Cali, 20. - 23. Januar
Wieder mal früh aufstehen, denn die Reise von Pasto nach Cali im superbequemen Bus dauert seine 8 Stunden und ich möchte noch am Tag in Cali ankommen. Ich bin früh genug am Terminal, so dass ich in Ruhe das Frühstück einnehmen und mich für die Reise eindecken kann.
Die Fahrt selber ist wiederum spektakulär und führt durch riesige schroffe Schluchten. Wie froh bin ich dann beim Aussteigen, als mich sommerliche Temperauren begrüssen und ich endlich meinen Pullover nicht montieren muss. So wärme ich mich erstmals 2 Tage auf, bevor ich mich weitermache nach Armenia. Per Email habe ich nun von meinem Kollegen Andy in Cartagena erfahren, dass wir die ganze Zeit des Carnavals in Barranquilla, der kolumbianischen Stadt mit dem berühmtesten Karnaval, verbringen werden. Wie freue ich mich drauf !
Armenia, 23. - 25. Januar
Wieder einmal per Bus geht es weiter zur dritten und letzten Stadt in der Kaffeezone nach Pereira und Manizales, die nach einem Erdeben so stark verwüstete Stadt Armenia. Leider ist dann die Fahrt dorthin nicht besonders schön, denn im Busterminal von Cali versuchte eine Gruppe von Jugendlichen mit dem altbewährten Ablenkungstrick mich erneut zu bestehlen aber gottlob erfolglos, denn ich habe die Masche frühzeitig gerochen. Beim Bus selbst ist dann die Klimaanlage und die Ventilation kaputt, so dass wir unter saunaähnlichen Bedingungen in langen 3 Stunden nach Armenia fahren. Nur gut habe ich mich entschieden hier Zwischenhalt zu machen und so kann ich diesen Tropenbus verlassen. Besonders schön in Armenia ist die nette Fussgängerzone und so verbringe ich 2 angenehme Tage in dieser unspektakulären Kleinstadt. Ein Dessert hat es mir besonders angetan: Ein Fruchtsalat mit frischen Früchten und mit einer Milchcrème gefüllt sowie mit 2 Eiskugeln getoppt. Ahh wie fein !!!
Bogota, 25. - 26. Januar
Heute ist wieder einmal Berg- und Talfahrt angesagt: In 8 Stunden geht es vom auf 1600 m gelegenen Armenia immer zwischen 400 und 3200 m durch atemberaubende und teils bizarre Schluchten. Dabei durchqueren wir unzählige verschiedene Vegetationszonen, schön am Wegesrande flankiert durch ein Heer von Soldaten mit schussbereitem Gewehr. Am späten Nachmittag kommen wir in Bogota an und dank der netten Hilfe einer Tourismusangestellten im Busbahnhof finde ich eine Unterkunft in Fussnähe - so meine ich jedenfalls. Die Adresse ist Calle 23 F Carrera 73 F Nummer 23. Selbst für lokale Kolumbianer, die ich mehrmals fragen muss, eine echte Herausforderung ! Schliesslich komme ich aber doch noch an und zum krönenden Abschluss des Tages zieht mich wieder einmal ein Stück Fleisch als Nachtessen an und so verspeise ich ein göttliches Stück Rind von sicher 500 g. Auf dem Nachhauseweg werde ich jedoch wieder von den arktischen Bedingungen hier in Bogota eingeholt und so fröstele ich mich trotz meines dicken Pullovers nach Hause.
San Gil, 26. - 27. Januar
Der letzte kalte Morgen ! Endlich ! Von der vom Gastgeber versprochenen Fahrt zum Busterminal wird aus unerfindlichen Gründen leider nichts und so mache ich mich halt zu Fuss dorthin. In wenigen Stündchen kommen wir mit dem Bus im netten Dörfchen San Gil an und ich mache den Fehler, ein Zimmer ohne Klimaanlage zu nehmen. Denn es ist nicht nur warm, sondern so richtig tüppig heiss. Das hat den Nachteil, dass ich trotz Ventilator erst um 2 Uhr nachts schlafen kann und entsprechend gerädert aufwache. Am anderen Morgen besuche ich in den Bergen das Dorf Barichara, das wegen der kolonialen Architektur noch ganz nett anzusehen ist aber auch hier ist es brutal heiss. So mache ich mich bald wieder auf den Weg nach San Gil und beschliesse, gleich weiter nach Bucaramanga zu fahren.
Bucaramanga, 27. - 30. Januar
Die Fahrt ist wiederum spektakulär: Obwohl die Fahrt nur 2 Stunden dauert geht es die meiste Zeit entlang einer riesigen 1200 m tiefen Schlucht, die mich an eine Mischung von Schöllenenschlucht, Vorderrheintal und der Wüste in Arizona erinnert. Dann kommen wir in Bucaramanga an: wow das tönt für mich etwa so geheimnisvoll wie der Bösewicht Scaramanga im James Bond Film. Die Realität ist dann nicht ganz so geheimnisvoll ausser als ich auf der Restaurantsuche in der Innenstadt partout keines entdecke und nur dank der Hilfe einiger Bewohner den Weg zu einem feinen Stück Fleisch finde. Die Stadt selber ist sehr nett, mit einem angenehmen Klima und gefällt mir ausgesprochen gut, ausser das halt das Meer wieder fehlt. Dafür ist mein Zimmer der Hammer: Selbst in der Dusche reicht es noch für eine zünftige Tanzeinlage...
Santa Marta, 30. Januar - 4. Februar
Nach einer schönen Zeit geht es endlich wieder ans Meer, das ich schon so vermisst habe: Doch aus dem geplanten gemütlichen 8 stündigen Fährtchen wird leider nichts, denn erst nach einer fast 12 stündigen Bummelei kommen wird nach Dunkelwerden in Santa Marta am Meer an. Dank der gütigen Unterstützung des Taxifahrers finde ich ein nettes Hotel in Meeresnähe mit Klimaanlage inklusive für knapp 20 USD. Mein Lonely Planet Reiseführer taugt für einmal in Kolumbien überhaupt nichts denn der hat sich fast nur auf schrottreife Hostels für Budgettravellers sowie auf Luxusreisende beschränkt. Beim Ausgang abends um 8 schwahnt mir dann schlimmes: Noch immer zeigt das Thermometer über 30 Grad an und keine Restaurants haben Klimaanlage. So nehme ich wahrlich im eigenen Saft mein Nachtmahl ein... Am nächsten Tag fahre ich einige Kilometer an einen schönen Strand in El Rodadero und verbringe einen echt erholsamen Sonntag am Strand. Nur einem Vergleich mit den Brasilianern bezüglich Strandleben können die Kolumbianer nicht standhalten, das kommt mir so etwa vor wie Autofahren mit angezogener Handbremse. Den nächsten Tag verbringe ich in der Stadt und es ist hammer-granatenheiss für meinen Geschmack: Selbst am Schatten beim Mittagessen messe ich über 34 Grad ! Das ist eindeutig zuviel für mich und ich kriege einige Bedenken bezüglich der nächsten Wochen hier an der Karibikküste von Kolumbien. Am Nachmittag flüchte ich mich jedenfalls in mein gekühltes Zimmer zum Abkühlen und Ausruhen....
Weitere 2 Tage verbringe ich am Strand, sowohl nördlich in Tagunga als auch wieder in El Rodadero. So lässt es sich nun wirklich aushalten.
Riohacha, 4. - 6. Februar
Die Fahrt geht heute in knapp 3 Stunden nach Riohacha, das sich an der Grenze zum Nirgendwo und nur ca. 1 Stunde von der venezolanischen Grenze entfernt befindet. Die ersten beiden Hotels am Strand sind zu meiner Überraschung voll und das dritte ist eine Bruchbude, für das sie einen gesalzenen Preis verlangen. Sehr untypisch dünkt mich das Ganze für Kolumbien ! So lande ich schlussendlich in Hotel Nr. 4, einer familiären Bleibe. Das Zimmer hat leider auch nicht viel mehr als Zellengrösse, immerhin passt nun der verlangte Zimmerpreis besser zum Gebotenen. Die Stadt selber ist nicht der Rede wert und die Strandpromenade absolut nicht ausgebaut. Nur ein einzelner Anbieter vermietet Stühle und so verbringe ich den zweiten Tag am Strand. Ich bin der einzige Gast und am Nachmittag setzt noch ein strammer unangenehmer Wind ein, der mir feinsten Sandstaub erfolgreich bis in die letzten Ritzen meines Körpers bläst. So muss ich notgedrungen bald den Rückzug antreten vor diesem unangenehmen Wind, der gemäss Aussage der Bewohner hier ganz normal ist. Ha, vielen Dank, hier will ich nicht bleiben !
Am Abend findet ein Umzug als Vorfasnachtsveranstaltung statt und es kommt leider so wie ich es schon von Brasilien her kenne: Schon bei der ersten Tanzgruppe, die an mir vorbeidefiliert, rennen Gruppen von Jugendlichen einander hinterher und versuchen offensichtlich einen Dieb zu fangen. Die ganze Stimmung lädt sich sofort in Gewalt auf und bleibt unruhig. Ah wie ich das hasse ! So bleibe ich dem Umzug auf Distanz und lasse das Ganze aus sicherer Entfernung an mir vorbeiziehen.
Cartagena, 6. – 12. Februar
Heute folgt bereits schon die letzte längere Busfahrt meiner Ferien, es geht in 7 Stunden nach Cartagena. Der Bus ist für meine Beinlänge nicht gerade optimal und so muss ich alle paar Minuten von der einen zur anderen Stellung wechseln. Gespannt komme ich schliesslich am späten Nachmittag in Cartagena an. Bereits bei der Taxifahrt merke ich, dass hier andere Regeln gelten als im übrigen Kolumbien, denn die Fahrt ist viel teurer als sonst. So schaue ich mir die wirklich schmucke und berühmte Altstadt von Cartagena an. Noch nie habe ich so viele ausländische Touristen gesehen wie hier, die stehen sich ja fast auf den Füssen ! Das wirklich Verwirrende für mich in der Altstadt sind aber die Strassennamen: so wechseln diese innerhalb der gleichen Strasse von einer Kreuzung zur nächsten, also als Orientierung unbrauchbar ! So bin ich denn froh, dass ich nach 2 Tagen Andreas treffe, einen ehemaligen Arbeitskollegen, der jetzt hier in Cartagena wohnt. Seine Wohnung etwas ausserhalb von Cartagena ist der Hit: direkt am Strand und vom Balkon aus den Sonnenuntergang zu geniessen das ich wirklich super. Gemeinsam haben wir eine wirklich tolle Zeit, bevor es dann zusammen an den berühmten Carnaval nach Baranquilla geht.
Barranquilla, 12. – 16. Februar
Dank Andy können wir bei kolumbianischen Freunden übernachten und wie immer in Kolumbien sind das nicht nur 2 oder 3 sondern gleich 20 oder 30 und so verbringen wir den gesamten Carnaval grösstenteils zusammen. Am ersten Tag beginnts direkt nach dem Frühstück: mit Saufen ! So bin ich bereits nach dem ersten verdrückten Bier morgens um 10 ein Aussenseiter, denn ich schlage das zweite aus und quäle mich stattdessen immer noch mit dem grauenhaften Geschmack des ersten herum. So wanken wir alle an die Umzugsstrecke, wo wir nobel auf der Tribüne Platz nehmen. Jetzt wird auch schon auf Whisky pur gewechselt und die Flaschen leeren sich schneller als ich nüchtern noch schauen kann. So lässt man den Umzug auch fast teilnahmslos an sich vorbeiziehen, nur bei der tribüneneigenen Band wird man von Zeit zu Zeit etwas warm. Nach einiger Zeit des Umzuges und ohne dass der Funken mal von den Umzugsteilnehmern auf die Zuschauer übergesprungen ist hocken alle besoffen und müde auf den Rängen bevor man sich im Laufe des späteren Nachmittags dazu entschliesst, nach Hause zu gehen. Der Umzug selber hat mich gerade auch im Vergleich zu Brasilien enttäuscht, denn fast keine Band hat live gespielt und mitunter gab es auch Wagen mit Technomusik wie an der Zürcher Streetparade. Na ja dann kann es ja nur noch besser werden... Nach einem kurzen Ausnüchterungsschlaf geht die Sauferei am Abend munter weiter und wir gehen an einen Ort an dem es noch toll sein soll. Dieser Ort ist sehr kurios: Die Musik ist wiederum aus der Konserve und quer über eine Strasse stehen die meisten Zuschauer, die ständig darauf aufmerksam gemacht werden nicht auf der Strasse zu stehen, weil die Polizei dann nicht durchfahren kann. Wo sollen die denn sonst stehen ? Na ja zum Saufen reicht es ja noch und so werden wieder literweise Bier und Whisky in die Binsen geleert. So langsam verliere ich die Lust daran, mal schauen wie es morgen wird !
Tja am zweiten Tag gibt es wiederum einen Umzug, diesmal einen klassischeren, allerdings mit weniger Zuschauer als gestern, weil offensichtlich viele schon nicht mehr fähig sind zeitig aufzustehen (der Umzug hat um 1300 begonnen...). Die Stimmung ist noch mieser als gestern, also schmiert man sich in natürlich wiederum sehr alkoholfroher Stimmung mit Maizenapulver ein und sprüht sich mit so einem ekligen Schaum voll. Wow ist das lustig.... Am Abend soll dann das sogenannte Highlight folgen: Livekonzerte mit berühmten kolumbianischen Bands ! Ich freue mich mal lieber erst im stillen... Als wir dann dort abends um 9 ankommen kocht die Stimmung auch tatsächlich und die Leute tanzen und singen ! Leider soll das dann auch das letzte Mal an diesem Abend gewesen sein. Erstens ist es extrem eng gestuhlt, so dass man nur die Möglichkeit hat zu sitzen oder dann die Plastikstühle zusammenzustellen, damit man eine kleine Fläche zum Tanzen frei hat. Zweitens gibt es kein Bier, also leert man halt Whisky pur zum Durstlöschen in sich rein, die Flasche zu 150 Dollar ! Drittens haben es alle anderen Bands bis morgens nach 3 nicht mehr fertig gebracht, die Leute zum Festen zu bringen und spielen ihre Stücke meist ziemlich emotionslos runter. Und viertens hat ein konstanter Duft aus den bereitgestellten mobilen Toiletten dazu beigetragen, dass die Stimmung etwas gedämpft blieb. Wenn da nur nicht die horrende Eintrittsgebühr von 100 Dollar gewesen wäre... Am dritten und letzten Tag wird eine Band direkt nach Hause bestellt und die ganze Sippe vergnügt sich zuhause. Das ist echt schön und aufgestellt ! Ich frage mich nur wie die Stimmung ohne diese Mengen an Bier und Whisky wäre.... Am Abend sind wir dank Beziehungen backstage beim grössten Livekonzert des Carnavals mit unzähligen Gruppen, die Salsa, Vallenato, Cumbia und Tropical spielen. Schön, aber mit der Zeit mühsam, da es keine Möglichkeit gibt, sich zu setzen. So nimmt der Carnaval von Barranquilla sein zähes Ende.
Fazit: 1. Der Carnaval ist eine riesige Sauferei.
2. Leider springt der Funke während der ganzen Zeit fast nie auf die Zuschauer über
3. Das Ganze geht durchwegs gesittet und friedlich über die Bühne sowie ohne irgendwelche Diebstahlsversüche und unterscheidet sich in diesem Punkt wohlwollend vom Carnaval in Brasilien.
El Rodadero, 16. Februar - 10. März
Direkt am nächsten Morgen verabschiede ich mich von allen und fahre mit dem Bus direkt an mein abschliessendes Ferienziel El Rodadero bei Santa Marta und geniesse schöne und erholsame, zum Teil horrend heisse Tage bis zu 35 Grad am Schatten. Sogar die Strassenhunde buddeln sich bei diesen Temperaturen ein Loch im Sand, um sich darin etwas abzukühlen. Die Kolumbianer machen es wie immer, sie trinken Bier und ich leide und tropfe still vor mich hin. Gottlob sind es aber nur wenige Tage mit solchen Temperaturen, der Rest ist dann einfach nur noch tropisch heiss....
Heimweg über Bogota, Costa Rica, L.A. und Honolulu nach Manila, 10. - 13. März
Meine Ferien sind endgültig zu Ende und meine Heimreise steht als letzter Punkt auf meinem Programm. Doch diese Heimfahrt hat es in sich: In 3.5 Tagen (Lokalzeit), gesamthaft 5 Flügen mit total 26.5 Stunden Flugzeit übernachte ich in 5 verschiedenen Ländern, neben Kolumbien in Costa Rica und Los Angeles, einer virtuellen Nacht in der Luft und schlussendlich wieder zuhause in Manila.
So sieht zumindest die Theorie aus. Doch es kommt natürlich ganz anders: Bereits in Bogota wird mir verweigert, nach Costa Rica zu fliegen, dort einzureisen und eine Nacht zu verbringen, da man offensichtlich eine Gelbfieberimpfung braucht, wenn man aus Südamerika anreist. Wie soll ich denn das wissen ? Ich bleibe ganz gelassen, denn schliesslich muss ich eh wegen eines Fehlers der Fluggesellschaft eine zusätzliche Nacht einlegen. So fliege ich schliesslich direkt weiter nach L.A. ohne dass ich eine Hotelreservation habe. In L.A. ist dann aber alles vorbereitet und ich lande für 2 Nächte in einem tollen Hotel und habe einen ganzen Tag, um mich nach fast 20 Jahren wieder auf Spurensuche nach meinem damaligen Studienaufenthalt an der Universität UCLA zu machen. Ich bin ja gespannt was sich so alles verändert hat...
So mache ich mich am nächsten Morgen auf den Weg und bin erstmals erstaunt, dass ich mich per Metro in dieser für mich amerikanischten aller Städte der USA bewegen kann. Ein Tagespass mit den Buslinien inbegriffen kostet sogar nur 5 Dollar ! Das freie Amerika begrüsst mich auch sofort: auf dem Bahnsteig sind Tafeln mit 9 Verboten und von meinem Sitz in der Metro aus zähle ich sage und schreibe 17 ! verschiedene Verbotstafeln und 2 Warnungen (ich habe mehrmals gezählt es stimmt wirklich). So ist es beispielsweise bei Androhung einer Busse von 250 Dollar und 48 Stunden gemeinnütziger Arbeit verboten laut zu sein, zu essen oder zu trinken.... Gut sind diese Hamburger so schnell verzehrt, dass die einem nicht auch noch in die Metro verfolgen und einem ein teures Mahl bescheren. Oh du freies Amerika wie ist das schön !
So fahre ich bei Totenstille im Abteil nach Hollywood und marschiere zu Fuss auf dem Walk of Fame dem Kodak Theater entlang, wo die Oscar Verleihung vor nicht mal einer Woche stattgefunden hat, weiter entlang der Melrose Avenue mit all diesen verrückten Geschäften und durchgeknallten Menschen, die alle speziell toll und wichtig sein wollen, durch Beverly Hills mit all diesen fleischgewordenen Äusserlichkeiten bis ich nach ein paar Stunden müde endlich den Bus nehme, der mich noch das letzte weite Stück nach Westwood bringt, wo ich damals studiert habe. Vieles erkenne ich auch sofort wieder und es ist wirklich toll, sich in diesem Amerikanismus zu bewegen. Ich fühle mich auch wirklich ganz easy und great, lasse mich beim Mittagessen cool von der Sonne verwöhnen und beobachte all die geschäftigen Studenten, die sich als Vorbereitung für eine erfolgreiche Business Karriere abrackern. Mit dem Bus fahre ich volle 1.5 Stunden auf dem prachtvollen Wilshire Boulevard wieder zurück nach Downtown. Jetzt fällt es mir so richtig auf, wie hier die Finanzkrise zugeschlagen hat: In vielen dieser prachtvollen Bauten glänzt nur noch das Schild der Bank, die dort einmal war. Innen ist alles leer und ausgeräumt, nur noch dei Tafel des Brokers hängt schief an der Fassade, der offensichtlich verzweifelt neue Mieter sucht. Pleite, Konkurs, Aus ! Auch viele der Filialen der Bank of America sind geschlossen, Downsizing nennt man das. Gemein ist all diesen Gebäuden nur, dass sie von aussen alle ganz prächtig aussehen. Leere Hüllen, das ist das Resultat der globalen Finanzkrise... Eine schauerliche Erfahrung !
Mitten im Feierabendverkehr fahre ich mit der Metro noch nach Long Beach. Selbst jetzt ist die Metro nicht mehr als gefüllt, fast niemand muss stehen. Trotzdem dass soviele Leute in Downtown arbeiten sehe ich nur ganz wenige dieser geschäftigen Krawattenträger in der Metro. Die bewegen sich immer noch lieber zusammen mit Millionen anderer in ihren riesen Schlitten auf den geheiligten Autobahnen. So ist denn der öffentliche Verkehr immer noch nur ein Verkehrsmittel für die armen Leute, sprich für Schwarze und Hispanics, die sich kein Auto leisten können - wie schon damals vor 20 Jahren.... Etwas sonderbar ist dann noch, dass die Geleise der Metro über eine längere Strecke genau zwischen eine Autobahn gelegt wurden und so fühlt man sich auch als armer Metropassagier akzeptiert und integriert in die totale auto-Mobilität dieser Monsterstadt eingebettet zwischen den beiden Fahrtrichtungen dieser Autobahn mit jeweils 6 Spuren. Als ich kurz vor Redondo Beach, einem populären Wohnort, meine Metro verlasse, befinden sich wohl nicht mal mehr 10 weitere Fahrgäste darin. Und so findet ein wundervoller sonniger Tag nach dem Sonnenuntergang in einem fantasischen Abendrot sein würdevolles Ende....
So gehen meine nächsten Ferien in die Geschichte ein. Ferien, die mich wieder haben neue Länder entdecken und neue Menschen kennenlernen lassen. Ferien in Lateinamerika bieten nie die gleiche kulturelle oder kulinarische Faszination wie in Asien, bieten aber eine atemberaubende Landschaft und Menschen, die humorvoll, sehr offen und warmherzig sind. Wie schade, lassen sich nicht die für mich positiven Eigenschaften wie in einem grossen Topf zusammenmischen und ein neues Land entstehen. So werde ich halt bald wieder mein Bündel schnüren und mich wieder aufmachen zur Entdeckung neuer Perlen auf unserem unendlichen Planeten.
















1-2: Barichara
3: Unterwegs nach Santa Marta
4: Santa Marta
5-6: El Rodadero
7-13: Cartagena
14-17: Carnaval in Barranquilla
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