20 March 2012

46: SO-Asien: Kambodscha, Bangkok


Kratie, 12. – 14. Februar
Am exakt letzten Tag meines Visums verlasse ich das Land nach Kambodscha auf dem Landweg. So traure ich schon im vornherein meiner Reise auf dem Mekong bis nach Phnom Penh nach, die ich im 2003 noch gemacht habe. Mittlerweilen ist jeglicher Flusstransport zugunsten der neuen Strasse verschwunden und so verbringe ich meine Reise in guter Gesellschaft anderer Touristen. Wie froh bin ich dann, als ich in Kratie den Bus verlassen kann, denn die meisten treibt es direkt nach Phnom Penh oder Siem Reap. Mit der Unterkunft habe ich auch Glück und so heisst mich dieses Kratie willkommen, das mir auf Anhieb gefällt. Die Leute sind erfrischender und offener als in Laos, die Girls netter anzuschauen und die Betriebesamkeit ist eine ganze Kadenz höher als in Laos. Der Hit hier ist natürlich, am Mekong zu sitzen, frische Longan Früchte zu essen und den Sonnenuntergang zu geniessen, ist hier die Sonne doch tatsächlich glutrot, was man so nicht häufig sieht. Ich geniesse frische gegrillte Ente, lasse es mir gutgehen und beschliesse, eine damals im 2003 noch gefährliche Region an der vietnamesischen Grenze zu besuchen, denn meine 30 Tage in Kambodscha kann ich ganz gemütlich planen, denn erstens ist das Land nicht so gross und zweitens gibt es auch nicht so viele Ziele, die man als Tourist gesehen haben müsste. Da ich auch nicht unbedingt Wert lege, möglichst lange mitten in den Touristenhorden zu verbringen, fahre ich nun erstmal nach Mondulkiri.

Sen Monorom, 14. – 17. Februar
So geht es denn im Minibus gemütlich Richtung Hauptort dieser Provinz Mondulkiri, die sich Sen Monorom nennt. Meine Erwartungen sind hoch, denn alle sprechen davon, dass diese Region nun der wilde Westen von Kambodscha ist. Meine Erwartungen werden aber bald einmal drastisch nach unten revidiert, denn praktisch den ganzen Weg entlang ist der ursprüngliche Urwald weg, die Bäume gefällt und der Rest verbrannt worden um Platz zu machen einer riesigen Monokultur von Gummibäumen (ich meine die, von welchen man Gummi gewinnt). So haben sich hier mehrere grosse ausländische Firmen niedergelassen, die das Land erworben haben und nun Gummi gewinnen. Für die Kambodschaner bleibt hier nicht viel als wortwörtlich verbrannte Erde....
Sen Monorom ist ein nettes kleines Städtchen fast am Ende der Welt mit einer kleinen Touristeninfrastruktur. So besuche ich an einem Tag zusammen mit einem Fahrer einen netten Waserfall und Dörfer der hier ansässigen Bunong Minderheit, die mir aber einen etwas traurigen Eindruck hinterlassen. Noch trauriger ist denn aber die Sicht von einem Aussichtspunkt am Nachmittag, denn überall ist es durch die Feuer der Brandrodungen dunstig. Traurig !
Am anderen Tag möchte ich dann gerne den Staub und die Tristesse hinter mir lassen und den Nachmittag in einem netten Restaurant auf einem superbequemen Sessel verbringen. Doch kaum wird mir das Essen serviert beginnt auch schon der Kompressor der angrenzenden Baustelle zu lärmen, so dass ich diesen Ort fluchtartig wieder verlassen muss. Auch meine Suche nach einem weiteren bequemen Stuhl bleibt erfolglos und so fällt der Lesenachmittag buchstäblich in den Sand !
So fällt der Gesamteindruck aus touristischer Sicht hier doch eher negativ aus, was mir auch andere Reisende so bestätigen.

Kompong Cham, 17. – 20. Februar
Nach dieser kühleren Erfrischung auf dieser Hochebene geht es wieder zurück ins Tiefland, zurück zum Mekong nach Kompong Cham. Wie schon bei Kratie geht es mir hier ähnlich, ich fühle mich von anfang an wohl in dieser Kleinstadt. Ein gemütliches Hotel und Restaurants mit bequemen Stühlen sind direkt am Flussufer, der Markt mit köstlichen Früchten und für Touristen normalen Preisen gleich dahinter. Der Ausflug mit dem Fahrrad auf eine Mekonginsel über eine jedes Jahr neu handgefertigte Bambusbrücke, die sogar für Autos befahrbar ist, wird zu einem weiteren Höhepunkt, denn schon wieder kommen mir auf diesem Tourenrad Gedanken auf, ob wohl eine Fahrradreise von Europa nach Asien etwas für mich wäre.... Wenn nur diese Zeltnächte und die eigene Kocherei nicht wären... So gehe ich erstmals ins kühle Zimmer und recherchiere im Internet was es da so alles gäbe....

Kompong Thom, 20. – 22. Februar
Ein weiterer Halt auf dem Weg nach Siem Reap bringt mich nach Kompong Thom, das mir auch auf den zweiten Blick nur unsymypathisch ist und mir vorkommt wie eine grosse Autobahnraststätte. Obwohl mir das Hotel gefällt ist der Rest zum Vergessen: Eigentlich nur ein Stop für Tourbusse auf halbem Weg zwischen Siem Reap und Phnom Penh werden die Restaurants gefüllt, der Markt ist unsympathisch und es wird versucht, mich mit überhöhten Preisen zu linken, keine Atmosphäre und nichts ! Also nur gleich eine Logis mit Swimming Pool in Siem Reap buchen und dann los in den Bus und rein ins Massengetümmel !!

Siem Reap, 22. – 28. Februar
Erstmals das grosse Staunen beim Einsteigen in den Bus: Obwohl der voll ist bin ich der einzige Ausländer, das heisst, noch 2 weitere Stunden durchschnaufen bevor es heisst: Eintauchen in den Massentourismus ! Die Ankunft in Siem Reap bestätigt denn das auch sofort: Vom hartgesottenen World Traveller über den chinesischen oder koreanischen Massentourist, vorbei am distunguierten Franzosen bis zum bierbäuchigen Sextouristen: Alle sind hier !!!! Mit dem Hotel habe ich wohl wieder mal einen Glückstreffer gelandet, denn die 20 Bungalows, die sich um den grossen Pool befinden, vermitteln mir eher eine Strandatmosphäre denn eine Massentourismus Hochburg.
Natürlich geht es am nächsten Tag Richtung der weltberühmten Tempel, jedoch mit dem Mountain Bike bei 34 Grad im Schatten nicht gerade eine weise Entscheidung, dafür eine, bei der ich frei mein eigenes Programm zusammenstellen kann. So mache ich natürlich in der brennenden Sonne einen entscheidenden Fehler, denn ich sehe partout den Abzweiger für den kleinen Circuit nicht und so lande ich auf dem viel längeren. Als ich es merke ist es natürlich schon zu spät und so habe ich wohl bis am Abend meine 60 Kilometer geschafft !
Nach einem weiteren Ruhetag am Pool besichtige ich diesmals mit dem Tuk Tuk (fast so wie ein gepolsterter Balkon gezogen von einem Motorrad) den weiter entfernten Tempel Bantea Srei und den Schmetterlingspark. Diesmal ist es derart heiss, dass ich in meinem Balkon sogar bei Fahrtwind ins Schwitzen gerate !!
So beende ich meinen Besuch hier, der, wie auch schon früher gesagt, beim zweiten Mal einfach nicht mehr so spektakulär ist wie beim ersten: Die Grösse der ganzen Anlage ist zwar enorm, der Tempel Bayon etwas ganz Spezielles, doch vergleiche ich die handwerklichen Arbeiten mit dem, was ich seither vor allem in Indien gesehen habe und das war dort halt für mich bei weitem spektakulärer als das hier in Angkor. Die Unmengen an Touristen und viele Renovationsarbeiten haben natürlich auch nicht dazu beigetragen, den Charme und die Romantik vieler Tempel, so wie ich es damals erlebt habe, wieder zu erleben. Trotzdem hat es mir gefallen und ich ziehe weiter in die Hauptstadt von Kambodscha, nach Phnom Penh.

Phnom Penh, 28. Februar – 2. März
So wie Saigon und Hanoi in Vietnam ist auch Phnom Penh in den letzten Jahren massiv gewachsen, doch in wohltuendem Unterschied zu diesen beiden Städten ist der Verkehr noch auf einem einigermassen akzeptablen Niveau und selbst während dem Tag kann man sich leicht in Gassen zurückziehen wo man meint, man befinde sich auf dem Land. Ich fühle mich auf Anhieb wohl hier, geniesse die grosse Zahl von ganz unterschiedlichen Restaurants und Cafés, schlendere durch die Strassen mit meist nur 2 stöckigen Häusern häufig noch im Kolonialstil erbaut und mache schon Vergleiche zu meinem jetzigen Wohnort. Oh je was es immer für viele Möglichkeiten gibt im Leben haha....

Sihanoukville, 2. – 6. März
Ohne grosse Erwartungen reise ich diesmal ans Meer nach Sihanoukville, wo ich auch schon vor 9 Jahren war. Natürlich ist auch hier der romantische Strand verschwunden wo ich damals einsam unter einer Palme meine Lobster ass und ist gewichen einem touristisch voll ausgebauten Strand. Wohltuend jedoch ist, dass sich überall sehr komfortable Sitz- und Liegegelegenheiten befinden und der Wind erfrischend weht. So geniesse ich meine Tage im Komfortstuhl. Leider ist der Butt von Günther Grass zu Ende gelesen so dass mir nur noch der Archipel Gulag von Alexander Solschenizyn bleibt, eine zugegebenermassen nicht gerade optimale Strandlektüre. So bin ich denn am Tag in dieses schockierende Buch vertieft, währenddem hinter mir die Russen auf der Strandpromenade flanieren und vor mir die älteren Kambodschaner in trauter Runde sich verköstigen und man ja auch untereinander noch heute genau weiss, auf welcher Seite ein jeder während dem Regime von Pol Pot stand. Obwohl das ganze etwas surreal anmutet geniesse ich die Tage hier und bin fast ein bisschen enttäuscht, dass ich die bequemen Komfortliegen und den frischen Fisch am Abend wieder verlassen muss und bin sicher, dass ich hierhin wieder zurückkehren werde.

Phnom Penh, 6. – 9. März und Battambang, 9. – 12. März
Auf dem Weg Richtung Thailand muss ich dann wieder nach Phnom Penh zurück. Wieder einmal habe ich per agoda in einem Boutique Hotel reserviert, doch leider kann ich die begeisternden Kommentare überhaupt nicht teilen, denn schon gestern und heute auch wieder gibt es keinen Strom und diese teure Herberge hat nicht mal einen Generator ! Also heisst es noch am späten Abend in ein anderes Hotel wechseln und ich bin die restlichen Tage dann auch in einem Hotel mit Generator und erfrischendem Pool. Die Tage sonst in Phnom Penh sind dem Shoppen und dem Essen gewidmet. Shoppen in dieser Hitze auf dem Markt hat für mich leider nur einen begrenzten Charme, denn nach kurzer Zeit bin ich klatschnass und muss die Übung einstellen. So heisst es halt statt mehreren Geschenke an die ..... leider keines. Nun ja was solls ich bin auch sonst ein Lieber ...
So fahre ich halt ohne Geschenke meiner letzten Stadt in Kambodscha zu, dem nahe an der thailändischen Grenze gelegenen Battambang. Besonders angenehm ist diesmal mein Hotelzimmer, das mir sofort ans Herz wächst und mir einen wunderbaren Blick über die Stadt ermöglicht, die wohltuend übersichtlich und ruhig ist und so geniesse ich hier meine letzten Tage im für mich tollen Kambodscha, das mir vor allem wegen seinen offenen und humorvollen Leuten beeindruckt und wohin ich sicher wieder zurückkehren werde.

Bangkok, 12. – 18. März
So trete ich mit gemischten Gefühlen meine letzte Reise dieser Ferien an, mit dem Bus an die thailändische Grenze ins berüchtigte Poipet und von dort in wenigen Stunden nach Bangkok. Zum einen freue ich mich auf meine Unterkunft in Bangkok, zum anderen bin ich doch auch etwas enttäuscht, das meine Rundreise nun zu Ende geht. Das Schöne ist jedoch, dass ich immer wieder schnell an die Orte zurückkehren kann, die mir bisher besonders gefallen haben wie Saigon, Hanoi, Phnom Penh oder Sihanoukville. Nun bleibt nur noch Bangkok... Dafür hat es diese Stadt wirklich in sich: Meine Unterkunft ist schlanke 76 m2 gross, ich höre die Vögel pfeifen, geniesse den Sonnenuntergang auf dem Balkon, spaziere in sauberen Parks, esse toll, shoppe bis zum Umfallen, besuche Law Firms und.... fälle eine Entscheidung !! Nächstes Jahr, nach meinem runden Geburtstag, wechsle ich meinen Wohnort nach Thailand, denn dann kann ich bereits ein sogenanntes retirement visa beantragen. Das Gesamtpaket an Qualität, Umwelt, Service, Lebensqualität und Kosten ist demjenigen der Philippinen einfach hoch überlegen, selbst wenn mir einige Punkte wirklich gut gefallen und beispielsweise die Wasserqualität viel besser ist als im Golf von Thailand oder die Temperatur im Schnitt auf den Philippinen angenehmer ist. Ich werde dann später in diesem Blog ein Fazit ziehen.

Und am Schluss: Was bleibt ?
Nun sind 3 Monate vorbei, der Besuch von 4 Ländern, die ich alle von früher her kenne, ist vorbei. Was ist nun meine Bilanz ?
Zum ersten wohl, dass es nicht immer positiv ist, wenn man Orte wieder besucht, die man früher schon mal gesehen hat. Es ist nicht immer schön anzusehen, was aus dem romantischen Quartier, der schönen Uferpromenade oder der ruhigen Strasse geworden ist. Gerade in Vietnam boomt es an allen Ecken und Enden, Laos dümpelt weiterhin ruhig dahin und Kambodscha entwickelt sich langsam aber stetig. Trotzdem ist es deprimierend anzusehen, wie sich in all diesen Ländern die korrupten Politiker ihre Kassen füllen, wie die in Vietnam sich vergnügen, wie in Laos einige wenige aus der einzigen Partei wie der Stadtpräsident von Vientiane sich die Taschen füllen mit grosen Infrastrukturprojekten wie Strassenbau, Dammbau, Elektrizität und wie in Kambodscha schon 39 % des Landes an ausländische Firmen verkauft wurden und in grossen Regionen der Urwald abgeholzt wird zugunsten von Gummiplantagen, auffällig viele Lexus LX 470 und Ranger Roger HSE Sport auf den Strassen verkehren, der Chef der Polizei in Siem Reap sich einen unglaublich riesigen Palast gebaut hat.... währenddem sich die diversen NGO abmühen, ihre kleineren Projekte durchführen zu können und den Politikern noch weiter ihre Kassen dafür füllen und wie in all diesen Ländern es immer noch so viele mausarme Menschen gibt, die Mühe haben, den Reis für den nächsten Tag zu besorgen.






1 - 3: Sen Monorom
4 - 13: Siem Reap
14 - 15: Phnom Penh
16 - 18: Sihanoukville
19 - 21: Battambang

15 March 2012

45: SO-Asien 2: Laos


Oudomxai, 14. – 17. Januar
So verlasse ich nach diesem eindrücklichen Besuch diese Stadt wiederum per Minibus und zwar über die Grenze Richtung Laos. So meine ich, dass ich mit dem Kauf des Tickets am Vortag meinen Sitzplatz auf sicher habe, jedoch ist der Minibus eine halbe Stunde vor Abfahrt morgens um 7 schon proppevoll. Dank der gütigen und wie immer kulturell sehr rücksichtsvollen Hilfe einiger extrem arroganter Israeli (so wie man sie halt kennt auf Reisen...) finden dann aber immerhin nach einer Stunde harter Verhandlungen alle Ausländer einen Sitzplatz. So schaukeln wir auf Strassen, die so mehr schlecht als recht sind in Richtung Grenze und nach unkompliziertem Prozedere auf beiden Seiten auch in Richtung Oudomxai vorbei an sehr ärmlichen Dörfern verschiedener kultureller Minderheiten. Oudomxai ist dann eigentlich nach mehreren Fahrstunden die erste Kleinstadt und so freue ich mich im Regenwetter aufs schon reservierte edle Hotel. Das relativ teure Etabilissement entpuppt sich dann aber leider als Besitz vom Bürgermeister von Vientiane und das heisst... (ihr wisst schon, ich kenne das nun zur Genüge aus den Philippinen). Trotzdem habe ich hier eine gute Zeit und siehe da, nach einer kalten nebligen Nacht zeigt sich erstmals wieder die Sonne !! Hurra !!!
So buche ich beim örtlichen Touristenbüro eine Trekkingtour und nach einigen inhaltlich spannenden Diskussionen mit dem Direktor bietet er mir dann diese Tour statt für 100 Dollar gratis an... So gehts am nächsten Tag zusammen mit 5 Laoten und einem Führer durch Wälder auf einen netten Berg, wo wir zuerst den Waldgeist besänftigen müssen, bevor wir uns ans Mittagsmahl machen, das wir aus selbstgefertigten Bambustöpfen per Hand zu uns nehmen. Auf der anderen Seite gehts dann auch wieder runter und vorbei an einem Wasserfall. Als Dank für die gelungene Tour lade ich dann am Abend alle in ein Restaurant ein und so lassen wir den Tag mit laotischem Essen und BeerLao ausklingen...

Luang Prabang, 17. – 21 Januar
So nun ist die Travellerruhe für einige Zeit vorbei, denn heute geht es nach Luang Prabang, das neben Vang Vieng populärste Reiseziel in Laos. Das Ganze entpuppt sich dann als richtige Massenveranstaltung, denn auf der Hauptstrasse tummeln sich eine unendliche Anzahl von Touristen, so dass ich teilweise schon Mühe habe, überhaupt noch lokale Menschen zu sehen. Oh je ! Getoppt wird das Ganze durch eine der widerlichsten Szenen, die ich je auf Reisen gesehen habe: Morgens um 0630 sammeln alle Mönche und Novizen der Tempel traditionell ihre Almosen von der umliegenden Bevölkerung ein. Das ist bei den Touristen offensichtlich so beliebt, dass es mir wie eine schlecht choreographierte Zirkusveranstaltung vorkommt. Hunderte von Touristen, die sich extra wagenladungsweise aus ihren Hotels hierher chauffieren lassen, knipsen mit Feuereifer und Blitzlichtgewitter die wenigen Mönche, die das Essen abholen, fast zutode. Nein nicht mit mir !!! So verschwinde ich denn nach nur 5 Minuten wieder und lasse mit stattdessen das Frühstück in einem nahegelegenen Restaurant in aller Stille munden...

Vang Vieng, 21. – 25. Januar
Weiter geht es auf dem Fried Rice Trail per VIP Touristenbus, der sich allerdings schon bald als das bisher unbequemste Verkehrsmittel herausstellt, das ich bis jetzt gewählt habe. Einzig die Gespräche mit einem netten Nachbarn verkürzen die Leidenszeit in dieser alten chinesischen Klapperkiste etwas.... Angekommen in Vang Vieng bin ich natürlich beeindruckt vom Fluss und den gegenüberliegenden Karst Felsen und finde nach einiger Mühe ein Logis mit Terrasse zum Fluss hin. Wirklich schön !! So will ich natürlich schon am nächsten Tag diese Felsen mit den Höhlen und die Umgebung per Mountain Bike erkunden. Vor allem die Höhle ist sehr eindrücklich ! Fälschlicherweise will ich dann dank meines falschen Ehrgeizes auch noch einen Ausflug in die weitere Umgebung machen und den schlechten Strassen und vor allem dem unzureichenden Fahrrad ist es zu verdanken, dass ich nur noch knapp lebend nach Vang Vieng zurückfinde und in den nächsten Tagen mit Sitzen so meine Mühe habe...
Obwohl die Lage von Vang Vieng einzigartig ist sind es die Touristen bei weitem nicht, denn hier herrscht Partystimmung rund um die Uhr in einer Mischung zwischen Spring Break und El Arenal !! Vor allem junge, coole, tätowierte Westler bis 25 mit ihren grösstenteils übergewichtigen Fleischhaufen an der Seite lassen sich direkt von Bangkok hierher chauffieren und saufen und grölen was das Zeugs hält. Ist das wirklich das, was Laos braucht ?? Nun ja ich kann es jedenfalls nicht ändern und dank meiner Übernachtungsoase am Fluss kann ich diesem Treiben elegant ausweichen. Ich hänge sogar noch eine weitere Nacht an, erfreue mich an der Landschaft und kuriere mein gebeuteltes Sitzfleisch aus. In der Hoffnung, dass dies der touristische Höhe- oder Tiefpunkt (je nach dem wie man will) auf meiner Reise gewesen ist geht es dann weiter in die Hauptstadt Vientiane.

Vientiane, 25. – 28. Januar
Schon bei der Ankunft der Schock: Von der mir 2003 so als ruhige und gemächliche Stadt in Erinnerung geblieben ist heute nicht mehr viel zu spüren. Zwar bei weitem nicht so hektisch wie in Vietnam aber immer noch unglaublich betriebsamer als damals, als es noch fast keine Autos gab. Das einzig Konstante: die vielen neuen SUV der unzähligen Hilfsorganisationen, die sich meiner Erfahrung nach häufig als Selbsthilfeorganisationen entpuppen
Die neue Uferpromenade ist die grösste Landschaftsverschandelung, die ich bis jetzt gesehen habe: die damals so romantische Uferlandschaft mit den netten Restaurants, wo man sich im Sonnenuntergang ein kühles Bierchen genehmigen konnte ist gewichen einer zubetonierten Einöde, die damals eigentlich nur Stalin zum Exerzieren so richtig gut gebrauchen konnte. Aber heute ?? Scheusslich !!! Das können auch die vielen neuen Beizchen in den naheliegenden Nebenstrassen leider bei weitem nicht kompensieren. Dafür ist es mir wieder klar geworden, dass auch in diesem Land neben weiteren Nachbarn im Norden und Osten Hammer und Sichel immer noch die Politik bestimmt....

Tha Kaek, 28. – 31. Januar
So die Reiserei wird spürbar entspannter, denn nun geht es weiter südlich und das heisst, dass ich all diesen wilden Horden entfliehen kann, denn die müssen am 7. Februar auf Ko Phan Ngan sein für die full moon party. Gemütlich geht es im Linienbus nach Tha Kaek, wo ich am nächsten Tag etwas ganz Spezielles besuche, nämlich eine 7 km lange Höhle, durch den sich ein Fluss windet, der sogar mit einem Boot befahrbar ist. Doch zuerst muss ich noch eine Reisegruppe zusammenstellen um die auserordentlich hohen Kosten für die Fahrerei zu teilen und so mieten wir schlussendlich dank meinen akquisitorischen Fähigkeiten zu Neunt einen Minivan und blochen unserem Ziel zu. Die Höhle selber ist dann wirklich der Hammer und etwas, was ich noch nie in meinem Leben gesehen habe, denn wir fahren wirklich in Kanus die ganzen 7 Kilometer bis zum anderen Ende der Höhle, die zum Teil 100 Meter breit und auch so hoch ist. Und das alles im Stockdunkeln !! WOW !!!! Ich bin froh, dass ich diesen abgelegenen Ort jetzt besucht habe, denn er stellt sich noch vom Tourismus so erfrischend unverdorben dar. Schön !

Savannakhet, 31. Januar – 2. Februar
Mein Weg führt mich weiter per Bus südlich nach Savannakhet, das früher einmal eine französische Hochburg war und so spaziere ich an den historischen Villen vorbei, die so nicht mehr zum heutigen kommunistischen Laos passen und dementsprechend von der Regierung auch nicht vor dem Zerfall bewahrt werden.

Pakse, 2. – 5. Februar
Wenn es schon nichts aufregendes zu sehen gibt ist es wieder mal die Busfahrt im gewöhnlichen Linienbus: Als ich einige Minuten vor Abfahrt den Bus besteige, ist der Gang schon mit drei Reihen Reis- und Gemüsesäcken beladen, so dass das Einnehmen meines Sitzes Nummer 17 einiges an Artistik erfordert. Wie immer in diesen Ländern ist der Bus proppevoll, das heisst, dass selbst auf den Säcken die Leute in Einerkolonne eng gedrängt sitzen. Die Fahrt selber ist dann ganz gemütlich und besonders bei den Stops ganz amüsant bis alle Passagiere sich über die Säcke balanciert haben.
Die Stadt selber ist noch weniger aufregend als in Savannkhet ausser der für einmal frisch erhältliche Fisch, der für mich jeden Abend in einem netten Restaurant frisch zubereitet wird. Eine wahre Gaumenfreude !!!

Champasak, 5. – 7. Februar
Für einmal bin ich ganz froh, dass es auch spezielle Angebote für Touristen gibt und so nehme ich das kleine Touristenboot den Mekong runter bis nach Champasak, denn die mittlerweile gut ausgebaute Strasse hat leider sämtlichen Verkehr auf dem Mekong zum Verschwinden gebracht. So gondeln wir etwas mehr als eine Stunde flusabwärts, wo ich mir dann ein Guesthouse direkt am Flussufer aussuche und für die nächsten Tage die Ausicht geniesse. Zusätzlich besuche ich von dort aus mit dem Fahrrad den berühmten alten Tempel von Champasak aus dem 13. Jahrhundert, wo auch gleich das einmal jährlich statfindende Festival stattfindet. Doch statt spiritueller Einkehr herrscht hier eher so etwas wie laotischer Jahrmarkt, wo sich scheu und versteckt auch noch ein paar Mönche rumtreiben. So bin ich denn weder vom Festival noch von den arg in Mittleidenschaft gezogenen Ruinen beeindruckt und setze meine Fahrt weiter südlich fort auf die so als schön und romantisch beschriebene Insel namens Don Khong.

Muang Khong, 7. – 12. Februar
Der Hauptort dieser relativ grossen Insel mitten im Mekong mit einem Umfang von etwa 40 Kilometer ist eigentlich nur die Anhäufung einiger verlorener Guesthouses und Restaurants entlang dem Mekong. So ist denn zwar die Aussicht auf den Mekong nett, aber darüberhinaus gibt es hier wirklich nichts mehr zu sehen oder zu tun. Tragischerweise muss ich hier noch einige Tage bleiben, denn da auch der Aufenthalt in Kambodscha auf 30 Tage limitiert ist, würde ich bis zu meinem Abflug einfach zu lange in Bangkok rumlungern was ich nun auch wieder nicht will. So richte ich mich halt gezwungenermassen ein, mache einen Ausflug auf andere Inseln und sehe verschiedene Wasserfälle und verbringe meine übrigenTage mit Lesen, dem weiteren Planen meiner Reise, dem Essen von frischem Fisch in einer herrlichen Kokosnuss Sauce und anderen Annehmlichkeiten, bevor mich jeweilen die nun arge Hitze wieder in mein gekühltes Refugium treibt.





1 - 4: Trekking in Oudomxai
5 - 9: Luang Prabang
10 - 13: Vang Vieng
14- 17: Vientiane
18 - 20: Höhle bei Tha Kaek
21 - 23: Muang Khong


















10 March 2012

44. SO-Asien 1: Vietnam


Saigon, 16.-20. Dezember
Wie wird man am einfachsten Millionär ? Neben Peso Millionär bin ich nun seit heute auch noch mehrfacher Dong Millionär, denn bei der Einreise nach Vietnam bekam ich für 100 USD tatsächlich mehr als 2 Millionen Dong (das ist die Währung hier). So sitze ich auf meinen Millionen und bezahle alleine für die Taxifahrt schlappe 130'000 Dong. Das schlägt nun wirklich fast alles, was ich schon erlebt habe.

Die Stadt ist dann nach einem kurzen Rundgang auch ganz so, wie ich das seit meinem letzten Besuch anno 1994 befürchtet habe: Von der damals so geschätzten asiatischen Romantik ist nicht mehr viel übriggeblieben und stattdessen präsentiert sich mir eine moderne und geschäftige Stadt, die auch irgendwo sonst in Asien (ausser in den Philippinen) sein könnte. Vielleicht ist auch der Exotik Faktor nicht mehr ganz so ausgeprägt, denn nach über 4 Jahren in den Philippinen ist wahrscheinlich mein eigener Exotik Faktor grösser wenn ich dann im nächsten Jahr wieder in die Schweiz reisen werde. So bin ich denn nach einiger Zeit Spaziergang zum einen von der Hitze klatschnass und zum anderen auch etwas ernüchtert. Das erledigt sich aber spätestens beim Essen, denn was hier alles frisch auf den Teller gezaubert wird (hauptsächlich in Strassenrestaurants auf Stühlen, die im Schnitt die Sitzfläche 20 cm ab Boden haben, was für mich mit 190 cm jeweils einige Mühe beim Hinsitzen und Aufstehen bedeutet) ist schlicht der absolute Hammer. So vergnüge ich mich mit frischem Seafood, der obligaten vietnamesischen Nudelsuppe und anderen Köstlichkeiten, die immer frisch serviert werden.

Mekong Delta, 21. – 23. Dezember
Nach einigen Tagen in dieser für mich sich ökonomisch so toll entwickelten Stadt buche ich dieselbe 3 tägige Mekong Tour wie damals auch schon. Das hat den Vorteil, dass man ohne weitere Organisation einiges von dieser südlichsten Ecke von Vietnam sieht, hat aber auch den Nachteil, dass....es halt einfach nicht mehr so ist wie früher. Alles was man besichtigt ist nur für Touristen gemacht, die nicht viel lernen, aber ihre Souvenirsammlung beträchtlich erweitern wollen. Die Infrastruktur hat sich jedoch markant verbessert, so sind die Strassen in einem wesentlich besseren Zustand und die romantischen Fähren, mit denen man damals zeitraubend den Mekong querte sind modernen Brücken gewichen. Nach meinen langen Jahren in Asien habe ich meine Mitreisenden auf dieser Tour zum Teil etwas befremdlich angeschaut, denn bei uns gibt es einfach diese weiblichen Fleischberge nicht, die ihre überflüssigen Pfunde charmant alle mit den gleichen Tattoos zugekleckert haben und sich halbnackt durch konservative Dörfer chauffieren lassen.

Dalat, 23. – 26. Dezember
Da ich nicht allen anderen der Küste nach in den Norden folgen will und da ich das das letzte Mal schon gemacht habe, entschliesse ich mich, im Landesinneren soweit möglich nach Norden zu reisen und so lande ich zuerst in Dalat, wohin sich die europäischen Herrschaften früher hinbewegt haben, um der Hitze von Saigon zu entfliehen. Die Hitze in Saigon ist zwar nicht ganz so gewaltig, dafür die Frische in Dalat, die ich mir nun wirklich nicht mehr gewohnt bin. Ganz herrschaftlich treibe ich es dieses Mal mit meinem Hotel, denn erstmals in meiner ganzen Globetrotter Karriere lasse ich es mir nicht nehmen, mich für erstaunlich wenig Geld in einem veritablen 4 Stern Hotel einzuquartieren. Das Zimmer ist dann auch so gross, dass es beim Singen in der Dusche fast ein Echo gibt. Ah ja à propos Dusche: Das ist eigentlich keine richtige Dusche sondern ein richtiger wohltemperierter Regenschauer, der von überall in angenehmer Temperatur leise auf mich runterrieselt.

Buon Ma Thuot, 26. – 29. Dezember
Nach dieser Herrlichkeit geht es im Bus weiter nach Buon Ma Thuot, das schon ziemlich nahe an der laotischen Grenze liegt und wo ich mit anderen Reisenden zusammen einen Nationalpark besuche. Ein Park, den man rühmt, in dem es besonders viele Tiere geben soll. Wieso dass dann ausgerechnet wir ausser einem Pirol und einem Kingfisher Vogel keine anderen Lebewesen sehen, bleibt wohl das Geheimnis derjenigen Leute, die hier offensichtlich Tiere auch ausserhalb des Tellers gesehen haben. So vergnüge ich mich halt im Teller mit wilden Ebern, Schnecken und Fröschen.... Ah ja und das Hotel hat es mir dieses Mal nicht so angetan, denn es ist genau der Typus, der von der vietnamesischen Parteielite bevorzugt für Feste benutzt wird. So donnert denn die Disco bis morgens um 1 durch alle Zimmer mit einem unterhaltsamen Bum Bum Bum und die leichten Mädchen geizen schon am frühen Nachmittag nicht mit ihren käseweissen Reizen und ihrem aufgesetzten Lächeln....

Kon Thum, 29. – 31. Dezember
Weiter nördlich geht meine Reise nach Kon Thum. Wieder steige ich hier in einem Parteihotel ab (es war einfach das erste Hotel bei der Busstation) und bezahle für ein überaus annehmbares und ruhiges Zimmer schlichte 4 Dollar 50 pro Nacht. Nicht schlecht oder ?? Auch dieser Ort ist alles andere als von der ökonomischen Entwicklung vergessen worden, das Tempo ist einfach nicht so rasend schnell wie in Saigon, aber immer noch Meilen aktiver als in meinem Gastland. Für mich sind die Vietnamesen in einigen Sachen doch ziemlich vergleichbar mit den Chinesen, einfach mit der netten Zugabe, dass sie auch sehr offen und freundlich zu Ausländern sind. Es scheint, dass die 1000 jährige chinesische Besetzung ihre Spuren hinterlassen hat. Diese Ansicht wird dann aber etwas umgebogen, als der so nett lächelnde Vietnamese bei der Busstation schlicht mehr als 100 % mehr fürs Busticket nach Danang verlangt. Das schlimme dabei ist, dass ich das auch noch zahle, denn leider gibt es ausser dem teuren Taxi keine Alternative zur 6 stündigen Fahrt nach Danang. So sitze ich wie schon zuvor auf dem für meine Körpergrösse einzig akzeptablen Sitz in diesem Minibus und fahre Danang zu, bis sich auf einmal der Himmel verdüstert und es lausig nieselt bis regnet. Bis jetzt hatte ich wie eigentlich immer auf Reisen blauen Himmel, doch wenn ich hier schon gewusst hätte, dass ich erst am 15. Januar wieder die Sonne sehen und ab 25. Januar meinen dicken Pullover wieder versorgen sollte dann wäre ich wahrscheinlich wieder nach Saigon zurückgekehrt.

Danang, 31. Dezember - 4. Januar
Auch bei der Ankunft in Danang immer noch dasselbe: Ekliger Nieselregen, gerade zuwenig, um den Schirm aufzumachen aber zuviel, um trocken zu bleiben. Dazu ist es auch kalt und der Pullover wird nun zu meinem treuen Begleiter. Wenigstens kann das Hotel in der Duong Hung Vuong punkten, das ich wie schon oft bei www.agoda.com vorgebucht habe. Das ganze Interieur ist im Stile Louis XIV gehalten und kommt noch haarscharf am Kitsch vorbei. Das Zimmer ist aber sehr wohnlich und wird dank dem Scheiss Nieselregen neben den paar netten Restaurants fast zu meiner Wohnung hier in Danang, Ah ja und Sylvester war es ja am ersten Abend auch noch, aber wie so oft in diesen Ländern merkt man nichts davon, sofern man nicht mit anderen Touristen zusammen ist und die sind hier rar und hausen entweder im nahen Hoi An oder Hue. So ist dann auch am Tag meiner Abreise das Wetter schlecht und gemäss meinem treuen und wertvollen Begleiter, einem kleinen 10.1’ Laptop, soll das in Hanoi sogar noch schlimmer werden. Oh je...

Hanoi, 5. – 10. Januar
So fahre ich im Sauwetter mit schlimmen Vorahnungen im Schlafwagen Richtung Hanoi. Das einzige, was mich dann tröstet ist nur noch der einigermassen nette Komfort (ich schreibe diesen Bericht im Zug) und die Hoffnung, dass es spätestens in Laos wieder besser und wärmer werden soll. Aber bis dahin dauerts ja leider noch...
So komme ich denn noch im Dunkeln in Hanoi an und ausser dem Trost, dass es nicht regnet, gibt es sonst nichts mehr, das mich aufheitert. So wickle ich mich bei knapp 10 Grad in alle meine verfügbaren warmen Kleider und stapfe durch die Nacht zu meinem Hotel. Als es dann langsam Tag wird bestätigen sich meine Befürchtungen noch schlimmer als in Saigon: Von der mir damals so exotisch und verschlafen erscheinenden Stadt, die bis heute die für mich am asiatischten von allen anderen ist mit extrem wenigen Autos ist nach 18 Jahren leider fast gar nichts mehr übrig geblieben. Statt dessen begegnet mir ein hektischer Verkehr, der es mit jeder Millionenstadt in Asien aufnehmen kann. Mich dünkt es, dass es sogar noch mehr Autos als in Saigon gibt. Viel Zeit, um die Romantik von damals zu suchen, bleibt eh nicht, denn ich habe mir wohl die kältesten Tage im ganzen Jahr ausgesucht und so friere ich erstmals auf den Strassen, bis ich einen Laden finde, der einen Pullover in einigermassen meiner Grösse hat und so wird mit einigem Ziehen und Reissen aus einem vietnamesischen XL ein europäisches XL gemacht. Besser als nichts ! Nun mit 2 Pullovern, Schal und Halstuch ausgerüstet, erkundige ich die Stadt. Die Esserei für mich tropischen Asiaten gestaltet sich übrigens sehr schwierig, denn selbst in den wenigen Restaurants, die mit Türen zu schliessen sind, ist die Bedienung in dicke Jacken und Schals eingemummt und verbreitet nicht gerade eine heimelige Atmosphäre. Immerhin sind das die wenigen Orte, wo ich mich jeweils etwas aufwärmen kann.
So verlasse ich nach 5 Tagen zum einen wehmütig nach alten Zeiten mich erinnernd und zum anderen beeindruckt, was die Vietnamesen in dieser Zeit alles zustande gebracht haben wieder Hanoi in Richtung laotischer Grenze. Meine ursprünglichen Pläne, eine Tour in die Halong Bay und die Fahrt via der Bergstation Sapa lasse ich in meiner halbwarmen Tasche schmoren und nehme den direkten Weg mit dem Bus via Son La nach Dien Bien Phu.

Son La, 10. – 12. Januar
Was für ein Bus für eine Tagestour: mir wird als bequemere Variante zu diesen öden Minibus ein veritabler Schlafwagenbus angeboten. Wer kann da schon widerstehen, auch wenn es erst 8 am Morgen ist ? Schon im Bus spüre ich den langsamen kulturellen Wechsel nach Laos: die Leute werden weniger hektisch und betriebsam und die kulinarischen Angebote werden schmaler. Das Restaurant, wo wir zum Lunch stoppen ist dann auch nicht mehr als eine ausrangierte Lagerhalle. Charmant.... Als ich dann in Son La eintreffe, das so etwa auf halbem Weg zwischen Hanoi und Dien Bien Phu liegt, meine ich wirklich schon in Laos zu sein. Wiederum hat mein Reiseführer voll daneben gelegen, denn ein sogenanntes edles Hotel entpuppt sich als heruntergekommene Absteige und so finde ich aber bald eine bessere Bleibe hier, wo man die Klimaanlage auch als Heizung benutzen kann und glaubt mir, es rettet Leben (meines wenigstens) !! So muss ich denn auch eines meiner Nachtessen ungeplant im Zimmer einnehmen, weil das Restaurant wirklich viel zu kalt ist, um nur 5 Minuten zu verbringen, geschweige denn darin zu essen !!

Dien Bien Phu, 12. – 14. Januar
Eine weitere Busfahrt bringt mich in diesen so geschichtsträchtigen Ort names Dien Bien Phu, wo wahrscheinlich noch heute jeder Franzose nur bei Nennung des Namens schon zusammenzuckt: Dien Bien Phu ... Die Fahrt dorthin ist dann sehr speziell, denn auf den letzten 65 Kilometern begegnet mir als menschliche Ansammlung höchstens mal ein Dorf, bis dann quasi aus dem Nichts eine Prachtstrasse auftaucht und dann auch die Stadt selbst. Das Ganze erscheint mir fast ein bisschen surreal, denn was um Himmels Willen hatten denn die Franzosen an so einem gottverlassenen Ort zu suchen ??? Offensichtlich waren das strategische Gründe, so lerne ich das wenigstens hier und besichtige die rekonstruierten Bunker der Kommandanten, die Selbstmord gemacht haben und die noch verbliebenen Artilleriestellungen. Ich lerne dann auch, dass bereits hier die Vietnamesen vor allem logistische Meisterleistungen vollbracht haben, die einem westlichen Hirn so einfach nicht zugänglich sind was dann auch wenig später die Amerikaner lernen sollten (Stichworte Ho Chi Minh Trail und Cu Chi Tunnels). Aber eben, was lernen die Amerikaner schon von anderen Kulturen...




1: in Saigon
2 - 6 : Mekong Delta
7 - 8: Dalat
9 - 12: Buon Ma Thout und Kon Thum
13 - 18: Hanoi
19 - 22: zur laotischen Grenze