Flug nach Buenos Aires
Nach einer etwas längeren Durststrecke geht es wieder mal auf grosse Reise: Ich möchte mir vor allem mal Patagonien und Feuerland anschauen und was sich sonst noch so ergibt auf meinem 3 monatigen Trip nach Argentinien und Chile. Nach einer längeren Suche ist dann auch die Fliegerei unter Dach und Fach: In meinem bisher längsten Flug geht es in 28 Flugstunden (!!, zurück noch etwa 2 mehr) von Cebu direkt nach Hong Kong und von dort via Dallas nach Buenos Aires. Gottlob ist die Sitzerei, sprich die Liegerei in American Airlines (es gab bei weitem nichts günstigeres...) besser als befürchtet und so komm ich dann mit einer 11 stündigen Zeitverschiebung und einer Fliegerei durch 2 Nächte bei nur 1 Tag Verlust mehr oder weniger lebendig in Buenos Aires an. Leider unterscheidet sich das Kilma hier nur unwesentlich von der Schweiz, denn es ist kühl und regnerisch....
Buenos Aires, 29.Oktober - 3. November
So mache ich mich in den nächsten Tagen auf Erkundungstour in dieser berühmten Stadt und muss feststellen: Buenos Aires ist eine bescheidenere Variante aus einer Mischung von Madrid mit etwas Paris…Das Fleisch ist zwar wirklich toll, es gibt eine Unzahl von Theatern, die Leute sind nicht ausgelassen aber doch lateinisch freundlich....Nur das Geld ist eine Geschichte für sich, denn man muss sich die Pesos in irgendeiner schummrigen Bude holen um den Wechselkurs des Schwarzmarktes (der hier höflich “dolar blue“ heisst) zu erhalten, der happige 60 bis 70 % über der offiziellen Rate liegt. Dafür liegt jetzt noch mehr dieses saftigen Fleisches drin und ich kann mir getrost mein Ziel formulieren, bis zum Ende der Ferien ein ganzes Rind verzehrt zu haben....
Gespannt mache ich mich dann nach 5 Tagen auf meine erste von noch vielen weiteren Busfahrten: In 19 Stunden soll es ins südlich gelegene Puerto Madryn gehen.....Im riesigen Busterminal finde ich dann nach einer überwältigenen Anzahl von Busgesellschaften auch mein Ticket und auf einem der 75 ! Terminals auch tatsächlich meinen Bus. Also der Bus ist der Hammer und mein Sitz noch mehr: Für etwas mehr Geld (dolar blue sei Dank) reise ich wie ein Fürst in der ersten Klasse mit eigener Bedienung und warmen Mahlzeiten mit Wein und Champagner....Nur doof dass wir in einem lateinischen Land sind und daher das Nachtessen erst kurz vor 11 serviert wird....Die Landschaft hat es natürlich auch in sich: Nach 60 Kilometern schon öde, unbewohnt und flach....Am anderen Morgen und weiteren 1400 Kilometern: öde, unbewohnt und flach... Für einmal bin ich denn nicht fasziniert vom regelmässigen Landschaftswechsel wie beispielsweise in Neuseeland, sondern von dieser überwältigenden Eintönigkeit und dem immer weiten Blick bis an den Horizont.... So komm ich denn am anderen Morgen auch ziemlich fit und ausgeschlafen von meiner Nacht in meinem wirklich flachen Bett in Puerto Madryn an, das sich wie eine Fata Morgana aus diesem landschaftlichen Nichts hervortut. Die Stadt mit 50'000 Einwohnern ist denn auch alles andere als spektakulär, nur wenn ich mir überlege dass es Stunden durch das Nichts sind bis man ins nächste Dorf kommt ist das doch sehr speziell.
Puerto Madryn, 4. – 7. November
Als ich dann nach dem Einchecken im Hotel zu Fuss der Promenade entlang wandere auf der Suche nach etwas Essbarem sehe ich auf dem Meer, zum Teil nahe der Küste, diese verdächtigen Wasserfontänen aufsteigen, die...ich glaube es ja nicht, tatsächlich von Walen stammen. So wird denn das mit dem Mittagessen erst mal nichts und ich laufe eiligst und warm eingepackt über den Pier bis zuvorderst und da seh ich an mehreren Stellen Wale...Ein unglaubliches Gefühl...Gemäss der Saison soll es sich dabei um Mütter mit ihren Jungen handeln, die sich vor der Reise in die Antarktis noch so richtig vollfressen, sprich mit vollfetter Milch vollsaufen....nach dem Motto: ohne Tonnen keine Wonnen....
Eine Spezialität taucht hier auf, die mich durch ganz Patagonien begleiten wird: Im Supermarkt gibt es aus ökologischen Gründen keine Plastiksäcke (soweit bin ich ja noch einverstanden), jedoch auch überhaupt keine anderen Säcke oder Schachteln !! So sieht man denn Leute aus dem Supermarkt kommend und die Einkäufe auf den Armen oder sonstwo balancieren... An einem anderen Ort stehen fliegende Händler an der Türe und verkaufen spezielle Säcke.. Mich macht das noch immer ärgerlich wenn ich daran denke...Ein Einwohner meint dazu lapidar: la mentalidad....
Am nächsten Tag mache ich einen organisierten Ausflug auf die Peninsula Valdez, die bekannt ist als Tier- und Naturparadies. So machen wir dann erstmals eine Bootsfahrt und machen fotografische Jagd auf die Wale, was natürlich echt faszinierend ist. Nur Wale zu fotografieren ist sehr frustrierend, denn bis der Kopf endlich schaltet dass man den Auslöser drücken soll, da sind die Wale schon wieder weg ! Weiter gehts an Guanakos, Eulen, Nandus, Magellan Pinguinen und See Elefanten vorbei. Beim Besuch der Pinguin Kolonie wenden sich plötzlich alle Blicke von den niedlichen Magellan Pinguinen ab auf den nahegelegenen Kanal, in dem doch tatsächlich 7 bis 10 Orcas oder Killerwale in 3 Gruppen an uns vorbeischwimmen. Eine absolute Seltenheit selbst für unseren so erfahrenen Führer, der für einmal selbst seinen ununterbrochenen Redeschwall (ich bin der einzige Nicht Spanisch Sprechende in der Reisegrupe) für einige Minuten aussetzt und ebenfalls gebannt aufs Meer starrt wie die Tiere an uns vorbeiziehen...Mir tun nur die putzigen Pinguine leid, die direkt vor uns brüten und keines Blickes mehr gewürdigt werden...
Rio Gallegos, 8. – 9. November
Nun gehts wirklich in den Süden, nochmals weitere etwa 1400 Kilometer sogar im selben Super Luxus Bus wie letztes Mal. Diesmal wird es aber noch extremer: natürlich ist es wieder öde, unbewohnt und flach aber innerhalb von geschlagenen 7 Stunden kommt keine Stadt, kein Dorf, kein Weiler, kein gar nichts ausser das unendliche Nichts der patagonischen Ebene... und das bei Reisegeschwindigkeit des Busses auf einer schönen geteerten Strasse absolut ohne Verkehr....Wahnsinn !
Am nächsten Morgen kommen wir wieder mal in einer Stadt namens Rio Gallegos an, die bereits schon südlicher als jede andere Stadt der Welt liegt und in der ich als Erholung eine Nacht verbringe. Wie stellt man sich eine katholische Stadt am Ende der Welt an einem Sonntag vor....natürlich leer und einsam....gottlob finde ich dann neben einer tollen Unterkunft ein schönes Steakhouse, wo ich mich gütlich tue um meine Pflicht zu erfüllen, bis Ende der Ferien mein Rind verzehrt zu haben....
Eine weitere Spezialität aller patagonischen Städte sehe ich hier zum ersten Mal: Die wirklich tollsten aller Strassenhunde, die man sich vorstellen kann: Hier tummeln sich Huskys, deutsche Schäferhunde, Kampfhunde und weiteres in den Strassen und alle Hunde warten sehnlichst darauf, dass man sie würdigt, streichelt oder sogar mitnimmt...also wer hier nicht zum Hundefan wird.....Nur leider wohn ich nicht hier und so belasse ich es, diesen häufig sehr struppigen Gesellen durch ihr dichtes Fell zu kraulen. Wie die allerdings auf die Strasse gekommen sind male ich mir lieber nicht aus....
Ushuaia, 9. – 14. November
So jetzt wird es spannend, es folgt am nächsten Morgen die südlichste Busfahrt der Erde in die südlichste Stadt der Welt namens Ushuaia in Feuerland oder wie das so schön heisst in Spanisch: Tierra del Fuego….Der Buskomfort für die nächsten 11 Stunden ist leider etwas kleiner als bis anhin doch immer noch aushaltbar, davon die ersten 10 Stunden wieder öde, unbewohnt und flach....Die 3 Grenzkontrollen für die beiden Übergänge von Argentinien nach Chile und wieder zurück machen das ganze immerhin etwas unterhaltsamer....Dazu gesellt sich noch eine nette Begleitung aus dem deutschen Nachbarland..Was will man mehr hier unten...Dann kommen erstmals Berge in Sicht, die letzten Ausläufer der Anden, und erst noch schneebedeckt....bis dann Ushuaia wiederum aus dem Nichts auftaucht und erst noch glänzt mit einer tollen Einkaufsstrasse, so dass man sich hier alles andere als am Arsch der Welt vorkommt. Eines der Highlights ist dann aber eines dank Facebook Chat ermöglichten unglaubliches Zusammentreffen mit einem Schweizer Freund, den ich aus den Philippinen her kenne ! Wahnsinn !! Wir laufen dank des immer vorherrschenden böigen eiskalten Windes dick eingepackt durch diese 50'000 Seelen Stadt und wenn man sich dank Google Earth vor Augen führt wo man sich eigentlich befindet werde ich doch etwas konfus und unsicher, ob das denn nicht eine tiefgekühlte Fata Morgana ist...Das Pieken in meine eiskalte Nase und der ständig starke böige Wind von den hinter der Stadt gelegenene Schneebergen belehrt mich dann aber doch eines anderen...
das ist ein Grill Restaurant... |
hier liegt sie, die gute Evita.... |
am Strand von Puerto Madryn |
ja es ist ein Wal.... |
scheu und stolz.... |
ein niedlicher Magellan Pinguin |
Liebe unter Seeelefanten.... |
mein Luxusbus |
Landschaft unterwegs.... |
auf der Fähre über die berühmte Magellanstrasse |
Ushuaia |
Ushuaia |
Ushuaia |
Ushuaia |
Ushuaia |
ohh so kalt und windig.... |
im Tierra del Fuego Nationalpark |
das südlichste Strassenschild der Erde |
die Abfahrt von Ushuaia |
ein Guanako am Wegesrand |
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