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Khajuraho, 5. - 8. März
Heute lasse ich mir wieder mal in einer dieser euch schon wohlbekannten alten Klapperkisten 5 Stunden lang den aufgewirbelten Sand und Staub durch den Mund zergehen, bevor ich beim wohl letzten Höhepunkt meiner Reise ankomme, in dem für seine Tempel mit Kamasutra Darstellungen bekannten Khajuraho. Selbst die Buchung meiner vorletzten Bahnfahrt nach Varanasi geht fix, obwohl ich nun nur 3 volle Tage hier verbringen kann, aber der Ort ist ja nicht gross. Dafür der Ärger wegen all diesen Indern, die einem ständig wegen Geld und anderem Scheiss anquatschen leider ziemlich gross, so gross, wie ich es sonst noch gar nie in Indien erlebt habe. Wo auch all diese Tourgruppen herkommen und diese Leute verderben weiss ich leider auch nicht. Kompensiert wird aber dieses Ärgernis immerhin durch wirklich herausragende weltweit einmalige bildhauerische Arbeiten an all diesen Tempeln, datierend aus dem 10. - 11. Jh. Herausragend für die damalige Zeit ist auch der Grad der Freizügigkeit der sexuellen Darstellungen. Ob das wohl aus dem damaligen Leben gegriffen oder purer Männerphantasie entsprungen ist ? Bei den ausserordentlich expliziten erotischen Darstellungen frage ich mich nur, was eigentlich mit den Inderinnen in 1000 Jahren passiert ist, dass die nun so oberprüd sind. Für einmal jedenfalls ist der Katholizismus nicht schuld an dieser Misere. Belustigend ist nur zu sehen, dass die damals schon ein ansehnliches Bäuchlein herumgeschleppt haben.... Haben die Männer deswegen auch all die Pferde beigezogen, so wie es auf den Darstellungen zu sehen ist ???
Varanasi, 9. - 13. März
Dank diesem grossen Ärger wegen all der bettelnden Kinder und aggresiven Shopverkäufer bin ich froh, diesen Ort sogar einen Tag früher als geplant verlassen zu können und so mache ich mich im Nachtzug auf Richtung Varanasi. Meine ursprüngliche Destination Allahabad habe ich aufgegeben, weil ich mich nicht nochmals ins urige indische Getümmel und ohne für mich anständiges Essen zu machen. Allahabad ist ja auch der Ort, wo sich alle 12 Jahre die Wenigkeit von 70 Millionen Indern treffen, um am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna ihre Khumb Mela zu feiern. So lande ich nach 2008 halt wieder als letzter Destination meiner jetzigen Reise vor Kalkutta in dieser ganz speziellen spirituellen Stadt, in der ich nach einer gemütlichen Nachtfahrt im Zug nach genau 12 Stunden und 20 Minuten eintreffe - für eine Strecke von 453 km ! Das ergibt nach Adam Riese eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 36.7 km pro Stunde ! Wow !!!
Die letzten Tage meiner Reise verbringe ich sehr relaxed und lasse mich von dieser einzigartigen spirituellen Stimmung hier in Varanasi verführen. Meine Unterkunft ist echter Luxus und hat sogar einen eigenen Balkon mit Sicht direkt auf den Ganges. Ich lerne auf einem geführten Rundgang durch die Altstadt auch mehr über den Hinduismus, über die Geschichte der Stadt, die Bedeutung einzelner Tempel oder wieso dass der verschissene Hintern oder der Schwanz von Kühen so gerne berührt werden. Dies hat offensichtlich damit zu tun, dass einige der Millionen von Göttern im Hinduismus im Hinterteil der Kühe leben.... Na ja dann.... Auf jeden Fall leben hier in Varanasi im Diesseits eine Million Menschen in den engen Gassen der Altstadt im wahrsten Sinne in einem grossen Kuhstall, Ziegenstall oder Hundezwinger. Was all diese Viecher auf jeden Fall für Hinterlassenschaften kreieren zusammen mit dem ganzen menschlichen Unrat ist für mich Grund genug, Varanasi in die Top 3 der schmutzigsten Städte weltweit zu küren.
Kalkutta, 14. - 15. März
So freue ich mich am Ende auch sehr auf den reisetechnischen Höhepunkt meiner Reise, denn es geht per 1. Klasse Schlafwagen von Varanasi wieder nach Kalkutta zurück, dem Ausgangspunkt meiner langen Reise. Der Bahnhof in Varanasi hat zum Abschluss auch noch Geschenke für mich, so scheissen hier auch noch die unzähligen Tauben von oben, die Mäuse rennen in den Büros rum, die Kühe auf dem Perron und die Ratten auf den Gleisen. Zusätzlich haut es wieder voll rein so quasi als krönender Abschluss meiner Reise mit einer Ankunftsverspätung des Zuges von sage und schreibe 4 Stunden ! Bei der Ankunft nach 10 Stunden Fahrt sind es sogar 5 Stunden und 10 Minuten !
Den einen, sehr heissen, Tag in Kalkutta, der entgegen meiner Planung durch die Bahnfahrt stark geschrumpft ist, verbringe ich mit Shoppen, gut Essen (wieder mal !) und Abschiednehmen und ich freue mich auf Kuala Lumpur, das ich mir ausgesucht habe, um mich wieder vom ganzen Dreck, Müll und Gestank meiner 3 Monate in Indien zu erholen und mich so in einigen Lebensbereichen quasi wieder halbwegs zu resozialisieren.
Kuala Lumpur, 15. - 19. März
Diesmal fällt es mir eigentlich relativ einfach, Abschied zu nehmen von meinem Reiseland. Wenn Du meinen Bericht gelesen hast fällt es Dir sicher nicht schwer, genügend gute Gründe zu finden. Doch selbst der Abschied gestaltet sich zäh: das Taxi muss sich durch einen unglaublichen Verkehrssalat quälen, bis wir nach über 1.5 Stunden dann endlich den Flughafen erreichen, einen übrigens, der als internationaler Flughafen in Asien zur absoluten Schlussgruppe gehört ! So bin ich nach einem wenigstündigen Flug auch schon bald in Kuala Lumpur und beziehe mein Hotel, das ich mir schon vor der Abreise nach Indien im Internet gebucht habe und bin begeistert, wie schön und sauber das alles ist und wie gut alles funktioniert. Erste Welt halt.... Welcome back !
Wie schön ist das doch, auch in der Strasse zu essen und zu sehen, wie frisch und gesund alles zubereitet und wie sauber dass gearbeitet wird. So fresse ich mich wieder mal nach Lust und Laune durch chinesische, japanische und koreanische Restaurants und bin nach 4 Tagen schon etwas enttäuscht, wieder den Flieger zu nehmen und in eine andersgeartete kulinarische Wüste hier in Asien zu fliegen und meinen Urlaub endgültig zu beenden und mich wieder weltlicheren Dingen wie meiner Zügelei innerhalb der Philippinen zu widmen.
Und dann noch dies:
Indische Frauen
Ist mir das während den ersten beiden Aufenthalten in Indien noch nicht so aufgefallen, finde ich es nun besonders krass, wieviele der über 30 jährigen Frauen übergewichtig sind ! Es ist absolut krass, wenn man sich vorstellt, wieviel Körpermasse ohne Sari noch übrigbleibt ! Ich schreibe das der sehr nahrhaften, fettigen und einseitigen indischen Ernährung, den zu grossen Portionen sowie der mangelnden Bewegung zu (Cricket hilft ja der Bewegung auch nicht übermässig....). So schaukeln denn die Frauen in ihren farbigen Saris daher und erinnern mich vom Laufstil her an eine Mischung aus Königspinguin und Wüstenkamel ! Wenn es ans Treppensteigen geht bilden sich sofort lange Schlangen, denn viele dieser Wüstenschiffe haben Mühe, selbst wenige Stufen ohne fremde Hilfe zu bewältigen.....
Übrigens finde ich das Essen, wie ihr sicher schon bemerkt habt, wirklich nicht der Hammer: die Hauptspeise ist vielfach in einer heftigen Sauce, viele weitere Speisen werden im Öl frittiert. Dazu kommt noch, dass von all diesen Köstlichkeiten Unmengen verzehrt werden. Immerhin ist das Gewichtsproblem (ähnlich wie in Mexico) hausgemacht und nicht wie bespielsweise in den Philippinen und vielen westlichen Ländern zurückzuführen auf den importierten Fast Food aus den USA.
Fazit Indien
Man sagt, dass man Indien entweder nur einmal besucht und dann nie wieder oder eben immer wieder. Das zweite habe ich bei mir auch gedacht, doch nachdem ich nun gesamthaft 6 Monate meines Lebens in Indien verbracht habe denke ich, dass ich nicht mehr so schnell zurückkehren werde (ausser vielleicht für die Himalaya Region zusammen mit Nepal und Tibet), denn ich habe von diesen vielen indischen Eigenheiten echt die Nase voll. Interessanterweise geht es auch anderen Kollegen von mir genau so. Was sind denn eigentlich diese indischen Eigenheiten für mich:
- es ist überall meist ein unglaublicher Schmutz und Dreck, um den sich niemand kümmert und auch allen egal ist
- ein schrecklicher Lärm in allen Städten und ein penetrantes Hupkonzert, das kein Ende kennt
- das typisch indische Chaos und Horden von Menschen, die einem immer und überall begegnen
- das Fehlen und Respektieren jeglicher Art von Privatsphäre
- durch diese penetrante langanhaltende Schärfe in wirklich allen Speisen ein für mich ständig sehr schwieriges Unterfangen, Spass am Essen zu haben oder ausserhalb der Touristenzentren überhaupt genügend zu essen (selbst wenn man absolut nicht scharf bestellt sind die Speisen meist noch scharf, so auch Sandwiches, Tomatensauce, ein süss-saures Huhn, Pizza, Essig etc. schlicht alles !)
- der typisch indische Geruchscocktail bestehend aus Männerschweiss, Kuhscheisse und Pisse, getoppt mit dem beissenden Geruch von Verbranntem (Menschen und anderer Unrat) der einem immer und überall verfolgt
- diese typisch indischen Lebensgewohnheiten, die es einem schwierig machen, Ausspannung und Musse zu finden, so auch im Hotel, an einem Strand oder in einem Park
- Kühe und Männer, die sich nicht darum scheren, an jeden Ort zu pissen und zu scheissen - jederzeit
- eine indische Gesellschaft, die geprägt ist durch ein für uns meist sehr unnatürliches Begegnen der Geschlechter
Es mag nun vielleicht fast zynisch oder bünzlig klingen für den einen oder anderen, was ich oben geschrieben habe, aber da kann ich nur sagen, schaut es euch doch selber an und findet den Unterschied zu anderen asiatischen Ländern, die ich überaus schätze und ich mich auch sehr gerne aufhalte, inklusive meinem Gastland, den Philippinen, doch selber raus. Ich schreibe ja nur das, was mich persönlich betrifft und so wie ich es selbst erlebe.
All der oben erwähnten negativen Punkte zum Trotz ist mein Fazit über Indien natürlich nicht komplett, wenn ich nicht auch die überaus positiven Punkte erwähne:
- Baudenkmäler der absoluten Weltklasse wie die aus der buddhistischen Zeit (Ellora und Ajanta Caves, Sanchi), der Mughalzeit (Taj Mahal, Fatepur Sikri, Humajuns Tomb), der Sikhs (goldener Tempel von Amritsar), die Kamasutra Tempel von Khajuraho, die Jaintempel von Mount Abu und Ranakpur oder Städte wie Jaisalmer.
- eine unglaublich vielfältige Natur, die vom Hochgebirge über Wüsten, Dschungel, Savannen und Meeresstränden alles bietet, was es auf der Welt gibt
- im persönlichen Kontakt immer sehr nette und hilfsbereite Menschen, die überaus zuvorkommend, anständig und vielfach gut ausgebildet sind
- eine unglaublich starke eigene Kultur und eigene Identität, die sich trotz aller fremder Einflüsse durchs ganze Land streng hält (so auch das Essen, die Kleider und das Einkaufsverhalten)
So nun hoffe ich doch, dass ich nach dieser ausführlichen Präsentation Euch eine Ahnung habe geben können von diesem riesigen Land mit seiner unglaublich vielfältigen und langen Geschichte, der ganz speziellen Spiritualität sowie den täglichen Auseinandersetzungen, die man so als fremder Tourist in diesem Land hat und ich Euch trotz allen Widrigkeiten dieses Land habe etwas schmackhaft machen können. Kontaktiert mich doch einfach, wenn ihr gern mal nach Indien möchtet, ich helfe Euch sehr gerne !
Mein nächster Blog Eintrag ist noch offen denn im Moment (Anfangs April 2011) weiss ich noch nicht genau, wie ich dieses Jahr gestalten möchte. Da die Zügelei wohl nicht so spannend ist zu erzählen schaut doch einfach wieder rein denn ich bin immer bemüht, diesen Blog so aktuell wie möglich zu halten.
1-12: Khajuraho
13-19: Varanasi
Hampi, 12. - 15. Februar
Da dieses Hampi verkehrstechnisch sehr unglücklich liegt entscheide ich mich letztenendes für einen gewöhnlichen staatlichen Linienbus ohne verstellbare Rückenlehne (sogar die Ultra Deluxe verkehren nicht auf dieser Strecke) und brauche dabei, wie in Indien üblich, für die wenigen hundert Kilometer eine ganze Nacht. Die Nacht ist schlicht grauenhaft, denn der Bus haltet in jeder Ortschaft und sammelt die letzten verstreuten Passagiere ein, die die Nacht hergibt. So ist denn der Bus gerammelt voll inklusive vieler stehender Passagiere (und mir als einzigem Ausländer). So komme ich denn frühmorgens vollkommen gerädert in Hospet an und ein anderer Linienbus bringt mich schliesslich ins nahe gelegene Hampi. Was ich dann allerdings dort in den nächsten Tagen sehe haut mich schlicht um: auf einem Gelände von 25 km 2 erstreckte sich im 15. und 16. Jh. eine Stadt, die mit 500'000 Bewohnern zur zweitgrössten der Welt gehörte. Heute sieht man neben einigen gut erhaltenen Tempeln leider fast nur noch Ruinen, trotzdem haut mich das Ganze in dieser Felsenlandschaft echt um und ich bin beeindruckt, wie die damals solch riesigen Granitklötze gebildet und für die Erstellung der Bauten in die Höhe gehievt haben.
Durch die zusätzlich sehr netten Kontakte im Guesthouse werden die Tage in Hampi für mich unvergesslich bleiben.
Die Weiterfahrt nach Goa ist dann wieder ein Kapitel für sich. Leider gibt es für diese Nacht keinen Zug sondern nur einen Nachtbus, diesmal aber immerhin die komfortable Variante mit Betten. Mein Bett direkt über der Hinterachse ist aber nur dann echt komfortabel wenn der Bus steht, sonst haut es mich bei jeder Bodenwelle (und von denen gibt es sehr viele) aus der Liegeposition senkrecht in die Höhe. Dass der Bus im Laufe der Nacht durch einen Irren, der einen Stein wirft, auch noch der Windschutzscheibe entledigt wird, verbessert auch nicht unbedingt das Wohlbefinden, denn der arme Fahrer ist in dieser kühlen Nacht in alle Kleider eingewickelt, die ihm seine Kollegen ausgeliehen haben und sieht hinter dem Steuer aus wie eine einbalsamierte Mumie.
Goa, 16. - 22. Februar
Schliesslich kommen wir aber trotzdem noch in aller Frühe in Goa an und nach einer kurzen Busfahrt erreiche ich den Strand bei Calangute, mein Zuhause für die nächste Woche. Die Suche nach einer Bleibe gestaltet sich erstaunlich schwierig, denn erstens sind die Preise ziemlich überhöht gegenüber dem restlichen Indien und zweitens will ich nicht schon wieder durch rücksichtslose Inder (jeder Reisende kennt leider unzählige Geschichten) im Schlafe gestört werden. So finde ich nach langer Suche bei einer Schweizerin und ihrem goanischen Ehemann eine nette Bleibe im ersten Stock eines Hauses in einer ruhigen Ecke dieses Strandes, die eigentlich eher an eine Ferienwohnung für eine ganze Familie erinnert.
Goa hat sich nach kurzem Hinsehen seit meinem letzten Besuch vor 15 Jahren stark entwickelt: die wenigen kleinen netten Strandhütten sind gewichen einer unendlichen Reihe von ausgebauten Restaurants, Sonnenschirmen und Strandliegen, um die mehrheitlich russischen, britischen und skandinavischen Pauschaltouristen zu bedienen. Vorbei sind auch die coolen Goa Parties, denn heute ist um 10 Uhr Schluss. Geblieben ist einzig die Horde von jungen indischen Männern, am Strand häufig nur in Unterhosen unterwegs, die es offensichtlich für das eigene beschränkte Sexualleben unglaublich bereichernd finden, sich auf die Suche nach weiblichem westlichen Fleisch egal welchen Alters zu machen und das dann ungeniert anzustarren. Die eigenen Frauen sind züchtig verhüllt und wenn sie verheiratet sind kriegen die Männer mehrfachen Erkundigungen gemäss auch fast nichts zu sehen als meterlange Bahnen von Saris, die alles Schamhafte peinlichst genau verhüllen und sich wie Jahresringe von Bäumen jedes Jahrvergrössern. Ah ja und nach einigen Jahren, nachdem sich diese Frauen dann zu voller Körperfülle aufgebläht haben möchten die armen Inder wohl auch nicht mehr genauer hinschauen. Tja !
So verbringe ich hier 7 Tage nach dem Motto "Ferien von den Indern", laufe stundenlang dem Strand entlang, sitze in unzähligen Restaurants direkt im Sand, geniesse Ferien wie die Pauschaltouristen und spanne auf meiner Terrasse aus bevor ich mich langsam wieder dem Fortgang meiner Reise widme.
Diese Planung hat es wahrlich in sich, denn der Zug, den ich nehmen möchte, bedient die Strecke Goa-Mumbai und ist auf über 2 Wochen hinaus vollständig ausgebucht. So bleibt mir wieder mal nichts anderes übrig, als mich auf eine Nacht im strassengebundenen Schlafgemach vorzubereiten.
Aurangabad, 23. - 25. Februar
Über die Nacht selbst kann ich nicht viel berichten, es war so wie erwartet halt, ausser dass die ganze Rumpelkiste klimatisiert ist und jede Schlafkoje einen Bildschirm hat (natürlich mit höllisch lautem Bollywood Gesinge und Getanze). So komme ich am morgen früh in Poona an und mache mich gleich auf die Suche nach der Weiterfahrt. Bald finde ich in einem der Busterminals einen wunderbaren modernen Aircon Bus, der mit seinem poppigen Blau unglaublich stark kontrastiert zum fast schon verfallenen Terminal, wo um diese Zeit sich alle Bettler, die dort übernachtet haben, langsam von ihrem Schlafgemach, dem harten Betonboden, erheben. So komme ich zu unerwarteten 4.5 Stunden fast schon überirdischem indischem Komfort in diesem Businessbus, bevor wir in diesem Aurangabad ankommen. Habe ich schon Gerüchte darüber gehört, so verwundert mich die Realität nicht allzu stark, denn es handelt sich wieder um eine Stadt, die dem erfahrenden Reisenden alles bietet, was er garantiert nicht sucht, inklusive der obligaten mehrmaligen Rückgabe von höllisch scharfem Zeugs, das als absolut nicht scharf angepriesen wurde, einer Mehrzahl von Leuten die kein Englisch sprechen usw. ! Indien pur ist das, was ich ja auch schon früher geschildert habe, darum lasse ich die Einzelheiten aus. Nach harter Suche finde ich auch ein Hotel, das zwar ziemlich heruntergekommen und schmutzig ist, mir aber unerwarteterweise 2 ruhige und kühle Nächte ermöglicht. Das weitere Besuchsprogramm kontrastiert wieder einmal gewaltig mit der indischen Gegenwart und wird zu den spektakulären Höhepunkten meiner 3 Reisemonate in Indien gehören, denn ich besuche die Höhlen von Ellora und Ajanta, die als Weltkulturerbe bei UNESCO verbucht sind. Dies sind absolut keine gewöhnlichen Höhlen, sondern wurden von Menschenhand zwischen dem 4. Jh.v.Chr. und dem 10. Jh.n.Chr. mit gewöhnlichen Hämmern und Meisseln aus dem Fels geschlagen ! Heute finden sich spektakuläre Tempel und Klöster mit fantastischen Steingemälden und Malereien in diesen Höhlen. Die Bauzeit des Haupttempels hat alleine 100 Jahre gedauert... So wandle ich in 2 Tagen durch diese total über 50 Höhlen aus der buddhistischen und hinduistischen Zeit und verdurste fast in der Hitze, weil ich vor lauter Staunen fast alles andere vergesse. Besonders beeindruckend ist auch die thailändische Pilgergruppe, die mich durch ihre buddhistischen Gesänge in den Höhlen fast zum Weinen bringt und durch ihre Ruhe und Intensität so angenehm kontrastieren zu den lauten indischen Besuchsgruppen.
Doch die indische Realität ist wiederum nicht weit: Nachdem ich den Bus ins nördlich gelegene Jalgaon besteige befinde ich mich urplötzlich wie in einem schlechten Film, denn ich sitze in den hinteren Reihen inmitten eines Gefangenentransportes mit richtigen Polizisten mit Maschinengewehren und Gangstern in Handschellen ! Nach Ankunft in dieser wiederum sehr indischen Stadt überbrücke ich die vielen Stunden bis zur Abfahrt in einem für indische Verhältnisse sehr ungewöhnlichen Gartenrestaurant (sonst sind die typisch indischen Restaurants nicht viel mehr als nüchterne Abfertigungsbetriebe zur schnellen Einnahme des Futters) und plane meine weitere Reise. Wiederum machen mir die indischen Staatsbahnen bei der Reservation dabei gleich zweimal einen Strich durch die Rechnung durch Züge, die über Tage hinaus vollständig ausgebucht sind und selbst eine Warteliste von mehreren hundert Plätzen haben. So sollen doch die ohne mich durch die Gegend fahren und in hoffnungslos überbuchten Zügen ihr strammes Defizit einfahren, denn lediglich der Güterverkehr produziert hier schwarze Zahlen. Haben die denn noch nie was von Anpassung der Fahrpreise an die Nachfrage gehört ?
So winkt mir die nächste Nacht wiederum im strassengebundenen Schlafgemach und ich fahre im Nachtbus nach Indore, wo ich morgens um 0430 ankomme. Sofort mache ich mich an die Organisation der Weiterreise nach Bhopal, wohin ich eigentlich möchte. Was sich zu dieser Zeit sowohl auf dem Eisenbahn- wie auch auf dem Busbahnhof abspielt ist phänomenal: Jeder Quadratmeter Boden ist besetzt mit schlafenden Personen, die so zumindest für die Nacht ein Dach über dem Kopf und etwas Schutz haben. So kurve ich mit meinem Gepäck um all diese eingewickelten Gestalten und siehe da, bereits um 0530 fährt ein angenehmer Bus die 5 Stunden nach Bhopal. Doch die Organisation ist diesmal nicht so wie anderswo, denn Englisch ist sowohl als gesprochene Sprache als auch bei Beschriftungen absolut nicht bekannt. Keine einzige Tafel ist in Englisch und nebem dem Wort Bhopal habe ich mit keinem meiner Gesprächspartner ein gemeinsames Wort in Englisch. Dass der Entwicklungsgrad dieser Region entsprechend ist versteht sich dabei fast von selbst.
Bhopal, 26. Februar - 1. März
Auch in Bhopal selbst scheint derselbe Entwickungsstand zu sein wie in Indore, trotzdem es eine Millionenmetropole und die Hauptstadt des Bundesstaates Madyha Pradesh ist geht es aussergewöhnlich rural zu und her.
Doch auch hier liegen Licht und Schatten wieder nahe beeinander, denn ich besichtige im nahegelegenen Sanchi eines der ältesten buddhistischen Bauwerke überhaupt, datierend aus dem 3. Jh.v.Chr. Alle diese ehemaligen Tempel und Klöster liegen auf einem Hügel und mich haut wieder die steinbildhauerischen Fähigkeiten dieser Leute aus dem Sockel. Wenn man bedenkt, zu was man in Europa im 3. Jh.v.Chr. fähig war...
Neben Besuchen in den verschiedenen Märkten der Stadt und der netten und beruhigenden Seepromenade besuche ich in Bhopal auch noch die Stelle, wo 1984 das Union Carbide Desaster stattgefunden hat, ca. 1 km Luftlinie von meinem Hotel weg......
Da es für die Weiterreise für einmal nur per Zug weitergeht und ihr, ja ihr wisst es schon, alle Züge ausgebucht sind, ist es mir nur möglich, um 5 morgens meine Weiterreise nach Jhansi anzutreten.
Orchha, 1.- 5. März
So bin ich also rechtzeitig im Bahnhof und schaffe es trotzdem irgendwie, den Zug, der angeblich gehalten hat, zu verpassen. Ich bin mir immer noch sicher, dass der Zug gar nie angekommen ist ! Oder melden sich so die ersten Altersbeschwerden ? Dank der gütigen Hilfe des Bahnhofvorstehers, der mich peinlicherweise unter den Augen von tausenden von Indern bis ins Zugabteil begleitet, nehme ich halt den nächsten Zug 2 Stunden später und lande so doch noch zu angenehmer Zeit in einer Stadt namens Jhansi. Nach dieser Hektik komme ich wenig später per vollgestopfter Autoriksha im für indische Verhältnisse fast schon zu ruhigen Orchha an, das mir, eingebettet zwischen Fluss und Palast aus der Mughalzeit, auf Anhieb gefällt.
Der Palast aus dem 16. Jh. ist von aussen imposant, das Innere kann da leider nicht ganz mithalten, da am Unterhalt ziemlich gespart wird. Trotzdem ist die Architektur interessant und so bleibe ich hier auch etwas länger als geplant. Die Schlaferei hier ist soweit ganz OK, wenn es nur nicht ein paar ältere Männer gäbe, die in einem nahegelegenen Kloster via Lautsprecher 24 h am Tag das Ramayana singen, da es im Dorf einen Tempel gibt, der offensichtlich dem Gott Rama gewidmet ist. So singen denn die ohne Unterbruch 1 Jahr lang und wecken mich auch prompt in der Nacht auf. Unwissend und genervt frage ich am Morgen dann den Typen vom Hotel, was das für ein "stupid guy" sei, der mitten in der Nacht singt, sehr zum Ärger der mithörenden indischen Zimmernachbarn, die sofort aus dem Zimmer kommen und mich ob meines ignoranten Kommentars böse anblicken. Einen besonderen Höhepunkt erziele ich hier noch mit dem Kauf meines letzten Bahntickets, aber das erzähle ich euch dann später.
1-5: Hampi
6-7: Goa
8-12: Ajanta Caves
13-17: Ellora Caves
18-20: Sanchi
21-23: Orchha
Madurai, 17. - 19. Januar
Nach einer kurzen 3 stündigen Busfahrt im komfortablen sogenannten Deluxebus lande ich in Madurai, einer offensichtlich uralten Stadt immer noch in Tamil Nadu, wo ich wiederum den riesigen Tempel besuche, der sich auf einer Fläche von 3 ha erstrecken soll. Doch es geht mir hier wie im Tempel in Trichy: ich schaue dem Treiben der tausenden von Pilgern aus ganz Indien fasziniert zu, doch eine selbst nur zaghafte Annäherung an diese Religion bleibt mir fremd: Wieso dass die sich mit verschiedenen Farben bestreichen, Ochsen aus Stein wie einen Gott betatschen oder sich Öl ins Haar schmieren ist mir völlig unklar. So fühle ich mich hier als völliger Aussenseiter und bin ob der Architektur auch etwas enttäuscht, die bei den Jaintempeln von Ranakpur und Mount Abu in Rajasthan wesentlich faszinierender war. So mache ich mich denn nach einem 2 tägigen Aufenthalt bereits schon wieder im Nachtzug auf den Weg erstmals an die Westküste von Indien nach Trivandrum, der Hauptstadt des Bundesstaates Kerala.
Trivandrum, 20. - 23. Januar
Weiter südlich als hier geht es auf meiner Reise nicht mehr, obwohl es nur knapp 100 km wären bis ans Kap. So besichtige ich hier den netten Maharadscha Palast und den Zoo, der sämtliche Grosskatzen führt, die man sich nur vorstellen kann und zwar in grösstenteils sogar einigermassen artgerechten grosszügigen Freilaufgehegen. Ob die beiden Schlangen und das murmeltierartige Ding jedoch, die ich im Zoo ausserhalb der Gehege entdecke, nun wirklich wild leben, aus einem der vertrauungsunwürdigen Gehege ausgebrochen oder sich als geplantes Futter aus dem Staub gemacht haben bleibt wohl für immer deren Geheimnis.
Ansonsten erreichen hier die Temperaturen ihren vorläufigen Höhepunkt meiner Reise, das heisst, dass ich regelmässig klimatisierte Restaurants aufsuchen muss zum Abkühlen (gekühlte und moderne Shopping Malls sind fast immer Fehlanzeige in Indien) und mich an den unzähligen Fruchtsaftständen laben muss, die hervorragende frischgepresste Fruchtsäfte auf Nachfrage auch ohne Wasser- und Zuckerzusatz verkaufen.
Kollam, 23. - 26. Januar
Ein kurzweiliges Fährtchen im luftgekühlten Reisebus (auf gut deutsch einer Klapperkiste ohne Fenster) entlang Palmenwäldern bringt mich nach Kollam, dass das südliche Ende der berühmten Kerala Backwaters darstellt. Natürlich bin ich dann am nächsten Tag gleich dabei, diese auf einer Tour auszukundschaften, doch es muss wohl sein, dass ich schon zu lange in den Tropen lebe, dass ich nicht ganz so begeistert bin und mich bald schon per Schiff ins nördliche Allepey begebe.
Allepey, 26. - 28. Januar
Obwohl ich unglücklicherweise am indischen Republic Day reise und es dementsprechend viele Ausflügler gibt, schaffe ich es eine Stunde vor Abfahrt noch, den letzten Sitzplatz auf dem Oberdeck des Schiffes zu ergattern. Die gesamte Fahrt dauert 8 Stunden und führt durch die zum Teil sehr engen, zum Teil parallel zum Meer führenden Kanäle der Kerala Backwaters in meist wirklich romantischer Palmenlandschaft und begleitet von unzähligen verschiedenen Vögeln wie dem zwar kleinen dafür aber sehr bunten Kingfisher. So kann ich am Abend im sehr warmen Allepey diesen Tag als einen der bisher schönsten meiner Indien Ferien verbuchen, als ich mich schweissüberströmt in ein klimatisiertes Restaurant rette. Trotz meiner Bestellung "absolutely not spicy" brennt das Zeugs fürchterlich im Mund und so gibt es halt fürs Restaurant noch eine Ehrenrunde zu kochen, bevor ich mein Essen endlich zu mir nehmen kann. Das Nachtessen am nächsten Tag verläuft dann, vermutlich auch wegen meiner australischen Bekanntschaft vom Boot, nicht mehr ganz so scharf und somit entfällt auch die Ehrenrunde fürs Restaurant.
Da das ganze hier sehr touristisch ist und ich schöne Seiten der Kerala Backwaters nun gesehen habe beschliesse ich nach einem Ruhetag gleich weiter nördlich nach Cochin zu reisen.
Cochin, 28. - 30. Januar
In nur 1.5 Stunden fahre ich wiederum in einer luftgekühlten Klapperkiste nach Cochin und gleich beim Busbahnhof finde ich ein super tolles Hotel, das erst letztes Jahr renoviert wurde. Nach einigem Wehklagen wegen dem Lärm (das Dauerthema für mich in indischen Hotels wegen völlig unzureichend lärmdämmenden Fenstern) werde ich auch noch für einen grosszügigen Rabatt in ein besseres Zimmer mit dem Namen Deluxe umplaziert.
Cochin ist in einigem etwas vom üblichen indischen Städtechaos weg, hat eine schöne Meerespromenade, ist weniger schmutzig, hat einige Malls etc. So geniesse ich denn trotz sehr heissen Temperaturen bis 35 Grad einige schöne Tage und besuche auch das alte historische Fort Cochin (mit englischem, holländischen und portugiesischem Einfluss), das nur eine nette Bootsfahrt von der Stadt entfernt liegt.
Munnar, 30. Januar - 3. Februar
Endlich geht es heute in die Berge zum Abkühlen, mit dem Bus fahre ich ins 1500 m hoch gelegene Munnar, das auch als Teeanbaugebiet bekannt ist. Mit der Abkühlung haben die es aber ernst gemeint hier oben, denn nachts wird es echt kalt und so muss ich mir sogar eine zweite Wolldecke ordern, damit ich die Nacht einigermassen überstehe. Am Tag wird es dann aber wieder schön warm und so miete ich mir ein Motorrad und fräse damit in der Gegend rum, sprich vor allem durch Urwald, Eukalyptuswälder und natürlich unzähligen, wunderschön in den Hügeln gelegenen Teeplantagen. Obwohl das Motorrad schon mehr als in die Jahre gekommen ist und in der Schweiz nicht mal von weitem die MFK Kontrolle bestehen würde fühle ich mich wie früher als kleiner Junge und geniesse das tolle Gefühl, mit einem Motorrad unterwegs zu sein.
Cochin, 3. - 6. Februar
Nach einigen Tagen der Abkühlung geht es heute wieder zurück nach Cochin, denn morgen gibt es einen Blitzbesuch meiner Kollegin Anita, die ich vor 2 Jahren auf meiner Reise durch Myanmar kennengelernt habe. Das heisst für mich einige Tage länger in diesem heissen Cochin zu schmoren, aber glücklicherweise gibt es ja genügend nette Orte wie gekühlte Restaurants, eine luftige Meerespromenade oder eine nette sunset cruise (sorry wie heisst das geschickt auf Deutsch ?), um Erinnerungen aufzufrischen oder sich sonst über Allerlei zu unterhalten. In den Diskussionen mit meiner Kollegin, die leidiglicherweise immer noch im Arbeitsprozess feststeckt und zu ihrem täglichen Output genötigt wird, um sich solche Fluchtmöglichkeiten wie diese Reise nach Indien finanzieren zu können, wird es mir wieder so richtig vor Augen geführt, wie weit das Ganze für mich bereits schon entfernt ist aber auch, wieviele Jahre ich selbst nutzlos in diesem Hamsterrad verbracht habe und gerannt bin wie verrückt, um am Abend doch nur wieder dort zu landen, wo ich am Morgen begonnen habe. Mir ist es ja wohl bewusst, auf welch hohem Niveau ich klage, denn wenn ich jetzt zum Fenster rausschaue während ich diese Zeilen schreibe, sehe ich fast nur Leute, denen nichts anderes übrigbleibt, als das ganze Leben hart für jede einzelne Rupee zu kämpfen, um ein nur halbwegs anständiges Leben verbringen zu können und ihren Kindern zumindest einen Start ins Leben zu ermöglichen, der nicht schlechter ist als ihr eigener war. Aber es macht wohl keinen Sinn Vergleiche zu machen, ebenso wie es keinen Sinn macht, Parallelen zwischen dem Christentum und dem Hinduismus zu finden. Am Schluss ist es ja eh nicht wichtig was, wieviel oder für wieviel man es gemacht hat sondern nur warum, wie bewusst und wie echt man es gemacht hat.
Ah ja und dann noch dies: Als Anita und ich zur Feier des Tages am Samstag Abend noch ein Bier in der hoteleigenen Bar zusammen drinken wollen, wird uns ohne Grund schlicht und forsch der Zugang verweigert. Nachforschungen haben dann ergeben, dass es für Anita schlicht zu gefährlich gewesen wäre, sich als Frau in dieser Bar unter lauter angeheiterten und triebdruckgestauten Indern zu befinden. So müssen wir unser Bier dann halt notgedrungen im Zimmer zu uns nehmen. Übrigens geht das in gewissen Restaurants, wo Alkohol ausgeschenkt werden darf (was in Indien eine Seltenheit ist) sogar so weit, dass sogar die Rauchräume geschlechtergetrennt sind. Wo käme man denn hin, wenn sogar die Männer den Frauen eins blasen würden ?
Mettupalayam, 6. - 7. Februar
Nach schönen Tagen in Cochin trennen sich die Wege von Anita und mir wieder und ich fahre mit dem Zug Richtung Berge nach Coimbatore. Dann hat es mich wieder im indischen Chaos erwischt: Da ich heute noch weiter nach Mettupalayam will, dem Startort der Zahnradbahn nach Ooty, versuche ich ein Zugticket zu kaufen. Da heute Sonntag ist verkehren jedoch keine Züge dorthin. Die Busstation gemäss Reiseführer gibt es nicht mehr und so muss ich mich durch eine Unzahl von Leuten ohne Englischkenntnisse kämpfen, bis ich endlich im Stadtbus sitze, der mich an den neuen Busbahnhof bringt. Da der Fahrer verschlafen hat warten wir halt eine halbe Stunde in der Hitze, bis der Bus endlich fährt. Der Rest geht dann flink und so komme ich noch zu einem geruhsamen Abend in diesem Mettupalayam.
Ooty, 7. - 9. Februar
Da dieses von den Engländern gebaute Bähnchen, das mich ins 2200 m hoch gelegene Ooty bringen soll, sowohl bei indischen als auch ausländischen Touristen sehr beliebt ist und für einmal keine Platzreservation möglich ist, muss ich mich leider bereits schon um 0530 in die Warteschlange einreihen, um noch ein Ticket zu ergattern. Nachdem das geschafft ist, gilt es nochmals, in einer anderen Warteschlange zu warten, bis um 0600 die Türen des Zuges geöffnet werden. So gondle ich denn um 0700 los und die Dampf-Zahnradbahn benötigt für die 47 km lange Fahrt mit einem Höhenunterschied von knapp 2000 m volle 5 Stunden. Dafür kostet die Fahrt in dieser World Heritage Site auch nur unglaubliche 8 Rupees, das sind geschlagene 18 US-Cents ! Die spinnen die Inder !
Von diesem so berühmten Ooty bin ich eigentlich etwas enttäuscht, denn das kleinere und gemütlichere Dorf Munnar hat mir bei weitem besser gefallen als diese geschäftige Stadt in den Bergen (sprich Teehügel). Das einzig Bemerkenswerte ist die Entdeckung, dass die Schokolade selber herstellen. So decke ich mich zünftig mit schwarzer Nussschokolade ein (verblüffenderweise auch absolut nicht scharf), die man offen aus dem Regal kauft. Nur die letzte Sorte im Gestell, die als "magic chocolate for the man" angepriesen wird, macht mich stutzig. Auf Nachfrage stellt sich dann heraus, dass dieser Schokolade Viagra beigefügt wird. Na ja die Inder.....
So mache ich mich nach einem gemütlichen Tag und 2 arschkalten Nächten (ich denke, das wird in etwa dem Schweizer Durchschnitt ähneln) wieder auf den Weg runter nach Mysore.
Mysore, 9. - 11. Februar
Im Bus mit dem verlockenden Namen "Ultra Deluxe AirBus" (auf Deutsch ist das eine alte Klapperkiste mit Durchzug und mehr Beinfreiheit) geht es heute wieder runter in die Wärme, nämlich ins wegen seines Maharadschapalastes berühmte Mysore (sprich meisoor). Unterwegs durchqueren wir noch zwei der unzähligen Tiger Reservate. Leider lassen sich diese Viecher nicht vom Reisebus aus erspähen, immerhin sichte ich eine weissgepunktete Hirschkuh mit ihrem Kitz, mehrere unterschiedliche Affenherden sowie 6 wilde Elefanten. Die Landschaft ist ebenso toll, es erinnert mich stellenweise stark an die Masai Mara in Kenia.
Am nächsten Tag gehe ich natürlich schnurstracks zum Maharadschapalast, der mich von aussen durch seine Grösse und Bauweise stark an ein Märchenschloss erinnert und mich auch wirklich begeistert. Das Innere kann dann meinen Erwartungen leider nicht mehr ganz genügen, denn da der alte Palast niedergebrannt ist, steht heute an seiner Stelle ein nur etwa 100 Jahre alter Wiederaufbau und der kann es bei weitem nicht aufnehmen mit den wirklich atemberaubenden indischen Baudenkmälern aus der Mughalzeit oder von den Jains. So ist denn meine Besichtigung auch schnell einmal zu Ende und ich merke, wie sehr ich mich auf Goa freue, das heisst an Märsche entlang des Meeres (ohne Lärm, Hupen und Gestank) und an endlich mal gutes und für meinen Geschmack geeignetes Essen (und nicht nur diese heftigen Saucen, die aussehen wie vorverdaut und einen Nachbrenner von etwa einer Stunde haben) ! Mit anderen Worten, ich bin etwas reisemüde.... Hoffentlich passiert mir das nicht auch in Hampi, das von so vielen so begeistert geschildert wird...


1-3: Tempel in Madurai
4-8: In den Kerala Backwaters
9-12: Munnar
13-17: Ooty
18-19: Maharadschapalast in Mysore