Der Umzug selber hat mich gerade auch im Vergleich zu Brasilien enttäuscht, denn fast keine Band hat live gespielt und mitunter gab es auch Wagen mit Technomusik wie an der Zürcher Streetparade. Na ja dann kann es ja nur noch besser werden... Nach einem kurzen Ausnüchterungsschlaf geht die Sauferei am Abend munter weiter und wir gehen an einen Ort an dem es noch toll sein soll. Dieser Ort ist sehr kurios: Die Musik ist wiederum aus der Konserve und quer über eine Strasse stehen die meisten Zuschauer, die ständig darauf aufmerksam gemacht werden nicht auf der Strasse zu stehen, weil die Polizei dann nicht durchfahren kann. Wo sollen die denn sonst stehen ? Na ja zum Saufen reicht es ja noch und so werden wieder literweise Bier und Whisky in die Binsen geleert. So langsam verliere ich die Lust daran, mal schauen wie es morgen wird !
Tja am zweiten Tag gibt es wiederum einen Umzug, diesmal einen klassischeren, allerdings mit weniger Zuschauer als gestern, weil offensichtlich viele schon nicht mehr fähig sind zeitig aufzustehen (der Umzug hat um 1300 begonnen...). Die Stimmung ist noch mieser als gestern, also schmiert man sich in natürlich wiederum sehr alkoholfroher Stimmung mit Maizenapulver ein und sprüht sich mit so einem ekligen Schaum voll. Wow ist das lustig.... Am Abend soll dann das sogenannte Highlight folgen: Livekonzerte mit berühmten kolumbianischen Bands ! Ich freue mich mal lieber erst im stillen... Als wir dann dort abends um 9 ankommen kocht die Stimmung auch tatsächlich und die Leute tanzen und singen ! Leider soll das dann auch das letzte Mal an diesem Abend gewesen sein. Erstens ist es extrem eng gestuhlt, so dass man nur die Möglichkeit hat zu sitzen oder dann die Plastikstühle zusammenzustellen, damit man eine kleine Fläche zum Tanzen frei hat. Zweitens gibt es kein Bier, also leert man halt Whisky pur zum Durstlöschen in sich rein, die Flasche zu 150 Dollar ! Drittens haben es alle anderen Bands bis morgens nach 3 nicht mehr fertig gebracht, die Leute zum Festen zu bringen und spielen ihre Stücke meist ziemlich emotionslos runter. Und viertens hat ein konstanter Duft aus den bereitgestellten mobilen Toiletten dazu beigetragen, dass die Stimmung etwas gedämpft blieb. Wenn da nur nicht die horrende Eintrittsgebühr von 100 Dollar gewesen wäre... Am dritten und letzten Tag wird eine Band direkt nach Hause bestellt und die ganze Sippe vergnügt sich zuhause. Das ist echt schön und aufgestellt ! Ich frage mich nur wie die Stimmung ohne diese Mengen an Bier und Whisky wäre.... Am Abend sind wir dank Beziehungen backstage beim grössten Livekonzert des Carnavals mit unzähligen Gruppen, die Salsa, Vallenato, Cumbia und Tropical spielen. Schön, aber mit der Zeit mühsam, da es keine Möglichkeit gibt, sich zu setzen. So nimmt der Carnaval von Barranquilla sein zähes Ende.
Fazit: 1. Der Carnaval ist eine riesige Sauferei.
2. Leider springt der Funke während der ganzen Zeit fast nie auf die Zuschauer über
3. Das Ganze geht durchwegs gesittet und friedlich über die Bühne sowie ohne irgendwelche Diebstahlsversüche und unterscheidet sich in diesem Punkt wohlwollend vom Carnaval in Brasilien.

El Rodadero, 16. Februar - 10. März
Direkt am nächsten Morgen verabschiede ich mich von allen und fahre mit dem Bus direkt an mein abschliessendes Ferienziel El Rodadero bei Santa Marta und geniesse schöne und erholsame, zum Teil horrend heisse Tage bis zu 35 Grad am Schatten. Sogar die Strassenhunde buddeln sich bei diesen Temperaturen ein Loch im Sand, um sich darin etwas abzukühlen. Die Kolumbianer machen es wie immer, sie trinken Bier und ich leide und tropfe still vor mich hin. Gottlob sind es aber nur wenige Tage mit solchen Temperaturen, der Rest ist dann einfach nur noch tropisch heiss....

Heimweg über Bogota, Costa Rica, L.A. und Honolulu nach Manila, 10. - 13. März
Meine Ferien sind endgültig zu Ende und meine Heimreise steht als letzter Punkt auf meinem Programm. Doch diese Heimfahrt hat es in sich: In 3.5 Tagen (Lokalzeit), gesamthaft 5 Flügen mit total 26.5 Stunden Flugzeit übernachte ich in 5 verschiedenen Ländern, neben Kolumbien in Costa Rica und Los Angeles, einer virtuellen Nacht in der Luft und schlussendlich wieder zuhause in Manila.
So sieht zumindest die Theorie aus. Doch es kommt natürlich ganz anders: Bereits in Bogota wird mir verweigert, nach Costa Rica zu fliegen, dort einzureisen und eine Nacht zu verbringen, da man offensichtlich eine Gelbfieberimpfung braucht, wenn man aus Südamerika anreist. Wie soll ich denn das wissen ? Ich bleibe ganz gelassen, denn schliesslich muss ich eh wegen eines Fehlers der Fluggesellschaft eine zusätzliche Nacht einlegen. So fliege ich schliesslich direkt weiter nach L.A. ohne dass ich eine Hotelreservation habe. In L.A. ist dann aber alles vorbereitet und ich lande für 2 Nächte in einem tollen Hotel und habe einen ganzen Tag, um mich nach fast 20 Jahren wieder auf Spurensuche nach meinem damaligen Studienaufenthalt an der Universität UCLA zu machen. Ich bin ja gespannt was sich so alles verändert hat...
So mache ich mich am nächsten Morgen auf den Weg und bin erstmals erstaunt, dass ich mich per Metro in dieser für mich amerikanischten aller Städte der USA bewegen kann. Ein Tagespass mit den Buslinien inbegriffen kostet sogar nur 5 Dollar ! Das freie Amerika begrüsst mich auch sofort: auf dem Bahnsteig sind Tafeln mit 9 Verboten und von meinem Sitz in der Metro aus zähle ich sage und schreibe 17 ! verschiedene Verbotstafeln und 2 Warnungen (ich habe mehrmals gezählt es stimmt wirklich). So ist es beispielsweise bei Androhung einer Busse von 250 Dollar und 48 Stunden gemeinnütziger Arbeit verboten laut zu sein, zu essen oder zu trinken.... Gut sind diese Hamburger so schnell verzehrt, dass die einem nicht auch noch in die Metro verfolgen und einem ein teures Mahl bescheren. Oh du freies Amerika wie ist das schön !
So fahre ich bei Totenstille im Abteil nach Hollywood und marschiere zu Fuss auf dem Walk of Fame dem Kodak Theater entlang, wo die Oscar Verleihung vor nicht mal einer Woche stattgefunden hat, weiter entlang der Melrose Avenue mit all diesen verrückten Geschäften und durchgeknallten Menschen, die alle speziell toll und wichtig sein wollen, durch Beverly Hills mit all diesen fleischgewordenen Äusserlichkeiten bis ich nach ein paar Stunden müde endlich den Bus nehme, der mich noch das letzte weite Stück nach Westwood bringt, wo ich damals studiert habe. Vieles erkenne ich auch sofort wieder und es ist wirklich toll, sich in diesem Amerikanismus zu bewegen. Ich fühle mich auch wirklich ganz easy und great, lasse mich beim Mittagessen cool von der Sonne verwöhnen und beobachte all die geschäftigen Studenten, die sich als Vorbereitung für eine erfolgreiche Business Karriere abrackern. Mit dem Bus fahre ich volle 1.5 Stunden auf dem prachtvollen Wilshire Boulevard wieder zurück nach Downtown. Jetzt fällt es mir so richtig auf, wie hier die Finanzkrise zugeschlagen hat: In vielen dieser prachtvollen Bauten glänzt nur noch das Schild der Bank, die dort einmal war. Innen ist alles leer und ausgeräumt, nur noch dei Tafel des Brokers hängt schief an der Fassade, der offensichtlich verzweifelt neue Mieter sucht. Pleite, Konkurs, Aus ! Auch viele der Filialen der Bank of America sind geschlossen, Downsizing nennt man das. Gemein ist all diesen Gebäuden nur, dass sie von aussen alle ganz prächtig aussehen. Leere Hüllen, das ist das Resultat der globalen Finanzkrise... Eine schauerliche Erfahrung !
Mitten im Feierabendverkehr fahre ich mit der Metro noch nach Long Beach. Selbst jetzt ist die Metro nicht mehr als gefüllt, fast niemand muss stehen. Trotzdem dass soviele Leute in Downtown arbeiten sehe ich nur ganz wenige dieser geschäftigen Krawattenträger in der Metro. Die bewegen sich immer noch lieber zusammen mit Millionen anderer in ihren riesen Schlitten auf den geheiligten Autobahnen. So ist denn der öffentliche Verkehr immer noch nur ein Verkehrsmittel für die armen Leute, sprich für Schwarze und Hispanics, die sich kein Auto leisten können - wie schon damals vor 20 Jahren.... Etwas sonderbar ist dann noch, dass die Geleise der Metro über eine längere Strecke genau zwischen eine Autobahn gelegt wurden und so fühlt man sich auch als armer Metropassagier akzeptiert und integriert in die totale auto-Mobilität dieser Monsterstadt eingebettet zwischen den beiden Fahrtrichtungen dieser Autobahn mit jeweils 6 Spuren. Als ich kurz vor Redondo Beach, einem populären Wohnort, meine Metro verlasse, befinden sich wohl nicht mal mehr 10 weitere Fahrgäste darin. Und so findet ein wundervoller sonniger Tag nach dem Sonnenuntergang in einem fantasischen Abendrot sein würdevolles Ende....

So gehen meine nächsten Ferien in die Geschichte ein. Ferien, die mich wieder haben neue Länder entdecken und neue Menschen kennenlernen lassen. Ferien in Lateinamerika bieten nie die gleiche kulturelle oder kulinarische Faszination wie in Asien, bieten aber eine atemberaubende Landschaft und Menschen, die humorvoll, sehr offen und warmherzig sind. Wie schade, lassen sich nicht die für mich positiven Eigenschaften wie in einem grossen Topf zusammenmischen und ein neues Land entstehen. So werde ich halt bald wieder mein Bündel schnüren und mich wieder aufmachen zur Entdeckung neuer Perlen auf unserem unendlichen Planeten.



1-2: Barichara
3: Unterwegs nach Santa Marta
4: Santa Marta
5-6: El Rodadero
7-13: Cartagena
14-17: Carnaval in Barranquilla

20 March 2010

27. Kolumbien / Ecuador 1


Manila-Bogota 14. - 19. Dezember
Nach viermaligem Schuheausziehen, 20 maligem Zeigen der Bordkarte und unendlichem Passieren durch den Metalldetektor komme ich nach 3maligem Umsteigen in Honolulu, Los Angeles und San Jose in Costa Rica nach einer reinen totalen Flugzeit von fast 24 Stunden endlich in der Hauptstadt von Kolumbien, in Bogota, an. Direkt am Ausgang werde ich von meinem ehemaligen Schweizer Arbeitskollegen Roger freudig und herzlich empfangen. Seit ca. 8 Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen ! Die nächsten paar Tage wohne ich bei ihm in seinem Hause ausserhalb von Bogota. Statt mich nach diesen Strapazen gleich zu ihm nachhause zu fahren, beginnt gleich am Flughafen das von Roger auf die Beine gestellte straffe Besuchsprogramm (obwohl schon seit über 30 Jahren im Ausland bleibt halt ein Schweizer seinen Prinzipien treu, mhh das geht mir ja auch so...) mit einer Fahrt in der Seilbahn zum auf 3200 m gelegenen Aussichtspunkt Monserrate, wo wir einen exzellenten Ausblick auf die riesige Stadt Bogota mit ihren ca. 10 Millionen Einwohnern geniessen. Selbst bei wenigen Schritten komme ich hier als Meereshöhenbewohner ganz schön ins Schnaufen. Weiter habe ich wiederum Mühe mit der trockenen Luft aber vor allem auch mit der Kälte: Sobald die Sonne weg ist, die hier oben in der Nähe des Äquators brennend heiss wird, wird es empfindlich kalt und ich muss mir den dicken Pullover montieren. So etwas habe ich noch nie erlebt. Oh je und nachts wird es noch schlimmer, da sinken die Temperaturen so auf ca. 10 Grad. Das wir ja noch lustig, da ich auch gerne mal auf 5000 m hoch gehen würde. Die folgenden Tage sind nun gespickt mit Besichtigungspunkten aus Rogers Besuchsprogramm sowohl in Bogota als auch ausserhalb. So lerne ich eine riesige, europäisch anmutende Stadt mit sehr offenen und tollen Leuten kennen und gleichzeitig auch einen 180 Grad Schwenker in der Mentalität verglichen zu meinem asiatischen Umfeld. Selbst nach mehreren Tagen in diesem Land muss ich noch immer den überaus grossen Kulturschock überwinden. Bei einigen Sachen kommen mir auf alle Fälle fast die Tränen... Der Rest ist privat......

Medellin 19. - 23. Dezember
Etwas mulmig ist es mir schon zumute, als ich nach einigen Gläsern Abschied und 3 Stunden Schlaf zum Busbahnhof fahre, denn heute geht es nach Medellin. Na ja, was man so alles schon von dort gehört hat... Escobar und so... Trotz eines 2 stündigen unfreiwilligen Halts in den Bergen wegen eines Verkehrsunfalles (ohne Besuch dieser berüchtigten Truppe, die bekannt dafür ist, Ausländern den Besuch in Kolumbien um einige Jahre zu verlängern) verläuft dann aber die 13 stündige Busfahrt genau so wie schon der Aufenthalt in Bogota: Sehr ruhig und unspektakulär. In der durch Pablo Escobar zu Ehren gekommenen Stadt Medellin geht es genau so ruhig weiter: Das bei weitem spektakulärste sind die riesigen Ausschnitte bei den Frauen nach dem Motto: Je mehr Oberweite desto mehr Ausschnitt. Man sagt, dass sich erst 15 jährige Mädchen aus den Armenvierteln schon ihren Busen vergrössern lassen, bezahlt von ihrem im Drogenhandel involvierten Freund so quasi als Vorausinvestition für seine eigenen dubiosen Machenschaften. So sind zum Teil die Aus- und Einblicke spektakulärer als die atemberaubende Landschaft, bei der man in kurzer Zeit 1000 Höhenmeter steigt oder sinkt.... Bei weitem nicht so ruhig verläuft leider die erste und einzige Nacht im Schlafsaal des Hostels zusammen mit 5 anderen Bewohnern, die am Samstagabend alles andere als nach einer kurzen Nacht und einer langen Busfahrt wie bei mir nur noch Schlafen wollen und so geht der Drogenkonsum und das Lärmen bis um 2 Uhr nachts, bis die dann endlich in ihren wohlverdienten Ausgang gehen. Medellin stellt sich dann in den nächsten Tagen als normale, geschäftige, typisch südamerikanische Stadt im Vorweihnachtsrummel dar mit wiederum sehr liebenswürdigen und offenen Leuten (nicht nur beim Ausschnitt) ! Der Tourismus ist schlicht inexistent und so treffe ich denn ausser in dieser dubiosen Absteige während meines ganzen Aufenthaltes keinen einzigen anderen Touristen an. Nach einigen Tagen Vorweichnachtsrummel in der sehr schön dekorierten Stadt mache ich mich auf zu meinem nächsten Ziel Manizales.

Manizales, 23. - 28. Dezember
Da mir im Hostel in Medellin von der zwielichtigen Receptionistin versprochen wurde, dass es überhaupt kein Problem sei ein Ticket zu kriegen, ging ich denn um 9 am Morgen frohen Mutes zum Busbahnhof. Bei der ersten Busgesellschaft verkehren an diesem Tag keine Busse, bei der zweiten gibt es gar keine Busse nach Manizales und bei der dritten habe ich erst am Abend einen Sitzplatz. So bin ich denn ziemlich frustriert in diesem anonymen Betonklotz und richte wohl die Aufmerksamkeit der unzähligen Polizisten auf mich. Nach weiterem Durchfragen nennt mir jemand die Gesellschaft Occidental und so mache ich mich mit meinem Gepäck auf die Suche nach dem richtigen Schalter. Es kommt wie man es natürlich nicht erwartet, denn genau vor diesem Schalter hat es bei weitem die längste Schlange. Als ich dann endlich an der Reihe bin gibt es keine Direktbusse nach Manizales sondern nur ins benachbarte Dorf Chinchina. So kaufe ich mir dann ein Ticket in dieses unbekannte Dorf und werde dann aber schon von den ersten Leuten angesprochen, dass das überhaupt kein Problem sei und sie mir dann helfen würden. Etwas suspekt über so viel Freundlichkeit (ich kenne die Tricks solcher Leute aus Asien) steige ich dann bereits eine halbe Stunde später in den Bus ein und habe das Vergnügen einer reizenden kolumbianischen Schönheit als Nachbarin, die mir während der folgenden 4 1/2 Stunden die Reise versüsst. Leider ist es für mich auch harte Arbeit, denn zum lauten Film der läuft redet sie unheimlich schnell und leise und verschluckt noch die Hälfte. So verstehe ich leider auch nicht viel und aus Höflichkeit kann ich mir ja auch nicht alles dreimal wiederholen lassen. So starre ich denn gebannt auf ihre wundervollen Lippen und Augen und bin mit meinen Gedanken hinderlicherweise auch nicht besonders bei der Sache. Leider kann ich auch nicht allzuoft gucken, denn die Strecke ist unglaublich kurvig und bergig und so muss ich schauen, dass ich nicht auch noch diese dunklen Plastiksäcklein benutzen muss, die anfangs der Fahrt vom hilfsbereiten Angestellten der Busgesellschaft an alle Passagiere verteilt wurden und mittlerweilen auch vereinzelt schon benutzt werden. Beim Dorf Chinchina steige ich durch die vielen gravitatorischen und visuellen Einwirkungen gerädert aus und tatsächlich ist der nette Typ vom Busbahnhof in Medellin wieder da und begleitet mich ohne weitere Absichten direkt zum Kleinbus, der mich nach Manizales bringt. Die Topographie dieser Stadt etwa von der Grösse von Zürich ist sensationell: Vollkommen in die Hügellandschaft eingebettet ist die Hauptstrasse direkt auf der Krete und von dort fallen die Wohnquartiere zu beiden Seiten steil ab und schmiegen sich in die benachbarten Hügel ein. So gibt es fast keinen Meter horizontale Strasse, bei den steilsten kriegt man beinahe Höhenangst. Zwischen dem unteren Teil der Stadt und dem oberen verkehrt sogar eine eigene Gondelbahn ! So lasse ich es mir in den nächsten Tagen in dieser speziellen Stadt gutgehen und friere mir jeweilen nachts wieder was ab. Da lasse ich mich dann lieber am Tage von der Stimmung tragen und verzaubern und geniesse erstmals auch diese spezielle südamerikanische Stimmung mit der tollen Musik von Cumbia, Vallenato und Konsorten. Das Wetter ist leider während der ganzen Zeit nicht besonders, so regnet es beharrlich jeden Nachmittag mehr oder weniger stark und lang. Der Ausblick auf den berüchtigten Vulkan Nevado del Ruiz ist dann auch nur kurz an einem Nachmittag möglich.

Pereira, 28. Dezember - 1. Januar
Nach einigen geruhsamen Tagen hier in den Bergen mache ich mich auf nach Pereira, das nur etwas mehr als eine Fahrstunde von Manizales enfernt liegt. Wieder geht es durch eine spektakuläre Landschaft, wo selbst an extrem steilen Hängen Kaffee angebaut wird. Die Hügel sind wirklich so steil, dass ich mich selbst in guten Schuhen ungerne unangeseilt rein begeben würde. So komme ich schon bald in Pereira an das bekannt ist durch eine etwas ungewöhnliche Statue von Simon Bolivar, denn er sitzt in dem nach ihm benannten Park mitten in der Stadt nackt auf einem galoppierenden Pferd. Das verrückte dabei ist, dass ich mich innerhalb einer Stunde von einer Bergstadt nun in eine Stadt begeben habe, die auch irgendwo am Mittelmeer sein könnte (leider ohne das Meer). Wiederum lasse ich mich von der Intensität dieser kolumbianischen Stadt verzaubern und verbringe schöne Tage hier. Leider wird der Sylvester ein besonderer Reinfall, denn obwohl mir mehrere Leute geraten haben, im Stadtzentrum zu bleiben, da es hier Live Musik und alles drum und dran gebe, bin ich dann neben einigen Stadtstreichern und anderen verlorenen Kreaturen ab 8 fast der einzige. Die Live Musik war letztes Jahr und für dieses Jahr leider nicht geplant. Mit Glück finde ich überhaupt noch ein Restaurant das noch geöffnet ist (natürlich ein Chinese, der so typische chinesische Gerichte wie Wienerschnitzel anbietet). So mache ich mich um 11 frustriert nach Hause und verbringe den Übergang ins neue Jahr mit der spanisch sprechenden Version von Terminator 3. Frohes neues Jahr !

Cali, 1. - 4. Januar
Bereits am Neujahrsmorgen geht es wieder weiter nach Cali, der anderen berüchtigten Stadt nach Medellin. Tatsächlich werden gemäss Tageszeitung immer noch am meisten Menschen hauptsächlich wegen Drogen getötet, so hat aber diese Zahl in den letzten paar Jahren massiv abgenommen. So spaziere ich hier in Cali auch noch nachts um 2 sicher und entspannt nach Hause und fühle mich auch während der ganzen Zeit hier nie unsicher. So bleibt mir Cali, die von aussen betrachtet eine ziemlich nüchterne Millionenstadt ist, als subtropisches Salsa Paradies in Erinnerung, die wiederum mit faszinierend herzlichen Menschen glänzen kann.

Popayan, 4. - 6. Januar
Wiederum wechsle ich durch eine kurze Busfahrt die Klimazone: In 3 Stunden geht es im superbequemen Bus weiter südlich an die ecuadorianische Grenze und von ca. 1000 auf 1800 Höhenmeter nach Popayan. Saas Fee liegt auch so hoch, doch fehlen dort die Palmen und das angenehme sommerliche Klima. Nur am Abend ist dann wieder der Pullover angesagt und es wird etwas kühl. Das Umland ist sehr gebirgig und wild, nur Schade verbergen sich dort immer noch Rebellen. So sind ab Cali auch vermehrt bewaffnete Militärposten am Strassenrand, etwas, das ich bis jetzt noch nicht gesehen habe. Auch von den Menschen her ändert es sich, ich sehe nun häufiger indigene Menschen. Popayan selbst ist wohltuend anders als die Millionenstädte bisher, so hat es doch einen historischen Kern ausschliesslich mit Häusern kolonialen Baustils. Mein Hotel selbst ist auch ein solches, mitten im Zentrum gelegen und aus dem 17. Jahrhundert stammend. Ich geniesse die Ruhe hier, decke mich ordentlich mit gegrilltem Fleisch ein und plane meine nächsten Etappen. So sollte ich in 2 Tagen bereits schon in Ecuador sein. Ich freue mich sehr, denn ich sehne mich nun schon nach kulturellen Faszinationen, so wie ich es in Asien erleben darf. Die Landschaft und die Lebenslust der Leute ist zwar grossartig hier, aber kulturell halt auch ziemlich ähnlich wie in Spanien.
So freue ich mich auf eine neue Kultur (und frostige Temperaturen) in Ecuador aber dann gleichzeitig auch an die Zeit, die ich an der kolumbianischen Karibikküste verbringen werde, wo ich es dann ein bisschen ruhiger angehen und nur noch wenig den Standort wechseln will.

Ipiales, 6. - 7. Januar
Im Radsport bezeichnet man das wohl als Überführungsetappe, denn auf einen Schlag im Bus schaffe ich es nicht nach Ecuador und wegen diversen Warnungen möchte ich auch nicht nachts reisen. Zudem findet in der Stadt vorher, in Pasto, gerade Karnaval statt, der darin besteht, dass man sich mit allerhand farbigen Pulvers und Schaumes beschmeisst und das ist echt nicht meine Sache. Ich habe schon in Thailand am Songkran Festival meine Mühe, und dort geht es nur um Wasser...
Also geht es mit dem Bus wiederum in spektakulärer Landschaft von 1800 m durch atemberaubende menschenleere Schluchten immer zwischen 700 und 3200 m nach Ipiales, das sich auf der berühmten Panamericana nur wenige Kilometer von der ecuadorianischen Grenze enfernt befindet.

Otavalo, 7. - 9. Januar
Heute morgen geht es, nachdem ich noch bei einem vom Hotel empfohlenen dubiosen Geldwechsler mitten auf der Strasse Geld gewechselt habe, mit einem Minibus zur Grenze. Beim kolumbianischen Zoll bin ich nach 10 Minuten durch, der ecuadorianische Zoll lässt sich hier schon 50 Minuten Zeit. Genauso dünkt es mich sind auch die Verhältnisse in Ecuador im Vergleich zu Kolumbien, was ich in nächster Zeit noch erleben werde. Mit einem ähnlichen Minibus bin ich bald beim ecuadorianischen Busterminal, doch die Unterschiede zu Kolumbien sind gross: Ob die Ordnung in der Stadt, die Leute selbst, der Busterminal oder die Organisation des Busbetriebes: Alles ist mindestens eine Entwicklungsstufe hinter Kolumbien zurück. Nach einiger Zeit fährt dann aber mein Bus Richtung Quito ab. Ich selber steige auf halbem Wege in Otavalo aus, erstens da ich keine Lust wieder auf Grossstadt habe und zweitens, weil es hier offensichtlich einen berühmten Markt gibt, der vor allem von den verschiedenen Indiostämmen aus der Region frequentiert wird. Nach 3 Stunden komme ich an und mache mich von der Haltestelle an der Panamericana zu Fuss ins Dorf Otavalo. Der Markt selber ist dann ein wahrer Kontrast zu Kolumbien, so sind hier vor allem Indios und ich fühle mich schon eher in den Anden. Das Städtchen ist als solches wundervoll eingebettet zwischen 2 mächtigen Vulkanen über 4000 m. So verbringe ich eine schöne Zeit hier, nur die offeneren und ansehnlicheren Kolumbier vermisse ich schon. Zusätzlich ist die Hälfte der Srassenbeleuchtung nicht in Betrieb und kein Strom von 9 bis 12 am Morgen wegen offensichtlich ausbleibendem Regen und dadurch kleiner Stromproduktion in den Flusskraftwerken. Nachdem ich diese Märkte dann gesehen habe und ich mich zusätzlich mit einem warmen Alpaka Pullover zwecks Überstehen des wirklich kalten Wetters eingedeckt habe, zieht es mich schon bald weiter nach Quito.

Quito, 9. - 15. Januar
In einem baufälligen alten Bus fahre ich zusammen mit vorwiegend mürrisch dreinschauenden Indios im typisch schweizerischen Wetter (nasskalt und verhangen bewölkt) Quito entgegen und durchfahre auf ca. 3000 m den Aequator. Quito selbst ist auch nicht gerade eine einladende Stadt und so bin ich dann froh, dass ich nach einer längeren Taxifahrt vorbei an eher unterdurchschnittlichen Gebäuden und weiteren mürrischen Menschen endlich bei meiner Unterkunft ankomme. Da es Samstagabend ist (und bitterkalt) werfe ich mich in Schale, das heisst in meine beiden Pullover und den Schal und stapfe durch das nächtliche Quito, beim Ausatmen immer Dunst bildend. Uii wie freue ich mich wieder aufs Meer ! Die Ecuadorianerinnen sind zwar lateinisch nett aber damit hat es sich schon im Vergleich zu den Kolumbianerinnen... Nun ja zu später Stunde muss ich dann doch noch in so ein Tanztempel (leider nur langweiligen Trance oder so spielend)....
Die nächsten Tage spaziere ich durch die Stadt, auch durch die vom Reiseführer gepriesene offensichtlich schönste Altstadt in Südamerika und bin schlichweg enttäuscht ! Die Basilika ist zwar noch beeindruckend aber der Rest... na ja...... So zieht es mich bergwärts und besteige in einer schönen Tagestour den Vulkan Rucu Pichincha auf 4690 m gelegen. Immerhin führt eine nette Gondelbahn schon mal auf 4100 m hoch. Ich geniesse einen wunderschönen Blick auf die umliegenden schneebedeckten Vulkane und kann mich erstaunlich schnell an die Höhe gewöhnen. Nur meinen Plan, den über 5000 m hohen Iliniza Norte zu besteigen, lasse ich aus Bequemlichkeitsgründen fallen und nehme dafür an einer Tour zum Quilotoa Vulkan teil. Wenn ich damals gewusst hätte, dass es von jetzt an in Ecuador für mich nur noch bergab geht, wäre ich wahrscheinlich hier schon wieder nach Kolumbien zurückgekehrt. Doch so nimmt das Schicksal seinen Lauf....

Riobamba, 15. - 17. Januar
Nach fast einer Woche in Quito und nachdem ich mich endlich für mein weiteres Reiseprogramm entschieden habe geht es wieder mal per Bus ins etwa 4 Fahrstunden südlich gelegene Riobamba. Als ich einsteige ist ja noch alles OK doch als ich aussteige bemerke ich, dass mein Rucksack, den ich zwecks Vorsicht unter meinem Sitz verstaut habe, aufgeschlitzt wurde und von der hinteren Sitzreihe aus ich um mein Necéssaire, meinen Regenschutz, meinen Erste Hilfe Beutel sowie meiner Ladegeräte und anderer nützlichen Kleinigkeiten entledigt wurde. Bis ich ausgestiegen und ich realisert habe, dass ich das erste Mal in meinem Leben auf derart perfide Art ausgeraubt wurde, war natürlich mein Bus weg und ich stand da wie bestellt und nicht abgeholt. Voller Ärger laufe ich zum Hotel und ein Hotelangestellter führt mich dann zu einer Art Sattler, der mir auch den Rucksack wieder zusammennäht. Die Stadt selber empfinde ich als schlimm, voller schmutziger, ungepflegter, hässlicher und mürrischer Menschen und angefüllt mit hunderten von kleinen Läden, die alles zu haben scheinen aber selten meine Wünsche erfüllen können. Zusätzlich ist es stark bewölkt und ich sehe weder den im Moment aktiven Vulkan Tungurahua noch den berühmten Chimborazo, auf dem ein Freund von mir vor 20 Jahren vom Blitz erschlagen wurde. So irre ich denn in dieser Sch....stadt herum und versuche meine entwendeten Gegenstände wieder zu ersetzen. Zum Ärger kommt dann noch, dass die einzige Eisenbahn in Ecuador, die ich am Sonntag nehmen wollte schon ausgebucht ist. So werde ich mich wahrscheinlich sehr bald wieder Richtung Kolumbien auf den Weg machen. Wieso soll ich in diesem Scheissland noch länger bleiben, wenn ich mich in Kolumbien unter so tollen Leuten so wohl fühle ??? Zusätzlich freue ich mich natürlich, dass ich bald meine beiden Pullover wieder tief im Rucksack verstauen kann.

Otavalo - Pasto, 18. - 20. Januar
Frustriert und genervt mache ich mich wieder auf Richtung Kolumbien ! Wie gebannt starre ich während der ganzen Fahrt auf meinen Rucksack. Glücklicherweise geht diesmal alles gut und so fahre ich nach einem Zwischenstop in Otavalo am nächsten Tag nach Kolumbien ! Den Ecuador Reiseführer lasse ich gleich im Hotel liegen, denn zurückkehren werde ich so schnell nicht mehr. So bin ich nach 2 Bustrips auch schon bald in Tulcan, dem letzten Kaff vor der Grenze. Typisch ist natürlich, dass es hier nicht mal einen Transport vom Terminal an die Grenze gibt. So muss ich mit dem lausigen Stadtbus irgendwohin ins Zentrum fahren, wo diese Kleinbusse warten, die mich an die Grenze fahren. An der Grenze geht es diesmal wesentlich schneller und so bin ich nach 15 Minuten bereits im Kleinbus zum Busterminal auf der kolumbianischen Seite ! Gleich geht es mir besser, so dünkt es mich zumindest: Die Leute sind wieder freundlich und lächeln mich an und man geht einfach anders miteinander um als bei diesen ..... ! Der Terminal ist viel besser organisiert, die Busse besser, einfach alles eine Klasse besser als im südlichen Nachbarland. Da fällt es bei mir auch nicht ins Gewicht, dass wir wegen einer Reifenpanne einen ungeplanten Aufenthalt von fast einer Stunde in dieser wundervollen Berglandschaft auf fast 3000 m haben. Und dann noch dies für die Männer: Was man in Kolumbien in knapp 2 Minuten sieht, dafür haben bei mir 11 Tage in Ecuador nicht gereicht ! Wahrscheinlich reicht auch das ganze Leben nicht....
Pasto selbst ist ein schönes und gepflegtes Städtchen, allerdings weiss ich beim besten Willen wiederum nicht, was ich hier für den Blog fotografieren soll. Zusätzlich ist es immer noch markant zu kalt für mich, selbst am Tag brauche ich den Pullover ! So trete ich nach einem Ruhetag voller Vorfreude die Reise ins warme Cali an.



1-2: Bogota
3: Medellin
4-5: Manizales
6: Popayan
7: Unterwegs
8: Carnaval in Pasto
9: Grenze zu Ecuador
10: Otavalo
11: Quito
12-14: Rucu Pichinca
15-18: Ausflug zum Quilotoa Vulkan