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Insel Lembata, 11. - 13. August
Nach einer nächtlichen Überfahrt lande ich morgens um 6 bereits in Lewoleba auf der Insel Lembata. Da erfahre ich zu meiner Ernüchterung, dass der erste Transport an mein Zielort Lamalera erst um Mittag fährt. So lande ich schon nach wenigen Minuten auf dem gottverlassenen Bustermimal und stelle mich auf eine längere Warterei ein. So bin ich dann schon etwas erstaunt, dass nach einer halben Stunde ein Bus ankommt, der mir mein Etappenort verkündet. Ha wie toll ! Erleichtert steige ich ein und freue mich auf eine frühe Ankunft. Etwas erstaunt bin ich aber doch, als ich merke, dass ich nach kurzer Zeit der einzige Fahrgast bin und wir auf einem Hinterhof halten. Zu meinem Erstaunen begrüsst mich der Chef der Busgesellschaft in gutem Englisch und sagt mir, dass der Bus erst in 4 Stunden abfährt. Er merkt mir offensichtlich meine Enttäuschung und Ermüdung an und offeriert mir spontan ein Bett in seinem Haus. So schlafe ich schnell ein und erwache erst kurz vor Mittag, grad zur rechten Zeit zur Abfahrt. Das Gefährt ist aber kein Bus, sondern ein umgebauter Lastwagen mit Sitzflächen für die Passagiere. Wieso dass es ein Lastwagen sein muss wird mir im hoffnungslos überfüllten Gefährt schon 5 Minuten nach der Abfahrt klar, denn dieser schlimmste Feldweg, den ich je gesehen habe, ist mit einem normalen Auto schlicht nicht mehr passierbar. So erreiche ich Lamalera nach sehr harten und staubigen 4 Stunden.
Das was mich jedoch dort erwartet ist sensationell, denn dieser Ort ist der einzige auf der Welt, wo noch nach klassischer (und bewilligter) Art auf Walfang gegangen wird. Leider haben die aber seit schon 3 Monaten keinen Wal mehr gefangen und so begnüge ich mich mit spannenden Erklärungen und Erzählungen der Männer von Moby Dick (dank gütiger Mithilfe einer indonesischen Englisch-Lehrerin), dem Besuch der einzigen Schule vor Ort sowie einem Strandausflug mit lokalen Kindern. Da sich meiner Meinung nach leider auch in den nächsten Tagen kein Wal fangen lässt, mache ich mich halt wieder auf die Reise und fahre mit dem Lastwagen morgens um 3 ! wieder zurück und mit einem hoffnungslos überfüllten alten Holzkahn in 4 Stunden nach Larantuka auf die Insel Flores.
Insel Flores, 13. - 23. August
Nach einer Nacht der Erholung geht es am nächsten Morgen mit einem "shared taxi", einer Art SUV, dass man sich mit 4 anderen Passagieren teilt, und einem sehr dubiosen Fahrer in die letzte geografische Richtung meiner Reise, nämlich nach Westen erstmals in die Stadt Maumere.
Nach einem Erholungsstop geht es schon am nächsten Morgen ebenfalls im "shared taxi" weiter. Da diese Dinger erst fahren wenn sie derart beladen sind, dass die Stossdämpfer durchschlagen, warte ich nach Abholung geschlagene 1.5 Stunden immer noch auf die Fahrgäste 3 bis 7. Da es an diesem Sonntag sehr ruhig zugeht, wollen partout keine weiteren Fahrgäste mehr kommen. Also drohe ich mal mit Abwanderung und dies hilft, denn innerhalb von 5 Minuten ist die Kiste voll (ich meine es auch so, es ist drückend eng) und wir fahren in 3 Stunden nach Moni. Dass ich mich so langsam dem Touristenpfad von Bali her nähere, findet sich auch in den Restaurants wieder, denn ich bin auf dem Pancake Trail angekommen ! Die dem Globetrotter allseits bekannten Pancakes sind auf allen Speisekarten (natürlich im schicken Englisch) und ich muss niemanden mehr ohne Worte in die Küche oder zu anderen Gästen an den Tisch führen um mit Handzeichen darzutun, was ich gerne essen möchte. Das hat auch seine guten Seiten, denn ich finde den mir von Indien her so wohlbekannten heilenden Tee mit Ingwer und Zitrone auch auf dem Menu. Da ich grade etwas schwächle, vermutlich wegen irgendetwas Verdorbenem im Essen, ist das die ideale Medizin.
Am nächsten Tag ist wieder mal Vulkan besichtigen auf dem Programm: Bereits um 0430 geht es in die kalte Nacht und mit dem Motorrad auf etwa 1500 m zur Bestaunung des Sonnenaufganges am Vulkan Kelimutu, der mit 3 Seen glänzt, die alle eine unterschiedliche Farbe haben. Doch wie so oft ist der Sonnenaufgang für mich nicht so spektakulär und romantisch wie offensichtlich für viele andere und da die Landschaft mich etwas an die Schweiz mit 3 Bergseen erinnert, mache ich mich zu Fuss durch den grossartigen Dschungel wieder auf den Heimweg. Am nächsten Tag gehts wieder per Bus in die nächste Stadt namens Ende an die Küste und nach konfuser Betrachtung der sehr militärisch straffen Unabhängigkeitsfeier (Indonesien ist nun 65 Jahre alt) fahre ich gleich weiter mit dem Bus nach Bajawa durch eine grossartige Natur mit wunderbaren Weitblicken.
Bajawa ist nun endgültig das Ende meiner Ferien: Horden von Touristen, die meisten entweder im Pauschalarrangement oder mit eigenem Fahrer unterwegs, quälen sich alle ins gleiche ursprüngliche Dorf, um zu meinen, sie hätten nun ihre eigenen Wilden entdeckt, die noch nie zuvor jemand gesehen hat... Das mache ich aber nun wirklich nicht mit und so fahre ich nach einem geruhsamen Tag im Dorf weiter und nach einem Zwischenstop in Ruteng gleich bis ans westliche Ende von Flores, nach Labuanbajo. Der Empfang könnte nach der Durchquerung von Flores auch ein bisschen netter sein, denn es giesst wie aus Kübeln. Der Busfahrer ist immerhin so nett, mich nicht schon am Terminal abzuladen, sondern für ein kleines Trinkgeld direkt bis vors Hotel zu fahren und der Hotelangestellte ist dann auch noch so nett, mir ein Zimmer mit einer besseren Aussicht über die ganze Bucht zu geben sowie mir das wohlverdiente Mittagessen direkt auf meinen Balkon zu liefern. Ah wie ist das schön nach all diesen Millionen von Kurven und Entbehrungen die Beine hochzulagern, dem Regen zuzuschauen und zu -hören und mich verwöhnen zu lassen, auch wenn es nur der langweilige Fried Rice ist. Nach einigem Hin und Her überwinde ich mich dann doch, gleich am nächsten Tag diese berühmten Komodo Warane zu finden. Diese Dinger leben nur auf 2 grösseren vorgelagerten Inseln, gesamthaft geschätzte 2300 Exemplare. Wir finden auch welche, offensichtlich auch sehr grosse, aber das, was mir die Fernsehbilder bis jetzt vorgegaukelt haben, entspricht leider nicht meiner Realität. Trotzdem geniesse ich die Landschaft, die mich eigenartigerweise an afrikanische Savanne erinnert, da es hier derart trocken ist. Ansonsten hält mich hier in diesem vorgelagerten Bali Ausflugsziel sonst nichts mehr und ich nehme am nächsten Tag die Fähre nach Sumbawa.
Sumbawa, Lombook und Bali, 23. August – 4. September
Die Überfahrt auf der schwach besetzten Fähre entlang dieser zum Teil mich fast an Wüstenlandschaften erinnernden Inseln ist eindrücklich, weil es sich für diese Region fast ein bisschen fehl am Platze anmutet. Die Insel Sumbawa ist auch nicht mehr so grün wie Flores und stark moslemisch geprägt. Da ich nicht gleich mit einem Bus direkt bis nach Bali fahren will, mache ich hier in der Stadt Bima halt und bin natürlich sofort wieder der einzige Tourist. Dank dem Ramadan gibt es auch extra aufgebaute Essstände, damit die hungrigen Moslems hier am Abend ihre Bäuche stopfen können. Was sich mir dann präsentiert ist super, gänzlich neu, wohlschmeckend und so mache ich es wie ein hungriger Moslem und schlage mir ebenfalls den Bauch voll. Der nächste Tag präsentiert sich mir dann nicht so erfreulich, denn statt der gemäss Reiseführer 7 Stunden auf guten Strassen fahre ich volle 10 auf schlechten bis nach Sumbawa Besar, der Hauptstadt von Sumbawa. Wie freut man sich nach einem solchen Trip in einem uralten Bus ohne AC auf das Zimmer mit Klimaanlage. Was für ein Tiefschlag: alle AC Zimmer sind ausgebucht (obwohl ich keinen Menschen sehe) und ich muss in dieser Hitze mich mit einem Deckenventilator zufriedengeben. Scheisse ! Ah wie kann man manchmal alles verfluchen. Da der Fisch zum Nachtessen auch noch schlecht gegrillt ist und völlig trocken, muss ich halt alle meine in 3 Jahren erlernte asiatische Gelassenheit auspacken, ein indisches "om shanti" in den Himmel blasen und Ruhe bewahren. Ah ja und zum Schlafen komme ich auch wirklich noch, jedoch dünkt es mich, reisst mich der Wecker schon wenige Minuten später aus meinem kurzen Schlaf.... Immerhin war es nicht der Imam der nahen Moschee, denn die beginnen noch einige Stunden früher mit ihrer Lautsprecherbeschallung.
Der Rest ist dann schnell erzählt: Über die Hauptstadt von Lombook, Mataram, fahre ich nach Bali und verbringe dort noch 8 geruhsame Tage, bevor ich via Jakarta wieder nach Hause nach Manila fliege.
Ah ja und dann doch noch etwas aus Bali, so dass auch niemand enttäuscht ist: Hotelzimmer im ersten Stock sind günstiger als im Erdgeschoss, was sonst nirgends auf der Welt der Fall ist. Grund: Die schwergewichtigen (und besoffenen) Australier schaffen es ohne fremde Hilfe nicht mehr, sich einen Stock höher zu bewegen.... Sonst hat sich Kuta Beach auf Bali seit meinem letzten Besuch vor genau 10 Jahren extrem entwickelt. Nur mein Hotel von damals, in dem ich wieder nächtige, ist noch dasselbe, sonst ist alles einen grossen und für mich negativen Schritt Richtung McDonaldisierung gegangen.
Fazit:
- Ich habe in meinen 2 Monaten 10 Inseln besucht,... Dabei bin ich 5 mal geflogen, habe 11 mal ein Schiff benutzt, 19 mal einen Bus oder ein anderes fahrendes (Un-)Getüm und habe in 28 verschiedenen Betten genächtigt. 3 mal habe ich einen Guide benutzt und die Anzahl Moskitostiche sind unzählbar, aber leider auch nicht zuwenig.
- Indonesien ist ein unglaublich vielfältiges Land: kulturell, klimatisch, von der Religion und der Mentalität her haben sich alle von mir besuchten Inseln stark unterschieden.
- Jakarta ist vom Verkehr her tatsächlich noch chaotischer als Manila. Ständig und überall zwängen sich unzählige Autos und noch mehr Motorräder durch die Strassen
- Hat es in Manila unzählige Restaurants, die überwiegende Anzahl Fast Food Ketten oder billige Essstände mit ungeniessbarem öligen Essen, so bleiben in ganz Indonesien nur ein paar wenige Strassenstände oder sogenannte Rumah Makan mit Essen aus Padang übrig, das landesweit immer gleich schmeckt. Selbst in den grossen Malls in Jakarta sind Restaurants meist versteckt, währenddessen das zentrale Thema in Manila in den Malls das Essen ist. So muss man sich in Indonesien meist mit Hilfe des Reiseführers zu einem Restaurant lotsen lassen.
- Die Frauen sind soweit ganz nett anzuschauen, zwar im Schnitt mit einigen Pfündchen mehr beladen als eine Philippinin, doch immer noch die Hälfte einer strammen Holländerin oder Norwegerin. Das eigentliche Problem sind ganz allgemein alle männlichen Indonesier so ab 15: Die qualmen den ganzen Tag diese schrecklichen Nelkenzigaretten mit dem schelmischen Namen Gudang Garam, so das man eigentlich schon von der Landung an ständig von diesem Gestank begleitet wird, immer und überall, im Bus, auf dem Schiff, beim Essen, immer und überall !! Grauenhaft !! Gemäss Statistik tun dies 60 % (!) aller Männer !!
- Die lautesten Verkehrsmittel der Welt sind in Timor und nennen sich Bemo: eine Art kleiner Bus zur Personennahbeförderung (cooles Wort, Danke an Deutschland), die mit Lautsprechern vollgestopft sind und sich an ohrembetäubender Bum Bum Musik erfreuen. Nicht so meine Ohren, denn ständig muss ich meine Ohren mit Toilettenpapier schallisolieren.
- Die ganze Transport Infrastruktur ist auf den von mir besuchten Inseln in einem schlechteren Zustand als zum Beispiel auf den Philippinen oder in Thailand: Vor allem die Schiffe sind häufig in einem bedenklichen Zustand und die Strassen sind schmal und äusserst kurvig. Zusätzlich kommt hier die sehr lange Wartezeit, bis diese Dinger mal abfahren, dass tun die nur, wenn sie absolut voll sind. Das ist in anderen Ländern ja auch so, aber dort dauert es wesentlich schneller oder man hält sich an einen Fahrplan.
- Alles in allem ein tolles und spannendes Land, das den Gast willkommen heisst, der offen, neugierig und geduldig ist und sich auf die vielen Gegebenheiten dieses Landes einlassen will (merke: Bali hat touristisch und kulturell mit Indonesien nichts zu tun).

1 - 3: Überfahrt von Kupang nach Lamalera
4 - 8: bei den Walfängern von Lamalera
9 - 10: Ja das soll ein Schiff sein. Nach Flores
11 - 12: Vulkan Kelimutu bei Moni
13: Labuanbajo
14 - 16: Komodo Warane auf Rinca
West-Timor, 1. - 10. August
Der Hauptort hier auf Timor nennt sich Kupang und der Unterschied zu Sulawesi ist frappant, denn ich komme mir fast vor wie in Papua Neuguinea, denn ein guter Anteil der Bevölkerung sind ebenfalls Melanesier. So ändert auch die Mentalität deutlich und das offene und fröhliche "Hello Mister", das mich durch ganz Sulawesi begleitet hat, fehlt hier fast völlig. Stattdessen sind die Leute hier viel zurückhaltender (und weniger attraktiv...) als in Sulawesi.
Nach einem geruhsamen Tag voller Reiseorganisation, einem super Fisch zum Mittagessen und einem frischen gegrillten wunderbaren Tintenfisch zum Nachtessen geht es am nächsten Tag bereits wieder auf die Reise und zwar in einem erstaunlich komfortablen Bus während knapp 6 Stunden für umgerechnet 4 Franken ins bergige Zentrum von Timor, ins Dorf mit dem romantischen Namen Kefamenanu. Auch auf den zweiten Blick ist hier nichts wirklich romantisch und das von Lonely Planet hochgejubelte teuerste Hotel im Ort mit dem Prädikat "outstanding value"entpuppt sich als veritable, natürlich in chinesischem Besitz befindliche, katastrophale Bruchbude mit dem diskreten Charme einer verlotterten Toilettenschüssel. Beim besten mir gezeigten Zimmer müffelt es nur etwas, immerhin eines von 4 Lichtern funktioniert und die Klospülung klappt nach nur 2 weiteren Anläufen mit Hilfe der überforderten Reception. Der Hinweis, es gebe weder Seife, Leintücher und Toilettenpapier passt daher wunderbar zum Rest - nur der Preis von fast 30 USD können so wohl nur unverfrorene Chinesen erheben. Dass dann die ganze Nacht der Fernseher für den Nachtwächter auf voller Leistung läuft und der alle 30 Sekunden dank der Raucherei aus vollem Halse hustet und mich von Schlafen abhält bewegt mich, am Morgen sofort wieder auszuchecken !
Dafür wird der Tag mit meinem Guide umso besser, denn zusammen besuchen wir urchige Märkte, äusserst usprüngliche Dörfer noch ohne Elektrizität und sonstigen Unannehmlichkeiten (aber der traurigen Zurkenntnisnahme eines erst 10 jährigen, aber schon Betelnut kauenden Mädchens), einen veritablen Prinz in seinem Palast (der sich auf das Komponieren von Hip Hop Songs spezialisiert hat) und treffen immer wieder unglaublich tolle Menschen an (so ein Mädchen, das meint, ich käme direkt vom Mond, da sie noch nie einen Westler gesehen hat) und einer Natur, die mich durch ihre Vielfalt und Pracht immer wieder in Erstaunen versetzt.
Nach einem verdienten Ruhetag in diesem abgelegenen Kefamenanu geht es per Bus wieder zurück Richtung Kupang, aber nur bis in das Dorf Soe. Mit einem anderen Guide, der ebenfalls königliches Blut in sich trägt, geht es am nächsten Tag auf einem wirklich nicht mehr als oberlausig zu beschreibenden Pfad per Motorrad in ein abgelegenes Tal, wo wir die Bewohner des Dorfes Boti treffen, die einen noch sehr ursprünglichen Lebensstil pflegen. Da die Bewohner allerdings gelinde gesagt nicht sehr kommunikativ sind, zieht es uns nach einem Rundgang weiter und wir besichtigen ein noch ursprünglicheres Dorf, wo die Männer noch vor 2 Generationen der Kopfgeldjagd nachgegangen sind. Nun ja der Stammesführer schaut immer noch so grimmig drein, dass ich dem auch heute nicht nachts in einer unbeleuchteten Gasse begegnen möchte. Es ist wirklich eindrücklich für mich, Leute zu erleben, die einen so ganz anderen, ursprünglichen Lebensstil pflegen als das was man sich so im Westen gewohnt ist. Toll !
Mit dem Bus geht es dann wieder zurück nach Kupang und einem Ruhetag dort mit dem Schiff auf eine Insel, wo ich mich schon auf weitere tolle Begegnungen mit Menschen freue, die man so leichthin einer "primitiven" Lebensweise bezichtigt.

1-3: Auf dem Markt
4-7: Temkessi Village
8-9: Kinderschar
10-11: Kefamenanu
12-14: Besuch in einer Schule
15-17: Boti Village
18-23: Kopfgeldjäger von None Village
Das Timing scheint wieder einmal gerade richtig zu sein: Am Nachmittag braust der erste richtig ernsthafte Sturm des Jahres über Manila hinweg und richtet erhebliche Schäden an. Am Abend, als ich zum Flughafen fahre, ist jedoch wieder Idylle angesagt und nur noch eine Unzahl von Palmwedeln und umgeknickten Beleuchtungsmasten erinnern an den sehr heftigen Wind.
So belebt die Strassen hier sind, so traurig wirkt der riesige überdimensionierte Terminal, der wegen Misswirtschaft nicht fertig gebaut werden konnte. So muss ich denn in einem einsamen kleinen Coffee Shop wie inmitten einer Baustelle auf meinen Flug warten, bevor es dann abends um 9 endlich nach Jakarta geht auf meine 2-monatige Reise quer durch Indonesien.
Jakarta, 7. - 11. Juli
Der erste Eindruck von Jakarta ist etwas ernüchternd: Erstens kann ich mich seit dem letzten Mal an gar nichts mehr erinnern, ein Stadtzentrum im klassischen Sinne fehlt völlig (hier haben Manila und Bankgok wesentlich klarere Gebiete, die man als Zentrum bezeichnen kann) und der Verkehr ist selbst im Vergleich zu diesen beiden Städten enorm und chaotisch. Zum ersten Eindruck kommen dann noch die gesamte männliche Hotelbelegschaft, die mit mir im Restaurant am grossen Bildschirm mitten in der Nacht das Halbfinalspiel der Fussballweltmeisterschaft Deutschland - Spanien schauen und alle ohne Ausnahme und ohne Unterlass rauchen (!), die meisten davon diese stark riechenden (oder stinkenden) Nelkenzigaretten mit dem verführerischen Namen Gudang Garam. So schaue ich mir das Spiel durch das halb vernebelte Restaurant durch an, schnaufe durch einen Stofflappen und bin froh, dass es nicht auch noch in die Verlängerung geht und ich somit meine Leidenszeit etwas abkürzen kann. Da meiner Meinung nach auch das bessere Team gewonnen hat und ich mich für meine beiden Büchsen Bier um stolze 11 USD erleichtert habe kann ich zumindest in den Schlaf der Seeligen fallen.
In den nächsten Tagen besichtige ich Jakarta hauptsächlich zu Fuss und im Bus. Ich bin dabei froh um die etwas tiefereren Temperaturen als in Manila, trotzdem rinnt der Schweiss auch hier nach einer Weile ganz nett aus den Poren. Die Restaurantdichte hier ist absolut mickrig, nur mit Mühe finde ich jeweilen etwas zum Essen. Dabei habe ich mich so auf frisches Essen gefreut, etwas, das in Manila leider äusserst rar ist. Die so beliebten Kettenrestaurants liefern ihre Ware meist vorgekocht, so dass man dann im Restaurant nur noch aufgewärmte Kost kriegt. Aber immerhin hat man dort überall die Quahl der Wahl....
Das Reiseprogramm für die nächsten 8 Wochen steht auch endlich: So gehts zuerst nach Makassar, dem früheren Ujung Pandang auf Sulawesi, dem früheren Celebes, wo ich dann ganz nördlich bis Manado reisen werde. Mit dem Flugzeug soll es dann nach West-Timor gehen, von wo ich dann über Flores, Komodo, Sumbawa, Lombok und Bali zurück nach Jakarta reisen werde. Mal schauen, was sich da so alles realisieren lässt.
Insel Sulawesi, 11. Juli – 1. August
Also erstmals geht es mit dem Flieger von Jakarta über Surabaya nach Makassar, eine Stadt, die selbst dem neugierigen Touristen nur wenig Optionen lässt als bald wieder abzureisen. Immerhin kann ich hier vom Bett aus den Fussball WM Final in Südafrika sehen, muss dann aber morgens gegen 5 die Segel streichen und verpasse so das entscheidende Tor um wenige Minuten. Naja.... So nehme ich nach einem Besichtigungstag den Bus nach Rantepao in Zentral-Sulawesi. Vom Bus selbst bin ich überwältigt, denn was ich da an Beinfreiheit geboten kriege, schlägt selbst Swiss in der Business Class. Die Strassen selbst sind ein anderes Thema, mich wundert es auf jeden Fall, wie es der Fahrer fertigbringt, dieses riesige Gefährt über Strässchen zu fahren, die man in der Schweiz knapp als Feldweg auszeichnen würde... Um Rantepao leben die Tana Toraja, ein Volk, das bekannt ist für ihre ungewöhnlichen Beerdigungsrituale und so besuche ich gleich am nächsten Tag nach dieser 11 stündigen Schüttelbechertour eine Beerdigung sowie die auch ungewönlichen Orte für die sterblichen Überreste wie Höhlen, innerhalb von Felslöchern, an Felswänden aufgehängt, an Bäumen angemacht und so weiter. Nach einem weiteren Tage ausgiebigen Staunens geht die Reise weiter nordwärts hauptsächlich durch Dschungel über Bergstrassen, die vom Regen zum Teil regelrecht weggewaschen wurden und nur notdürftig geflickt sind im Kleinbus in 13 Stunden ins Dorf Tentena, das während den Unruhen in Zentral-Sulawesi bis vor 4 Jahren das Zentrum des christlichen Widerstandes war. Gar nicht auszudenken, dass die Leute in diesem friedlichen und gemütlichen Dorfe nett an einem See gelegen auch gewalttätig werden können, denn überall werde ich sehr freundlich begrüsst und von den Kindern mit "Hello Mister" willkommen geheissen. Ebenfalls auch angenehm, anders als in meinem Gastland, wo, falls überhaupt, meistens nur von hinten gegrüsst wird, weil die Leute zu schamhaft sind und wenn man angesprochen wird, dann meistens nur aus niederen ökonomischen Beweggründen.
Nach einem weiteren erholsamen Tag führt die heutige 7 stündige Fahrt wieder ans Meer nach Ampana, dem Ausgangspunkt der Schiffsreise auf die Togean Inseln. Das Boot selbst übertrifft dann selbst die kühnsten Vorstellungen einer philippinischen Schiffsreise, denn der hoffnungslos be- / überladene uralte Holzkahn läuft vermutlich schon bei kleinem Seegang voll. So passiert denn auch auf der Überfahrt auf der spiegelglatten See nichts ausser dass ich mir wieder mal einen Sonnenbrand an Stirn und Arm hole, da es für mich unmöglich ist, mich im Inneren dieses sehr stickigen Bootes aufzuhalten und so entscheide ich mich halt statt für die Sauna für die kühlende Seebrise und den Sonnenbrand.
Der erste Teil des Inselaufenthaltes auf der stimmungsvollen Insel Namens Kadidiri gestaltet sich dann leider nicht so positiv, denn ausser ein paar netten Touristen und lokalen Angestellten, mit denen ich mich jeweils am Abend zum Arak trinken (eigengebrauter Palmschnaps unbekannter Konzentration) auf dem Ponton treffe, fühle ich mich eingesperrt in einem muffigen Touristenghetto zwischen dichtem Dschungel und Meer, der einzige Freilauf besteht aus einem schmalen Streifen Sand von knapp 100 Metern Länge. So lasse ich mich trotz eines unglaublichen Preises von 11 USD für die Notunterkunft (weil alles andere schon voll ist und man als Einzelreisender im Bungalow frecherweise auch das zweite Bett bezahlen muss) und allen Mahlzeiten inbegriffen schon bald wieder ins Hauptdorf Wakai (nicht zu verwechseln mit Waikiki...) zurückschiffen und verbringe dort eine wunderschöne eindrückliche Zeit mit zwar sehr armen, aber trotzdem sehr offenen und warmherzigen, fröhlichen und wie mir scheint ausgeglichenen Menschen. Das in meiner sehr einfachen Unterkunft, wo ich angenehmerweise der einzige Gast bin und wo nachts um 2 mein um 50 cm zu kurzes Bett zusammenbricht und mich partout niemand von den von mir aufgeweckten jungen Damen des Hauspersonals in mein Zimmer begleitet um mir zu helfen, auch nur am Rande. Aber eben in Asien geht es dann halt immer irgendwie und so werde ich doch nach einigem Zögern und Hin und Her in ein neues Zimmer begleitet, dessen Bett dann auch länger ist und tatsächlich die restlichen Stunden bis zum Morgen durchhält. Dass das Bett auch nur aus einem Holzrost besteht auf dem eine dünne Schaumgummiunterlage liegt und man dementsprechend gerädert aufwacht ist dann schon fast Nebensache. Aber was will man für 6 USD auch mehr erwarten....
Der zweite Teil der Schiffsreise auf die gegenüberliegende Seite der Inseln zurück nach Sulawesi verläuft dann dafür sehr gediegen auf einer netten kleinen Fähre, wo für ein kleines Entgelt und aufgebauten Beziehungen der Kapitän seine Kabine räumt und sie mir und einer englischen Mitreisenden (natürlich auf einer zweiten Matraze haha) für die Dauer der 12 stündigen Schiffsreise überlässt. Da wir schon sehr früh am Morgen im Hafen von Gorontalo ankommen, entscheide ich mich, gleich weiter in die Stadt Manado zu fahren.
Manado gefällt mir als Stadt ausserordentlich gut: Sehr nett und gemütlich und mit wiederum sehr netten (und teilweise auch sehr hübschen) Bewohner / -innen aber mit zum Teil fast zuuu vielen "Hello Mister" lasse ich es mir hier gutgehen, organisiere die Flüge für die Weiterreise und bereite mich auf meine (wieder mal) Tauchferien auf der bei Tauchern weltbekannten Insel Bunaken vor.
Die Taucherei erfüllt meine hohen Erwartungen ganz: Klares Wasser, grosser Korallen- und Fischreichtum und das bei Tauchgängen meist entlang von abfallenden Wänden (wall dives) oder auf sehr vielseitigen Plateaus. So werden diese 5 Tage in einem tollen Resort direkt am Wasser zu einem riesen Hit, zusätzlich mit sehr netten Gästen und wunderbaren Gastgebern.
Das ist nun schon das Ende auf Sulawesi und es geht mit dem Flieger via Makassar nach Kupang auf der Insel Timor. Bis nach Makassar ist ja noch alles wie sonst, aber wieso dass die dann am Transferdesk so stressen obwohl ich eigentlich noch mehr als 2 Stunden Zeit hätte bis zum planmässigen Boarding wird mir erst bewusst, als mir der nette Mitarbeiter der Fluggesellschaft Merpati erklärt, dass ich bereits der letzte Gast sei ! Mhh diese Hirnis haben kurzfristig auf August den Flug um etwa 3 Stunden vorverlegt und nur dank der notorischen Verspätung habe ich es überhaupt noch auf den Flieger geschafft. Der Flieger: oh je ein Propellermodell und dazu beim Einsteigen eine brütende Hitze ! Das Ding hat tatsächlich keine Klimaanlage !! So safte ich auch 30 Minuten nach dem Start und nur leicht angehaucht von den beiden mikroskopisch kleinen Luftdüsen bei gemessenen 32.5 Grad vor mich hin. Natürlich ist die Flugzeit auch nicht geplante 1 1/4 Stunden sondern beträgt in diesem Krüppelding fast 2 Stunden. Immerhin ist es kurz vor der Landung nur noch 31 Grad warm.... Dafür die Freude nach dem Aussteigen: Es ist erfreulich frisch !!!
1: Jakarta day and night
2-6: Tana Toraja, Sulawesi
7-9: Tentena
10-13: Togean Inseln