04 February 2016

73. Argentinien/Chile 2


Punta Arenas, 14. – 17. November
Nach einigen Tagen am wortwörtlichen Arsch der Welt geht es per Bus in die nächstgelegene chilenische Stadt Punta Arenas, hier eine kürzere Busreise wieder nordwärts von lediglich 11 Stunden….Wiederum taucht aus dem Nichts eine Grossstadt von mehr als 100’000 Bewohnern auf und ich kann es wieder nicht glauben: Diese Stadt könnte auch irgendwo im lateinischen Raum am Äquator sein, ausser dass alle Leute nicht so dick eingepackt wären, denn hier ist der ständige kalte böige Wind gemäss meinem Empfinden noch kälter als in Ushuaia. Gottlob habe ich alle nötigen Kleider dabei und bewege mich fast wie ein Yeti durch die Stadt. Lediglich etwas schmerzhaft verzichte ich auf einen Ausflug zu den Königspinguinen, da der Tagestrip am Morgen und 7 losgeht und man abends um 8 wieder zurück ist....Hauptsächlich mit dem Bus, und meine Liebe zu solchen Monsterausflügen hält sich leider etwas in Grenzen..ebenso das Aufstehen in der Kälte morgens um 6 in der diesmals nicht so tollen, jedoch geheizten Unterkunft.... Immerhin finde ich ein Kaffee Bäriswyl, das mich dann aber doch daran erinnert, dass offensichtlich schon andere Schweizer den Fuss in diese gottverlassene Gegend gesetzt haben.

Puerto Natales, 17. – 20. November
Weiter geht es etwas nördlich in einem unbedeutenden 3 stündigen Fährtchen nach Puerto Natales, das als erstes der nächsten 3 Ziele ziemlich touristisch ist...Immerhin heisst das selbst in der auslaufenden Vorsaison, in der wir uns jetzt befinden, dass auch die touristische Infrastruktur vorhanden ist, so wie es halt in einem lateinischen Land vorhanden ist. Da die Distanzen natürlich wiederum riesig sind, die Natur zwar spektakulär aber nicht wandertauglich für eine 1 tägige Tour, entschliesse ich mich hier zu einem ganztägigen Fährtchen in den Torre del Paine Nationalpark, der mit tollen Bergen und einem Gletscher, der in einen See mündet, aufwartet. So kann ich dann auch erstmals diese Eiskolosse von nahem bestaunen, die vom Gletscher losbrechen und ich bin echt fasziniert ! Die ganze Region hier soll bedeckt sein von einem Inlandgletscher, den ich aber wegen der Unzugänglichkeit des ganzen Gebietes nicht zu sehen kriege. Die ganze chilenische Küstenlandschaft in Patagonien gilt bis heute als eines der am wenigsten erforschten Gebiete der Erde.

El Calafate, 20. – 24. November
Weiter geht die Fahrt wieder auf die argentinische Seite (so wird immerhin mein Pass am Ende gut gefüllt sein). Ich freue mich schon auf ein etwas lebhafteres Städtchen (in Puerto Natales waren es nur ausländische Touristen, da sich die Einheimischen einen Aufenthalt dort nicht leisten können) bis genau am argentinischen Zollhäuschen im üblichen Nirgendwo der Pampa der Bus zusammenbricht und nicht mehr weiterfahren kann. So warten wir dann geschlagene 2 Stunden im eigentlich ganz gemütlichen Bus, bis uns der Ersatzbus ins überaus touristische El Calafate bringt, wie üblich mitten im Gar Nichts, erst 2 Kilometer vor der Ortseinfahrt die ersten Häuser. Was sich mir dann da aber bietet ist gewaltig: Nach dem besten Stück Lamm, das ich je gegessen habe, gibt es hier den weltberühmten Gletscher Perito Moreno, der auf etwa 2 Kilometer Länge sich bis zu 50 Meter hoch in den See ergiesst. Mit dem Boot daneben zu fahren oder einfach auf dem Weg zu laufen und ständig dieses Knacken und Knarren zu hören und auch vereinzelt Eisabbrüche miterleben zu können ist schlicht gewaltig ! Trotz meiner langen Gletschererfahrung etwas ganz Neues und Spektakuläres !

El Chalten, 24. – 30. November
In einer weiteren gemütlichen, diesmal ereignisreichen, kurzen Busfahrt von 3 Stunden, und im besten Sitz in der ersten Reihe im zweiten Stock mit einer spektakulären Rundsicht geht es nach El Chalten, das vor allem in Kletterkreisen berühmt ist wegen 2 der schwierigsten Kletterberge weltweit, dem Fitz Roy und dem Cerro Torre, nur etwa 3'000 Meter hoch, dafür superschwierig und mit einem stark wechselnden Wetter mit häufig sehr stark böigen Winden. Von denen komme ich auch bei der Ankunft in Genuss, denn trotz des atemberaubenden Blickes auf den Fitz Roy fegt es mich mit meinem schweren Koffer fast von der Strasse weg, bis ich endlich meine gemütliche Ferienwohnung erreiche. Um noch einen Eindruck der Stärke dieser Böen zu geben lese ich dann in der Zeitung, dass eine Schweizer Politikerin während des Wanderns hier unten von einer Böe erfasst wurde und sich das Fussgelenk gebrochen hat. Es liegt hier mit Sicherheit auch nicht an der Standfestigkeit von Politikern....

Von hier aus mache ich zwei Wanderungen, die eine zum Cerro Torre (der sich leider in den Wolken versteckt wie so häufig) und mit mehr Wetterglück zum Fitz Roy, der mich mit seiner Form echt in den Bann zieht ! Dass Berge so aussehen können habe ich nun wirklich noch nie gesehen ! Gebannt wandere ich zum vorgelagerten Bergsee und kann wirklich kaum die Augen von dieser Bergkette nehmen. Es scheint, dass es auch anderen so geht, denn ständig blicken sich die Leute beim Rückweg wieder um, ob es sich denn hier nicht um einen Traum gehandelt hat, der nun vorüber ist.

El Bolson, 1. – 5. Dezember
Nun beginnt eine ganz spezielle Reise: Erstens mal ist es der Abschied vom kalten, rauhen und windigen Patagonien und das heisst natürlich in Argentinen...Bus fahren....da ich jetzt an der Westküste hochreise und es bis nach ziemlich weiter nördlich nichts gibt, muss ich zuerst 3 Stunden zurück nach El Calafate, dann weitere 3 Stunden weiter zurück nach Rio Gallegos bevor es dann endlich nördlich geht nach El Bolson...das sind weitere 24 Stunden (ja ich hab mich nicht verschrieben) im Bus... Endlich hört auch der Wind auf, es gibt wieder Bäume und das ganze sieht mir dann schon wieder eher wie in der Schweiz und in Neuseeland aus..ah ja und die Temperaturen steigen auch wieder, ich kann mich sogar erstmals ohne zusätzlichen Pulli nach draussen getrauen und da zeigen doch auch gleich die Argentinierinnen was sie sonst noch ausser Daunenjacken tragen...das gefällt mir doch schon besser...zusammen mit einem Glas argentinischen Rotwein lässt sich das doch nun wieder eher als Ferien beschreiben als der Kampf durch böigen, kalten Wind ins nächste geheizte Lokal...

Bariloche, 5. – 9. Dezember
Weiter gehts schon wieder ins Ski-, Schokoladen-, argentinische Sprink Break- und Urlaubsparadies Bariloche, das sich zwar als normales Städtchen am See präsentiert, aber alles ist ja in der Nähe (von 100 Kilometern....). Trotz der Sonne weht ein kühler Wind, und das hält natürlich wiederum die zähen Argentinas nicht davon ab, möglichst viel der weissen Haut in sehr kurzer Hose, bauchfrei und mit einem doofen Tattoo zu zeigen....Trotzdem muss ich langsam meine Meinung revidieren, dass es gar nicht so viele attraktive Argentinierinnen gibt, aber vermutlich braucht es bei den rauhen Umweltbedingungen hier, die die Menschen prägt, halt einfach einen zweiten Blick haha.... Keinen zweiten Blick jedenfalls brauche dafür für die wundervolle Aussicht über den See...vom Bett aus.....und komme auch zur Erkenntnis, dass die Argentinier zwar gute Weine und tolles Fleisch produzieren aber Schokolade überhaupt nicht.

Puerto Montt, 9. – 13. Dezember
Der Abwechslung sei dank und so wechsle ich schon zum 5. Mal die Grenze auf dem Landweg und reise wieder nach Chile, diesmal in 6 Stunden ins nachbarliche Puerto Montt, denn von hier aus möchte ich in Chile bis in den Norden reisen...Weiter südlich ist das ausgeschlossen, denn hier triumphiert nur die sehr unzugängliche Fjordlandschaft, die sich bis heute nur mit dem Schiff besichtigen läst. Die Unterkunft ist nach den vielen Bungalows und Ferienwohnungen endlich wieder mal ein Hotel, denn der Aussicht auf Meerblick vom Bett aus konnte ich mich einfach nicht widersetzen...Diese Aussicht ist denn auch tatsächlich sensationell, nur beim Spaziergang durch die Stadt fallen mir doch einige Unterschiede zum nahen argentinischen Nachbar auf: zum einen scheint mir der ökomomische Entwicklungsstand einiges tiefer zu liegen und zum anderen sieht man trotz ähnlichen Temperaturen kein einziges Girl leichter bekleidet als in langer Hose, oder langem Rock mit kniehohen Wollsocken und züchtigem Oberteil....was denn auch nach einem dritten Blick eher zu begrüssen ist, denn die deftige Ernährung schlägt allzu häufig auf die Hüften (und anderswo.., und zwar markant sichtbar im Vergleich zu den argentinischen Nachbarinnen...). Trotz des ungemütlichen regnerischen Wetters das einsetzt finde ich nun doch wieder die wichtigsten Grill Restaurants (parrillas) und helfe nun auch den Chilenen, ihre Rinder schneller von den Weiden zu bringen.... Ausser dem Blick auf eines der ungewöhnlicheren Kreuzfahrtschiffe “The World“ bietet denn auch die Stadt nicht allzuviel. Da es dann am Samstag auch keinen Strom gibt, sind halt auch die meisten Geschäfte ohne Generator einfach geschlossen. Das ist die lateinische Art von Problemlösung...
 

 
Torres del Paine Nationalpark

Torres del Paine Nationalpark

Torres del Paine Nationalpark

echte Eisberge

uhh ist das kalt.....eiskalt....

Puerto Natales

Perito Moreno Gletscher

Perito Moreno Gletscher

seht ihr das Boot für 100 Personen ?

Perito Moreno Gletscher

Perito Moreno Gletscher

Perito Moreno Gletscher

50 Meter hoch....

imposant....

unterwegs im Nirgendwo....

El Chalten

Fitz Roy

Fitz Roy Massiv

Fitz Roy Massiv

für die Wanderer ist an diesem See Schluss....

Fitz Roy Massiv

wieder zurück in der Wärme.....

Aussicht vom Hotelzimmer in Puerto Montt

Puerto Montt

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