10 January 2015

67. Neuseeland 2


Am nächsten Tag geht es in einer wundervollen eindrücklichen Fahrt alles entlang der Küste und einem Besuch bei den sogenannten Pancake Rocks nach Greymouth, der einzigen Stadt an der Westküste mit knapp 10'000 Einwohnern.

Als ich meine nächsten Nächte vor Sylvester buchen möchte kommt der Schock, was ich noch nie zuvor auf allen meinen Reisen erlebt habe: Sämtliche Hotelzimmer in allen Orten südlich meiner Route sind ausgebucht (auch das populäre Queenstown mit 156 Hotels, die in agoda gelistet sind), so dass ich mir eine Alternativroute zimmern muss und so erstmal von der überfüllten Westküste an die Ostküste wechsle und nach einer weiteren ungeplanten Nacht in Greymouth, bei der ich gleich alle Hotels der nächsten 10 Etappen buche, geht die Fahrt, wiederum eine der landschaftlichen Höhepunkte, quer durch die Südinsel nach Christchurch.

 
Von den 250 km, die die Fahrt von der West- an die Ostküste dauert, sind dabei ganze 200 km ohne irgendeine menschliche Ansiedlung und neben einigen touristischen Angeboten auf dem Arthurs Pass einfach nichts – keine Häuser, keine Tankstelle, nichts als Landschaft und Natur. Ich bin wirklich wieder einmal fasziniert von der Einsamkeit und der eindrücklichen Landschaft hier. Es gibt soviele Fotoobjekte, dass ich zum Teil während der Fahrt meine Fotos mache. So komme ich fast schon berauscht in Christchurch an, das ja durch das verheerende Erdbeben im Februar 2011 zu trauriger Berühmtheit gelangt ist. Was ich dann aber nach fast 4 Jahren zu sehen kriege, haut mich nun echt um: Viele der einsturzgefährdeten Gebäude stehen immer noch, die Fenster zum Teil offen, die Vorhänge wehen im Wind, die Eingänge jedoch sind vergittert und mit Holzverschlägen zugemacht. Zum Teil wurden Schiffscontainer an die Ruinen gestellt, damit diese nicht zusammenstürzen. Neben 2 neuen Hotels internationaler Ketten gibt es in der Innenstadt KEIN EINZIGES GEBÄUDE, das bis heute wieder aufgebaut wurde. Eine betrübliche, fast schon morbide Stimmung liegt über der Innenstadt, die als solche nicht mehr existiert. Lediglich einige kleine Geschäfte und Coffee Shops sind in einer Art Containersiedlung zusammengefasst. Es sollen die Finanzen fehlen.....aber nach fast 4 Jahren in einem Erstweltland ? Oh je das ist betrüblich....Selbst in den Philippinen haben sie ein grosses Wohnviertel, das vollständig abgebrannt ist, in weniger als 6 Monaten wieder aufgebaut.....

So bin ich froh, als ich meine Fahrt weiterführen darf, südlich der Küste entlang nach Timaru und dann wieder ins Landesinnere rein. Für einmal ist meine Unterkunft nicht ein Motel, sondern ein veritables Hotel, und das erst noch am Sylvester. Am nächsten Tag fahre ich in aller Früh zum Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands und wandere zusammen mit einigen Asiaten und anderen Familen (alle anderen liegen noch besoffen im Bett) zum Hooker Lake (ja der heisst wirklich so... ) und geniesse die tolle Stimmung so nahe an diesem eindrücklichen Berg. Am gleichen Tag fahre ich bereits wieder an die Küste runter nach Oamaru. So ist es in Neuseeland möglich, am Morgen im Schnee zu sein und am Nachmittag bereits wieder beim Surfen zwischen den Seehunden.

So fahre ich dann weiter südlich alles der Küste entlang via dem schönen einladenden Städtchen Dunedin, dem Besuch einiger weiterer Seehundkolonien bis nach Invercargill, einer katastrophal langweiligen Stadt am Südende von Neuseeland. Nach einem scheusslichen Mittagsfrass (alles ist in Alu und Karton eingepackt, Plastikbesteck inklusive, Food katastrophal. Der Name Hell hätte mich eigentlich aufhorchen lassen sollen, doch es gab nichts anderes) lasse ich es mir aber in meinem am südlichsten gelegenen Motel in Neuseeland mit Supermarkt Essen gutgehen und geniesse den Meeresblick vom Polsterstuhl aus.

Die Weiterfahrt ins nördlichere Te Anau ist dafür aber wieder etwas vom Schöneren entlang der sturmgepeitschen Küste und wieder ins Landesinnere rein. Meine Unterkunft ist diesmal ein nettes eigenes Cottage. Am anderen Morgen ändert sich aber meine Stimmung, denn Morgenessen im Bett ist diesmals wegen den kalten Temperaturen kein Vergnügen, selbst die Heizung liefert nicht wirklich eine Besserung. Am heutigen Tag geht es tief in die Fjordlandschaft rein zum weltberümten Milford Sound. Dank eines wirklich tollen Tages (am Tag vorher hat es noch wie aus Kübeln gegossen) wird die 2 stündige Bootsfahrt dann aber atemberaubend und die Fotos ebenfalls !

Meine Fahrt führt mich weiter nach Queenstown, das schon vor 20 Jahren die Adventure- und Partyhauptstadt Neuseelands war. Dank des Flughafens werden jetzt diese vergnügungssüchtigen Horden auch direkt eingeflogen, so dass sich diese die menschenleeren Landschaften sparen können und sich stattdessen auf einer kleinen Fläche den Kopf einstossen und sich an sich selber laben und vergnügen dürfen (1 Bunjee Sprung kostet so 200 USD...). Immerhin kann man die menschenleeren Landschaften geniessen wenn es zusammen zum Sprung geht oder wenn man an der Seepromenade endlich einen freien Platz gefunden hat, wo man die menschenleeren Landschaften am gegenüberliegenden Seeufer bewundern darf... Toll ! Anüsiert beobachte ich die robusten Kiwis (Bewohner Neuseelands) die in Flip Flops, kurzen Hosen und T-Shirt flanieren oder im Bikini sonnenbaden, währenddem wir Asiaten in langen Hosen und Pullover dem kalten Wind trotzen....

Ich bin froh, dass ich hier weiterfahren darf und nach geschätzten 10 Fahrtminuten (sonst dauert es jeweilen nur 5, doch liegt der Flughafen hier noch dazwischen) bin ich wieder in der menschenleeren Natur und fahre an den nächsten See, diesmal glücklicherweise in einer geruhsameren Atmosphäre... Die Unterkunft ist zwar für einmal nicht in Fussnähe des Dörfchens, bietet aber in der Abgeschiedenheit einen tollen Blick auf die nahgelegene Bergkette, natürlich vom Bett aus.....






















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