20 March 2012

46: SO-Asien: Kambodscha, Bangkok


Kratie, 12. – 14. Februar
Am exakt letzten Tag meines Visums verlasse ich das Land nach Kambodscha auf dem Landweg. So traure ich schon im vornherein meiner Reise auf dem Mekong bis nach Phnom Penh nach, die ich im 2003 noch gemacht habe. Mittlerweilen ist jeglicher Flusstransport zugunsten der neuen Strasse verschwunden und so verbringe ich meine Reise in guter Gesellschaft anderer Touristen. Wie froh bin ich dann, als ich in Kratie den Bus verlassen kann, denn die meisten treibt es direkt nach Phnom Penh oder Siem Reap. Mit der Unterkunft habe ich auch Glück und so heisst mich dieses Kratie willkommen, das mir auf Anhieb gefällt. Die Leute sind erfrischender und offener als in Laos, die Girls netter anzuschauen und die Betriebesamkeit ist eine ganze Kadenz höher als in Laos. Der Hit hier ist natürlich, am Mekong zu sitzen, frische Longan Früchte zu essen und den Sonnenuntergang zu geniessen, ist hier die Sonne doch tatsächlich glutrot, was man so nicht häufig sieht. Ich geniesse frische gegrillte Ente, lasse es mir gutgehen und beschliesse, eine damals im 2003 noch gefährliche Region an der vietnamesischen Grenze zu besuchen, denn meine 30 Tage in Kambodscha kann ich ganz gemütlich planen, denn erstens ist das Land nicht so gross und zweitens gibt es auch nicht so viele Ziele, die man als Tourist gesehen haben müsste. Da ich auch nicht unbedingt Wert lege, möglichst lange mitten in den Touristenhorden zu verbringen, fahre ich nun erstmal nach Mondulkiri.

Sen Monorom, 14. – 17. Februar
So geht es denn im Minibus gemütlich Richtung Hauptort dieser Provinz Mondulkiri, die sich Sen Monorom nennt. Meine Erwartungen sind hoch, denn alle sprechen davon, dass diese Region nun der wilde Westen von Kambodscha ist. Meine Erwartungen werden aber bald einmal drastisch nach unten revidiert, denn praktisch den ganzen Weg entlang ist der ursprüngliche Urwald weg, die Bäume gefällt und der Rest verbrannt worden um Platz zu machen einer riesigen Monokultur von Gummibäumen (ich meine die, von welchen man Gummi gewinnt). So haben sich hier mehrere grosse ausländische Firmen niedergelassen, die das Land erworben haben und nun Gummi gewinnen. Für die Kambodschaner bleibt hier nicht viel als wortwörtlich verbrannte Erde....
Sen Monorom ist ein nettes kleines Städtchen fast am Ende der Welt mit einer kleinen Touristeninfrastruktur. So besuche ich an einem Tag zusammen mit einem Fahrer einen netten Waserfall und Dörfer der hier ansässigen Bunong Minderheit, die mir aber einen etwas traurigen Eindruck hinterlassen. Noch trauriger ist denn aber die Sicht von einem Aussichtspunkt am Nachmittag, denn überall ist es durch die Feuer der Brandrodungen dunstig. Traurig !
Am anderen Tag möchte ich dann gerne den Staub und die Tristesse hinter mir lassen und den Nachmittag in einem netten Restaurant auf einem superbequemen Sessel verbringen. Doch kaum wird mir das Essen serviert beginnt auch schon der Kompressor der angrenzenden Baustelle zu lärmen, so dass ich diesen Ort fluchtartig wieder verlassen muss. Auch meine Suche nach einem weiteren bequemen Stuhl bleibt erfolglos und so fällt der Lesenachmittag buchstäblich in den Sand !
So fällt der Gesamteindruck aus touristischer Sicht hier doch eher negativ aus, was mir auch andere Reisende so bestätigen.

Kompong Cham, 17. – 20. Februar
Nach dieser kühleren Erfrischung auf dieser Hochebene geht es wieder zurück ins Tiefland, zurück zum Mekong nach Kompong Cham. Wie schon bei Kratie geht es mir hier ähnlich, ich fühle mich von anfang an wohl in dieser Kleinstadt. Ein gemütliches Hotel und Restaurants mit bequemen Stühlen sind direkt am Flussufer, der Markt mit köstlichen Früchten und für Touristen normalen Preisen gleich dahinter. Der Ausflug mit dem Fahrrad auf eine Mekonginsel über eine jedes Jahr neu handgefertigte Bambusbrücke, die sogar für Autos befahrbar ist, wird zu einem weiteren Höhepunkt, denn schon wieder kommen mir auf diesem Tourenrad Gedanken auf, ob wohl eine Fahrradreise von Europa nach Asien etwas für mich wäre.... Wenn nur diese Zeltnächte und die eigene Kocherei nicht wären... So gehe ich erstmals ins kühle Zimmer und recherchiere im Internet was es da so alles gäbe....

Kompong Thom, 20. – 22. Februar
Ein weiterer Halt auf dem Weg nach Siem Reap bringt mich nach Kompong Thom, das mir auch auf den zweiten Blick nur unsymypathisch ist und mir vorkommt wie eine grosse Autobahnraststätte. Obwohl mir das Hotel gefällt ist der Rest zum Vergessen: Eigentlich nur ein Stop für Tourbusse auf halbem Weg zwischen Siem Reap und Phnom Penh werden die Restaurants gefüllt, der Markt ist unsympathisch und es wird versucht, mich mit überhöhten Preisen zu linken, keine Atmosphäre und nichts ! Also nur gleich eine Logis mit Swimming Pool in Siem Reap buchen und dann los in den Bus und rein ins Massengetümmel !!

Siem Reap, 22. – 28. Februar
Erstmals das grosse Staunen beim Einsteigen in den Bus: Obwohl der voll ist bin ich der einzige Ausländer, das heisst, noch 2 weitere Stunden durchschnaufen bevor es heisst: Eintauchen in den Massentourismus ! Die Ankunft in Siem Reap bestätigt denn das auch sofort: Vom hartgesottenen World Traveller über den chinesischen oder koreanischen Massentourist, vorbei am distunguierten Franzosen bis zum bierbäuchigen Sextouristen: Alle sind hier !!!! Mit dem Hotel habe ich wohl wieder mal einen Glückstreffer gelandet, denn die 20 Bungalows, die sich um den grossen Pool befinden, vermitteln mir eher eine Strandatmosphäre denn eine Massentourismus Hochburg.
Natürlich geht es am nächsten Tag Richtung der weltberühmten Tempel, jedoch mit dem Mountain Bike bei 34 Grad im Schatten nicht gerade eine weise Entscheidung, dafür eine, bei der ich frei mein eigenes Programm zusammenstellen kann. So mache ich natürlich in der brennenden Sonne einen entscheidenden Fehler, denn ich sehe partout den Abzweiger für den kleinen Circuit nicht und so lande ich auf dem viel längeren. Als ich es merke ist es natürlich schon zu spät und so habe ich wohl bis am Abend meine 60 Kilometer geschafft !
Nach einem weiteren Ruhetag am Pool besichtige ich diesmals mit dem Tuk Tuk (fast so wie ein gepolsterter Balkon gezogen von einem Motorrad) den weiter entfernten Tempel Bantea Srei und den Schmetterlingspark. Diesmal ist es derart heiss, dass ich in meinem Balkon sogar bei Fahrtwind ins Schwitzen gerate !!
So beende ich meinen Besuch hier, der, wie auch schon früher gesagt, beim zweiten Mal einfach nicht mehr so spektakulär ist wie beim ersten: Die Grösse der ganzen Anlage ist zwar enorm, der Tempel Bayon etwas ganz Spezielles, doch vergleiche ich die handwerklichen Arbeiten mit dem, was ich seither vor allem in Indien gesehen habe und das war dort halt für mich bei weitem spektakulärer als das hier in Angkor. Die Unmengen an Touristen und viele Renovationsarbeiten haben natürlich auch nicht dazu beigetragen, den Charme und die Romantik vieler Tempel, so wie ich es damals erlebt habe, wieder zu erleben. Trotzdem hat es mir gefallen und ich ziehe weiter in die Hauptstadt von Kambodscha, nach Phnom Penh.

Phnom Penh, 28. Februar – 2. März
So wie Saigon und Hanoi in Vietnam ist auch Phnom Penh in den letzten Jahren massiv gewachsen, doch in wohltuendem Unterschied zu diesen beiden Städten ist der Verkehr noch auf einem einigermassen akzeptablen Niveau und selbst während dem Tag kann man sich leicht in Gassen zurückziehen wo man meint, man befinde sich auf dem Land. Ich fühle mich auf Anhieb wohl hier, geniesse die grosse Zahl von ganz unterschiedlichen Restaurants und Cafés, schlendere durch die Strassen mit meist nur 2 stöckigen Häusern häufig noch im Kolonialstil erbaut und mache schon Vergleiche zu meinem jetzigen Wohnort. Oh je was es immer für viele Möglichkeiten gibt im Leben haha....

Sihanoukville, 2. – 6. März
Ohne grosse Erwartungen reise ich diesmal ans Meer nach Sihanoukville, wo ich auch schon vor 9 Jahren war. Natürlich ist auch hier der romantische Strand verschwunden wo ich damals einsam unter einer Palme meine Lobster ass und ist gewichen einem touristisch voll ausgebauten Strand. Wohltuend jedoch ist, dass sich überall sehr komfortable Sitz- und Liegegelegenheiten befinden und der Wind erfrischend weht. So geniesse ich meine Tage im Komfortstuhl. Leider ist der Butt von Günther Grass zu Ende gelesen so dass mir nur noch der Archipel Gulag von Alexander Solschenizyn bleibt, eine zugegebenermassen nicht gerade optimale Strandlektüre. So bin ich denn am Tag in dieses schockierende Buch vertieft, währenddem hinter mir die Russen auf der Strandpromenade flanieren und vor mir die älteren Kambodschaner in trauter Runde sich verköstigen und man ja auch untereinander noch heute genau weiss, auf welcher Seite ein jeder während dem Regime von Pol Pot stand. Obwohl das ganze etwas surreal anmutet geniesse ich die Tage hier und bin fast ein bisschen enttäuscht, dass ich die bequemen Komfortliegen und den frischen Fisch am Abend wieder verlassen muss und bin sicher, dass ich hierhin wieder zurückkehren werde.

Phnom Penh, 6. – 9. März und Battambang, 9. – 12. März
Auf dem Weg Richtung Thailand muss ich dann wieder nach Phnom Penh zurück. Wieder einmal habe ich per agoda in einem Boutique Hotel reserviert, doch leider kann ich die begeisternden Kommentare überhaupt nicht teilen, denn schon gestern und heute auch wieder gibt es keinen Strom und diese teure Herberge hat nicht mal einen Generator ! Also heisst es noch am späten Abend in ein anderes Hotel wechseln und ich bin die restlichen Tage dann auch in einem Hotel mit Generator und erfrischendem Pool. Die Tage sonst in Phnom Penh sind dem Shoppen und dem Essen gewidmet. Shoppen in dieser Hitze auf dem Markt hat für mich leider nur einen begrenzten Charme, denn nach kurzer Zeit bin ich klatschnass und muss die Übung einstellen. So heisst es halt statt mehreren Geschenke an die ..... leider keines. Nun ja was solls ich bin auch sonst ein Lieber ...
So fahre ich halt ohne Geschenke meiner letzten Stadt in Kambodscha zu, dem nahe an der thailändischen Grenze gelegenen Battambang. Besonders angenehm ist diesmal mein Hotelzimmer, das mir sofort ans Herz wächst und mir einen wunderbaren Blick über die Stadt ermöglicht, die wohltuend übersichtlich und ruhig ist und so geniesse ich hier meine letzten Tage im für mich tollen Kambodscha, das mir vor allem wegen seinen offenen und humorvollen Leuten beeindruckt und wohin ich sicher wieder zurückkehren werde.

Bangkok, 12. – 18. März
So trete ich mit gemischten Gefühlen meine letzte Reise dieser Ferien an, mit dem Bus an die thailändische Grenze ins berüchtigte Poipet und von dort in wenigen Stunden nach Bangkok. Zum einen freue ich mich auf meine Unterkunft in Bangkok, zum anderen bin ich doch auch etwas enttäuscht, das meine Rundreise nun zu Ende geht. Das Schöne ist jedoch, dass ich immer wieder schnell an die Orte zurückkehren kann, die mir bisher besonders gefallen haben wie Saigon, Hanoi, Phnom Penh oder Sihanoukville. Nun bleibt nur noch Bangkok... Dafür hat es diese Stadt wirklich in sich: Meine Unterkunft ist schlanke 76 m2 gross, ich höre die Vögel pfeifen, geniesse den Sonnenuntergang auf dem Balkon, spaziere in sauberen Parks, esse toll, shoppe bis zum Umfallen, besuche Law Firms und.... fälle eine Entscheidung !! Nächstes Jahr, nach meinem runden Geburtstag, wechsle ich meinen Wohnort nach Thailand, denn dann kann ich bereits ein sogenanntes retirement visa beantragen. Das Gesamtpaket an Qualität, Umwelt, Service, Lebensqualität und Kosten ist demjenigen der Philippinen einfach hoch überlegen, selbst wenn mir einige Punkte wirklich gut gefallen und beispielsweise die Wasserqualität viel besser ist als im Golf von Thailand oder die Temperatur im Schnitt auf den Philippinen angenehmer ist. Ich werde dann später in diesem Blog ein Fazit ziehen.

Und am Schluss: Was bleibt ?
Nun sind 3 Monate vorbei, der Besuch von 4 Ländern, die ich alle von früher her kenne, ist vorbei. Was ist nun meine Bilanz ?
Zum ersten wohl, dass es nicht immer positiv ist, wenn man Orte wieder besucht, die man früher schon mal gesehen hat. Es ist nicht immer schön anzusehen, was aus dem romantischen Quartier, der schönen Uferpromenade oder der ruhigen Strasse geworden ist. Gerade in Vietnam boomt es an allen Ecken und Enden, Laos dümpelt weiterhin ruhig dahin und Kambodscha entwickelt sich langsam aber stetig. Trotzdem ist es deprimierend anzusehen, wie sich in all diesen Ländern die korrupten Politiker ihre Kassen füllen, wie die in Vietnam sich vergnügen, wie in Laos einige wenige aus der einzigen Partei wie der Stadtpräsident von Vientiane sich die Taschen füllen mit grosen Infrastrukturprojekten wie Strassenbau, Dammbau, Elektrizität und wie in Kambodscha schon 39 % des Landes an ausländische Firmen verkauft wurden und in grossen Regionen der Urwald abgeholzt wird zugunsten von Gummiplantagen, auffällig viele Lexus LX 470 und Ranger Roger HSE Sport auf den Strassen verkehren, der Chef der Polizei in Siem Reap sich einen unglaublich riesigen Palast gebaut hat.... währenddem sich die diversen NGO abmühen, ihre kleineren Projekte durchführen zu können und den Politikern noch weiter ihre Kassen dafür füllen und wie in all diesen Ländern es immer noch so viele mausarme Menschen gibt, die Mühe haben, den Reis für den nächsten Tag zu besorgen.






1 - 3: Sen Monorom
4 - 13: Siem Reap
14 - 15: Phnom Penh
16 - 18: Sihanoukville
19 - 21: Battambang

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