03 September 2010

31. Indonesia 1


Das Timing scheint wieder einmal gerade richtig zu sein: Am Nachmittag braust der erste richtig ernsthafte Sturm des Jahres über Manila hinweg und richtet erhebliche Schäden an. Am Abend, als ich zum Flughafen fahre, ist jedoch wieder Idylle angesagt und nur noch eine Unzahl von Palmwedeln und umgeknickten Beleuchtungsmasten erinnern an den sehr heftigen Wind.
So belebt die Strassen hier sind, so traurig wirkt der riesige überdimensionierte Terminal, der wegen Misswirtschaft nicht fertig gebaut werden konnte. So muss ich denn in einem einsamen kleinen Coffee Shop wie inmitten einer Baustelle auf meinen Flug warten, bevor es dann abends um 9 endlich nach Jakarta geht auf meine 2-monatige Reise quer durch Indonesien.

Jakarta, 7. - 11. Juli
Der erste Eindruck von Jakarta ist etwas ernüchternd: Erstens kann ich mich seit dem letzten Mal an gar nichts mehr erinnern, ein Stadtzentrum im klassischen Sinne fehlt völlig (hier haben Manila und Bankgok wesentlich klarere Gebiete, die man als Zentrum bezeichnen kann) und der Verkehr ist selbst im Vergleich zu diesen beiden Städten enorm und chaotisch. Zum ersten Eindruck kommen dann noch die gesamte männliche Hotelbelegschaft, die mit mir im Restaurant am grossen Bildschirm mitten in der Nacht das Halbfinalspiel der Fussballweltmeisterschaft Deutschland - Spanien schauen und alle ohne Ausnahme und ohne Unterlass rauchen (!), die meisten davon diese stark riechenden (oder stinkenden) Nelkenzigaretten mit dem verführerischen Namen Gudang Garam. So schaue ich mir das Spiel durch das halb vernebelte Restaurant durch an, schnaufe durch einen Stofflappen und bin froh, dass es nicht auch noch in die Verlängerung geht und ich somit meine Leidenszeit etwas abkürzen kann. Da meiner Meinung nach auch das bessere Team gewonnen hat und ich mich für meine beiden Büchsen Bier um stolze 11 USD erleichtert habe kann ich zumindest in den Schlaf der Seeligen fallen.
In den nächsten Tagen besichtige ich Jakarta hauptsächlich zu Fuss und im Bus. Ich bin dabei froh um die etwas tiefereren Temperaturen als in Manila, trotzdem rinnt der Schweiss auch hier nach einer Weile ganz nett aus den Poren. Die Restaurantdichte hier ist absolut mickrig, nur mit Mühe finde ich jeweilen etwas zum Essen. Dabei habe ich mich so auf frisches Essen gefreut, etwas, das in Manila leider äusserst rar ist. Die so beliebten Kettenrestaurants liefern ihre Ware meist vorgekocht, so dass man dann im Restaurant nur noch aufgewärmte Kost kriegt. Aber immerhin hat man dort überall die Quahl der Wahl....
Das Reiseprogramm für die nächsten 8 Wochen steht auch endlich: So gehts zuerst nach Makassar, dem früheren Ujung Pandang auf Sulawesi, dem früheren Celebes, wo ich dann ganz nördlich bis Manado reisen werde. Mit dem Flugzeug soll es dann nach West-Timor gehen, von wo ich dann über Flores, Komodo, Sumbawa, Lombok und Bali zurück nach Jakarta reisen werde. Mal schauen, was sich da so alles realisieren lässt.

Insel Sulawesi, 11. Juli – 1. August
Also erstmals geht es mit dem Flieger von Jakarta über Surabaya nach Makassar, eine Stadt, die selbst dem neugierigen Touristen nur wenig Optionen lässt als bald wieder abzureisen. Immerhin kann ich hier vom Bett aus den Fussball WM Final in Südafrika sehen, muss dann aber morgens gegen 5 die Segel streichen und verpasse so das entscheidende Tor um wenige Minuten. Naja.... So nehme ich nach einem Besichtigungstag den Bus nach Rantepao in Zentral-Sulawesi. Vom Bus selbst bin ich überwältigt, denn was ich da an Beinfreiheit geboten kriege, schlägt selbst Swiss in der Business Class. Die Strassen selbst sind ein anderes Thema, mich wundert es auf jeden Fall, wie es der Fahrer fertigbringt, dieses riesige Gefährt über Strässchen zu fahren, die man in der Schweiz knapp als Feldweg auszeichnen würde... Um Rantepao leben die Tana Toraja, ein Volk, das bekannt ist für ihre ungewöhnlichen Beerdigungsrituale und so besuche ich gleich am nächsten Tag nach dieser 11 stündigen Schüttelbechertour eine Beerdigung sowie die auch ungewönlichen Orte für die sterblichen Überreste wie Höhlen, innerhalb von Felslöchern, an Felswänden aufgehängt, an Bäumen angemacht und so weiter. Nach einem weiteren Tage ausgiebigen Staunens geht die Reise weiter nordwärts hauptsächlich durch Dschungel über Bergstrassen, die vom Regen zum Teil regelrecht weggewaschen wurden und nur notdürftig geflickt sind im Kleinbus in 13 Stunden ins Dorf Tentena, das während den Unruhen in Zentral-Sulawesi bis vor 4 Jahren das Zentrum des christlichen Widerstandes war. Gar nicht auszudenken, dass die Leute in diesem friedlichen und gemütlichen Dorfe nett an einem See gelegen auch gewalttätig werden können, denn überall werde ich sehr freundlich begrüsst und von den Kindern mit "Hello Mister" willkommen geheissen. Ebenfalls auch angenehm, anders als in meinem Gastland, wo, falls überhaupt, meistens nur von hinten gegrüsst wird, weil die Leute zu schamhaft sind und wenn man angesprochen wird, dann meistens nur aus niederen ökonomischen Beweggründen.
Nach einem weiteren erholsamen Tag führt die heutige 7 stündige Fahrt wieder ans Meer nach Ampana, dem Ausgangspunkt der Schiffsreise auf die Togean Inseln. Das Boot selbst übertrifft dann selbst die kühnsten Vorstellungen einer philippinischen Schiffsreise, denn der hoffnungslos be- / überladene uralte Holzkahn läuft vermutlich schon bei kleinem Seegang voll. So passiert denn auch auf der Überfahrt auf der spiegelglatten See nichts ausser dass ich mir wieder mal einen Sonnenbrand an Stirn und Arm hole, da es für mich unmöglich ist, mich im Inneren dieses sehr stickigen Bootes aufzuhalten und so entscheide ich mich halt statt für die Sauna für die kühlende Seebrise und den Sonnenbrand.
Der erste Teil des Inselaufenthaltes auf der stimmungsvollen Insel Namens Kadidiri gestaltet sich dann leider nicht so positiv, denn ausser ein paar netten Touristen und lokalen Angestellten, mit denen ich mich jeweils am Abend zum Arak trinken (eigengebrauter Palmschnaps unbekannter Konzentration) auf dem Ponton treffe, fühle ich mich eingesperrt in einem muffigen Touristenghetto zwischen dichtem Dschungel und Meer, der einzige Freilauf besteht aus einem schmalen Streifen Sand von knapp 100 Metern Länge. So lasse ich mich trotz eines unglaublichen Preises von 11 USD für die Notunterkunft (weil alles andere schon voll ist und man als Einzelreisender im Bungalow frecherweise auch das zweite Bett bezahlen muss) und allen Mahlzeiten inbegriffen schon bald wieder ins Hauptdorf Wakai (nicht zu verwechseln mit Waikiki...) zurückschiffen und verbringe dort eine wunderschöne eindrückliche Zeit mit zwar sehr armen, aber trotzdem sehr offenen und warmherzigen, fröhlichen und wie mir scheint ausgeglichenen Menschen. Das in meiner sehr einfachen Unterkunft, wo ich angenehmerweise der einzige Gast bin und wo nachts um 2 mein um 50 cm zu kurzes Bett zusammenbricht und mich partout niemand von den von mir aufgeweckten jungen Damen des Hauspersonals in mein Zimmer begleitet um mir zu helfen, auch nur am Rande. Aber eben in Asien geht es dann halt immer irgendwie und so werde ich doch nach einigem Zögern und Hin und Her in ein neues Zimmer begleitet, dessen Bett dann auch länger ist und tatsächlich die restlichen Stunden bis zum Morgen durchhält. Dass das Bett auch nur aus einem Holzrost besteht auf dem eine dünne Schaumgummiunterlage liegt und man dementsprechend gerädert aufwacht ist dann schon fast Nebensache. Aber was will man für 6 USD auch mehr erwarten....
Der zweite Teil der Schiffsreise auf die gegenüberliegende Seite der Inseln zurück nach Sulawesi verläuft dann dafür sehr gediegen auf einer netten kleinen Fähre, wo für ein kleines Entgelt und aufgebauten Beziehungen der Kapitän seine Kabine räumt und sie mir und einer englischen Mitreisenden (natürlich auf einer zweiten Matraze haha) für die Dauer der 12 stündigen Schiffsreise überlässt. Da wir schon sehr früh am Morgen im Hafen von Gorontalo ankommen, entscheide ich mich, gleich weiter in die Stadt Manado zu fahren.
Manado gefällt mir als Stadt ausserordentlich gut: Sehr nett und gemütlich und mit wiederum sehr netten (und teilweise auch sehr hübschen) Bewohner / -innen aber mit zum Teil fast zuuu vielen "Hello Mister" lasse ich es mir hier gutgehen, organisiere die Flüge für die Weiterreise und bereite mich auf meine (wieder mal) Tauchferien auf der bei Tauchern weltbekannten Insel Bunaken vor.
Die Taucherei erfüllt meine hohen Erwartungen ganz: Klares Wasser, grosser Korallen- und Fischreichtum und das bei Tauchgängen meist entlang von abfallenden Wänden (wall dives) oder auf sehr vielseitigen Plateaus. So werden diese 5 Tage in einem tollen Resort direkt am Wasser zu einem riesen Hit, zusätzlich mit sehr netten Gästen und wunderbaren Gastgebern.
Das ist nun schon das Ende auf Sulawesi und es geht mit dem Flieger via Makassar nach Kupang auf der Insel Timor. Bis nach Makassar ist ja noch alles wie sonst, aber wieso dass die dann am Transferdesk so stressen obwohl ich eigentlich noch mehr als 2 Stunden Zeit hätte bis zum planmässigen Boarding wird mir erst bewusst, als mir der nette Mitarbeiter der Fluggesellschaft Merpati erklärt, dass ich bereits der letzte Gast sei ! Mhh diese Hirnis haben kurzfristig auf August den Flug um etwa 3 Stunden vorverlegt und nur dank der notorischen Verspätung habe ich es überhaupt noch auf den Flieger geschafft. Der Flieger: oh je ein Propellermodell und dazu beim Einsteigen eine brütende Hitze ! Das Ding hat tatsächlich keine Klimaanlage !! So safte ich auch 30 Minuten nach dem Start und nur leicht angehaucht von den beiden mikroskopisch kleinen Luftdüsen bei gemessenen 32.5 Grad vor mich hin. Natürlich ist die Flugzeit auch nicht geplante 1 1/4 Stunden sondern beträgt in diesem Krüppelding fast 2 Stunden. Immerhin ist es kurz vor der Landung nur noch 31 Grad warm.... Dafür die Freude nach dem Aussteigen: Es ist erfreulich frisch !!!




1: Jakarta day and night
2-6: Tana Toraja, Sulawesi
7-9: Tentena
10-13: Togean Inseln

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