05 January 2015

66. Neuseeland 1


Nach einem komfortablen Flug von Manila über Sydney komme ich wieder im immer noch etwas verschlafenen Auckland an. Ich möchte 20 Jahre nach meinem letzten Besuch in diesem Land sehen, was sich seit dann getan hat, ob es immer noch so viele Schafe gibt und natürlich die tolle Natur geniessen. Dazu habe ich einen Kombi gemietet, der mich auf meiner 5 wöchigen Autoreise begleiten wird.

Etwas fällt mir in Auckland gleich auf, als ich all die Businessleute beim Mittagessen beobachte: Es gibt wirklich KEINEN MANN und KEINE FRAU, die nicht Alkohol, meist natürlich Bier, zu sich nehmen. Anständige Restaurants (das sind solche, die neben Bier, Burger und Sandwiches auch was Richtiges zum Essen haben) zu finden ist auch wie vor 20 Jahren eine schwierige Angelegenheit, und dies schon in Auckland. Wie wird das auch später in der Provinz noch werden ? Trotz den 1.5 Millionen Einwohnern hier in der grössten Stadt Neuseelands gibt es eigentlich nur 1 Strasse auf einer Länge von etwa 500 Metern, wo sich das Leben abspielt. Links und rechts davon ist bereits schon geruhsame Provinz....Was für ein Unterschied zu einer asiatischen Stadt.....Ah ja und die Läden schliessen in der Regel schon um halb 6...toll....Wenn ich dazu noch die Musik aus den 70er und 80er höre, die aus den bierdurchfluteten Pubs dröhnt merke ich, dass die wohl hier noch immer etwas anders ticken als die Kontinentaleuropäer...Einzig im Körperumfang sind sie klar voraus....

So fahre ich denn nach 3 Tagen endlich südwärts los und besichtige als erstes 2 tolle Höhlen, die mit eindrücklichen Stalagmiten und Stalaktiten aufwarten sowie durch eine grosse Anzahl von Glühwürmchen, die an der Decke hängen. Die Weiterfahrt zu meinem Etappenziel nach New Plymouth führt erstmals durch eine tolle Landschaft bis ans Meer. Nach Ankunft und Mitagessen beginnt für mich nun ein Ritual, das sich bis zum Ende der Ferien durchzieht: Der Besuch eines Supermarktes namens Countdown oder New World, um mir mein Nachtessen und Frühstück zu besorgen. Denn, man kann es nicht glauben, es gibt NICHTS, das meinem Geschmack und meiner Gesundheit auch nur einigermassen entsprechen würde. Ich bin jeweilen schon froh, dass ich ein Ort zum Mittagessen finde, der auch Essen ausserhalb von matschigen, öligen Fritten und Burgers anbietet. So richte ich mir meine mobile Küche ein und schleppe mein Zeugs bis am Ende meiner Ferien in 4 Plastiksäcken mit mir rum. Ein anderes meiner Rituale jedenfalls gehört zum fortschrittlicheren hier: Einen netten Coffee Shop mit einem gutem Cappuccino findet man häufiger...Auch wenn die nicht verstehen können, wie man das ohne eine dicke Schicht Zimt trinken kann....

Am anderen Tag steht bereits ein Höhepunkt meiner Reise auf dem Programm, die Fahrt auf dem 150 km langen “Forgotten World Highway“ ohne Dorf und ohne eine Tankstelle, nur hügelige und bizarre Landschaft pur. Dass der Name nicht nur ein Marketinggag ist bestätigen mir auch 2 französische Autostopper, die eine volle Stunde gewartet haben, bis ich endlich als erstes Auto vorbeikomme und sie mitnehme. Die Landschaft ist überwältigend und man fährt auf gut ausgebauten Strassen, als ob man der einzige Mensch im Universum ist. Ich denke eher, dass mir hinter dem nächsten Hügel Hobbit und Frodo entgegenkommen als Menschen, die hier offensichtlich auch noch leben. Das ist für mich atemberaubend und darum bin ich ja auch wieder nach Neuseeland gekommen (in der Hoffnung, ich verhungere bis am Schluss nicht...).

Am nächsten Tag geht es dann fast alles der Küste entlang in die Hauptstadt Wellington. Endlich mal eine Stadt, in der es wenigstens einige Restaurants gibt, so dass man sich schon fast nicht mehr in der absoluten kulinarischen Wüste befindet. Es gibt sogar solche Restaurants (äusserst selten in Neuseeland), wo man wie ein Mensch bedient wird und sich nicht wie Schafe in eine Schlange stellen muss, bis man sein graufenvolles, seit Stunden gewärmtes und überteuertes Zeugs bestellen und die Nummer entgegen nehmen darf. Doch da ich nicht wegen Städten gekommen bin, führt mich mein weiterer Autoweg auf die Fähre und die Überfahrt auf die Südinsel steht auf dem Programm. Nach einer überwältigenden Fahrt komme ich in Nelson an, eine neuseeländische Grossstadt mit immerhin etwa 50'000 Einwohnern. Wieder dasselbe Problem: in der Innenstadt ist kein Restaurant sichtbar, ausser einigen wenigen unbrauchbaren Takeaways, wo das fettige und unansehnliche Zeugs seit dem Morgen gewärmt in den Ablagen liegt. “Convenient“ (bequem und zweckmässig) muss es halt sein für die Leute hier so wie bei allen Angelsachsen... Nur nach mehrmaligem zähen Nachfragen mit knurrendem Magen und abnehmender Stimmung werde ich endlich zu einem richtigen Restaurant etwas ausserhalb der Innenstadt gelotst und tue mich an einem richtig guten Stück Fleisch gütlich (das auch nicht zwischen buns liegt...).

Heute ist Weihnachten, und das heisst, dass in Westport, dem Endpunkt meiner heutigen Etappe direkt am Meer mit immerhin noch 4'000 Einwohnern, alles, aber auch wirklich alles geschlossen ist. Das sind natürlich noch schlechtere Nachrichten für meinen Magen als sonst schon. Da hier die auch sonst üblichen amerikanischen Junk Ketten fehlen, die immer geöffnet haben (ja wenn man die mal braucht sind die nicht hier), mache ich mich nach einigem Nachfragen auf die Suche nach der einzigen geöffneten Tankstelle und kann mir im Kampf mit den anderen nicht ganz so heiklen anwesenden Personen 2 der ganz speziell neuseeländischen Spezialitäten ergattern, nämlich eine Art warmer Kuchen gefüllt mit Fleisch und Käse (Cheese and Steak Pie), ebenfalls gewärmt in der Auslage seit dem Morgen. Immerhin was... Schöne Weihnachten ! Und dann kommt wieder Neuseeland: Der Verdauungsspaziergang führt mich direkt entlang dem Meer zu einer Kolonie Seehunden (seals), die mir auf meiner Reise durch die Südinsel noch einige Male begegnen werden....Da ist der Kloss im Magen schnell vergessen...






















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