12 January 2009

19. Myanmar 2

22.12. Yangoon-Mandalay
Heute geht es auf die erste längere Strecke innerhalb Myanmars und zwar mit dem Zug von Yangoon in geplanten 15 Stunden in das etwa in der Mitte des Landes gelegene, 700 km von Yangoon entfernte Mandalay. Also auf und durch die zum Teil etwas abweisenden Beamten dieser von der Regierung kontrollierten Eisenbahnlinie durch das Bahnhofsgebäude durch zu meinem Zug, der eigentlich auf den ersten Blick noch recht akzeptabel ausschaut. Lediglich die Klimanalage und das Licht funktioniert nicht. Nur gut kann man zumindest die Fenster öffnen. Immerhin rollt der Zug mühsam aber doch pünktlich aus dem Bahnhof und wie: Als alter Bähnler weiss ich bei einer Spurbreite von lediglich 1 Meter jedoch (das entspricht den Trams (für die Deutschen: Strassenbahn) in Zürich), was da auf mich zukommen wird. Nach der Abfahrt spasse ich noch zu meinen Mitreisenden aus Singapore, dass dies hier wohl der einzige Zug auf der Welt sei, bei dem man seekrank wird. Makabrerweise soll man nie die falschen Geister beschwören, denn prompt eine halbe Stunde später hatten die Chinesen dann ihren ersten Ausfall zu beklagen wegen Seekrankheit. Dank chinesischer Behandlung und einiger Erleichterungen aus dem Magenbereich war dieser Fall bald auch wieder ansprechbar. Dafür hat uns die Aussicht auf die schönen, unendlich weiten Reisfelder im Sonnenuntergang für die bis dahin erlittenen Strapazen entschädigt. Vor dem Schlafengehen noch ein Bier im 3 Wagen entfernten Speisewagen zu nehmen tönt einfach, ist aber wegen den Wagen, die ständig wie auf einem Trampolin springen sowie der wirklich sehr engen Gänge gar nicht so einfach. Bis ich dann ankomme gibts natürlich nur noch grosse Flaschen Bier. Ja dann halt runter mit so einem Ding ! Das ist aber auch nicht ganz so einfach, denn man muss genau den richtigen Moment zwischen zwei Hüpfern abwarten, bevor man einen Schluck aus dem Glas versuchen kann zu nehmen. Als sich dann noch so ein aalglatter, angetrunkener höherer Regierungsbeamter mit einem grausligen, fast fratzenartigen Colgate-Stockzahnlächeln zu mir gesellt und mir im Fahrtlärm wegen nicht vorhandener Fenster zulallt: "we are always here to help foreigners", da muss ich, obwohl es mir doch so schwer fällt, meine Worte am späten Abend noch genau wählen. So bin ich denn doch froh, als mein Bier endlich leer ist und ich wieder in mein Abteil zurückkehren kann. Gemütlich sind wir dann im Schlafwagen Richtung Mandalay gegondelt, wo wir morgens um 3 Uhr 50 mit nur 20 Minuten Verspätung mehr geschüttelt als gerührt ankommen.
23.12. Mandalay
Nachdem ich mich erstmals im Hotel von dieser knapp erträglichen Fahrt erholt habe, bin ich auf einen kleinen Stadtrundgang gegangen. Ehrlich gesagt habe ich mir auch von Mandalay etwas ganz anderes erwartet als das was ich antreffe, nämlich eine ganz normale, ziemlich chinesisch geprägte, lärmige, staubige und sehr geschäftige Stadt mit knapp einer Million Einwohnern. Ich habe gedacht, noch schnell beim Internet Shop vorbei und meine Mails anschauen. Denkste ! Hier ist das world-wide-wait noch wirklich Tatsache. Mit knapper Mühe ist nach etwa 2 Minuten eine Seite geladen. So macht das wirklich gar keinen Spass. Viele Seiten sind auch geblockt, so dass sich die meist jugendlichen Besucher (wie an anderen Orten auch) mit Chatten und Community Seiten unterhalten die Zeit vertreiben. So hat es mich dann auch bald wieder aus diesem Laden vertrieben und habe bis zum Abflug aus diesem Land nie mehr einen Internet Shop betreten. Da es mittlerweile Nacht geworden ist stelle ich fest, dass es in dieser Stadt eigentlich nur an wenigen Hauptverkehrsstrassen eine Strassenbeleuchtung gibt, der grosse Rest der Stadt ist neben den Autolichtern und den wenigen mit Generator betriebenen Häusern echt dunkel. Ein etwas unheimliches Gefühl für mich gerade auch bei diesen schlechten Strassenverhältnissen. So muss ich denn im Dunkeln mit Hilfe meiner nützlichen Taschenlampe den Weg zurück zu meinem Hotel wieder finden.

24.12. Mandalay
Heute habe ich einen klassischen Besuchstag geplant. Also erstmals zu Fuss etwas vom Hotel weg und dann einen Fahrrad-Rikscha Fahrer herangewinkt. Der hat mich dann prompt für ein ganzes Besuchsprogramm überzeugt und mir auch noch gesagt, wie ich die 10 USD Eintrittsgebühren, die an die Regierung gehen, sparen kann. So gings dann an dem von der Regierung kontrollierten Ausländereingang des alten Palastes vorbei, der heute allerdings nur noch aus einem imposanten Stück Mauer von 3 x 2 km besteht, die man auch von aussen bewundern kann. Am Eingang winkt ironisch noch ein riesiges Schild mit den vier "Peoples desire", die da diktatorisch lauten (ohne Übersetzung):
* Oppose those relying on external elements, acting as stooges, holding negative views
* Oppose those trying to jeopardize stability of the state and progress of the nation
* Oppose foreign nations interfering in internal affairs of the State
* Crush all internal and external destructive elements as the common enemy


Das wird dann den eigenen Leuten jeden Abend am Fernsehen und in jeder Zeitung aufgetischt. Weiter kamen wir beim "Bureau of Special Investigation" vorbei, der Geheimpolizei, an dessen Tor lässig ein paar eklige Typen, alle in denselben Lederjacken, rumhängen. Tiefste DDR lässt hier grüssen !
Endlich kommen wir zum interessanten Teil, dem Besuch der Pagoden. In der einen steht ein wunderschöner 9 Meter hoher Buddha, der ganz aus einem einzigen Stück Marmor gefertigt wurde. In einer anderen Pagode sind dutzende grosser Marmortafeln zu sehen, wo wichtige Teile der buddhistischen Schrift in Pali verewigt sind. Am Schluss machte ich ein schöner Gang auf den über 200 m hohen Hügel von Mandalay, der natürlich auch heilig ist und mit unzähligen Pagoden und Buddhafiguren versehen. Dementsprechend wird dies meine erste Besteigung eines Hügels, den ich ganz ohne Schuhwerk bewältigen muss. So dies reicht nun wirklich für heute und es geht nach erfolgreicher Rückkehr gemütlich mit der Fahrrad-Rikscha zurück ins Hotel.

25.12. Mandalay - Hsipaw
Heute fahre ich mit dem "shared taxi", einem Taxi das man sich mit anderen Fahrgästen teilt, in einer 5 stündigen Fahrt auf noch halbwegs guten Strassen vorbei an zum Teil sehr abenteuerlichen Fahrzeugen durch eine schöne, etwas hügelige Gegend Richtung chinesische Grenze in ein angenehmes Dorf namens Hsipaw mit vorwiegend ländlicher Bevölkerung. So verbringe ich endlich mal den Nachmittag gemütlich auf der Sonnenterrasse und lese meinen Doktor Faustus weiter.

26.12. Hsipaw
Heute ist wiederum ein Höhepunkt meiner Reise, nämlich zusammen mit dem Besitzer des Gästehauses ein 6 stündiger Spaziergang durch die Reisfelder und dem Besuch mehrer Familien der Volksgruppe der Shan, die eigentlich den Chinesen näher stehen als den Burmesen, und die in einem Teil des Landes immer noch im Krieg mit den geliebten Burmesen um Unabhängigkeit sind. Geklärt hat sich im Laufe des Tages auch die Frage, warum in diesem abgelegenen Dorf der Strom 24 Stunden am Tag zur Verfügung steht. Die Antwort: Er wird von den Chinesen geliefert ! So lerne ich überall sehr selbstbewusste, würdevolle und arbeitsame Leute kennen, die auch mir gegenüber sehr aufgeschlossen und interessiert sind. Im Laufe des Tages habe ich durch Diskussionen viele zum Teil haarsträubende Geschichten gehört von den Leuten, was sich die Regierung früher alles mit ihnen erlaubt hat. Dassselbe ist mir auch in Kambodscha widerfahren, nur haben die mittlerweile eine andere Regierung...
Das Haupteinkommen dieser Bauern ist natürlich der Reis, nebendran verdienen sich die Familien ein Zubrot vorwiegend mit Heimarbeiten wie Zigarren drehen oder Körbe flechten. Insgesamt ergibt das ein Monatseinkommen von etwa 40 US Dollar, von dem im Schnitt 3 Generationen zu leben haben. Und trotzdem haben mir alle ohne Ausnahme einen zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck gemacht und hatten immer Zeit für einen Schwatz oder eine Tasse Tee. Ich habe mich jedenfalls während meiner Bürozeiten sehr selten so ausgeglichen gefühlt wie diese Bauern, die in allereinfachsten und primitivsten Verhältnissen leben und mit sehr bescheidenen Mitteln ein hartes Leben führen.

27.12. Hsipaw
Frühstücken draussen beim Gästehaus im Hof bei erfrischenden 16 Grad, das ist nach sovielen heissen Monaten echt ein gemischtes Vergnügen. Nun ja, eingewickelt in den Pullover und mit viel heissem chinesischen Tee geht auch das. Beim Frühstück habe ich einen Italiener, den Maurizio, kennengelernt, der in den Sommermonaten einen Kiosk in Bologna führt und im Winter durch die Welt reist. So habe ich mich mit ihm zusammen aufgemacht zu einem 1 ½ stündigen Marsch quer durch Reisfelder und Bananenplantagen vorbei an abgelegenen Hütten an einem idyllisch gelegenen Flüsschen mit wiederum sehr freundlichen Leuten zu einem wunderschönen beeindruckenden Wasserfall.
Am Abend haben wir in internationaler Männerrunde aus Italien, Holland und Frankreich uns dem lokalen Grappa-ähnlichen Gebräu etwas nähergebracht, bevor wir uns nach dem üblichen "fried rice" oder "fried noodle" Gericht an normalem Pool Billard auf einem Snookertisch versuchen. Immerhin können wir in etwas mehr als einer Stunde 2 Partien beenden, Showeinlagen aus den diversen Ländern zur Freude der anwesenden lokalen Männern (Frauen haben sich in dieses Lokal leider keine verirrt) natürlich eingerechnet.






1: fliegende Händlerin im Zug / hawker in the train to Mandalay
2: Aussicht aus dem Zug auf dem Weg nach Mandalay / view out of the train window on the way to Mandalay
3: Irrawady in Mandalay
4: Dorfszene in Mandalay / village scene in Mandalay
5-7: verschiedene Tempel in Mandalay / different temples in Mandalay
8: 9 m hoher Marmorbudhha / 9 m high marble buddha
9: mein Riksha Fahrer / my rikhsa driver in Mandalay
10: Kinder auf dem Mandalay Hill / children on the Mandalay Hill
11: der Autor auf dem Mandalay Hill / the author on the Mandalay Hill
12: Mandalay
13: Tankstop auf dem Weg nach Hsipaw / gas stop on the way to Hsipaw
14-16: Landschaft und Dörfer um Hsipaw / landscape and villages around Hsipaw



22.12. Yangoon-Mandalay
Today, there is the first longer trip in Myanmar by train in planned 15 hours from Yangoon to Mandalay, which is situated in the middle of the country and 700 km away from Yangoon. I am passing the partly denying officials in the railway station of this railway company controlled by the government to my train which does appear quite acceptable at first sight. Solely air condition and lights are not working and so I am quite happy that at least the window can be opened. Anyway, the train is coasting strenously and on time out of the station: As old railwayman I know what we are going to expect with a gauge of only 1 meter (this is equal to the trams in Zurich). After departure I am joking to my fellow passengers from Singapore that this might be the only train in the world where you can get seasick. Funnily, you should never ask the wrong ghosts because after half an hour the chinese had to complain their first drop out due to motion sickness. Thanks to chinese treatment and some easments out of the stomach area this case is soon responsive again. Instead, the view on beautiful and endless ricefields compensated for suffered exertions. To have a beer in the restaurant waggon before sleeping 3 waggons away sounds easy but is not so simple due to the waggons which are constantly jumping like on a trampolin and the narrow aisles. Until I arrive there are only big bottles of beer available. Well then go for it with such a thing ! But again this is not so easy as you have to wait exactly between two jumps before you can try to take a mouthful of beer out of the glass. As there is a slicky and dipsy higher government employee sitting to me with a gruesome and grotesque face and a freezing Colgate smile and babbled to me in the noise due to missing windows "we are always here to help foreigners", then I have to choose my words clearly although it was not easy for me. I am quite happy when my beer is finished and I return to my compartment. Quite cozy in the sleeping waggon, we are driving towards Mandalay like in a gondola, where we arrive in the morning at 0350 am with only 20 minutes delay more shaken than stirred.

23.12. Mandalay
After I have recovered from this scarcely bearable ride, I make a little city tour. To be honest, I have also expected Mandalay to be different than what I see, means a very normal, quite chinese influenced, noisy, dusty and very busy town with barely 1 milion inhabitants. My intention is to quickly check my emails in the internet shop. Wrong ! World wide wait is a fact here. With a lot of effort, a page is loaded after 2 minutes. That is really not fun at all. Many pages are also blocked so that the adolescents (as at other places as well) are busy chatting and maintaining community pages. So I am running out of this shop quite quickly and have never entered an internet shop again until my departure out of this country. In the meantime it got dark and I realize that there is a road lighting only in very few main roads, the big part of the city is really dark besides the car headlights and the few houses with generators. Quite a sinister feeling also due to the bad road conditions. So I have to find my way back to the hotel with aid of my helpful torch.
24.12. Mandalay
Today I have planned a classical visiting day. Firstly away from the hotel and then I beckoned a cycle rikhsa driver over to me. He promptly convinced me for a whole visting program and additionally told me how to save the 10 USD entrance fee for the government. So we are passing the foreigner entrance of the old palace controlled by the government only composed by an impressive piece of wall today measuring 3 x 2 km which can also be admired from the outside. At the entrance, there is a huge sign with the four "Peoples desire" waiving ironically and written in a dictatory way:
* Oppose those relying on external elements, acting as stooges, holding negative views
* Oppose those trying to jeopardize stability of the state and progress of the nation
* Oppose foreign nations interfering in internal affairs of the State
* Crush all internal and external destructive elements as the common enemy

This is dished up to the own people every evening on TV and in every newspaper. Further on, we are passing the "Bureau of Special Investigation", the secret police, where some cool and disgusting guys, all dressed in the same leather jacket, were hanging around. The deepest of GDR is greeting ! Finally we are coming to the interesting part, the visit of the Pagodas. In one is a wonderful, 9 meter high Buddha, manufactured out of one single piece of marble. In another Pagoda, dozens of marble plates can be seen where important parts of the buddhist writings are eternalized in Pali. At the end there is a nice walk up to Mandalay hill, more than 200 meters high, which is of course also holy and supplied with numerous pagodas and buddha figures. Correspondingly this is my first ascent of a hill to be mastered fully without footgear. So this is enough for today and after successful return I let myself drive in a comfy way back to the hotel in a cycle riksha.

25.12. Mandalay - Hsipaw
Today i booked a "shared taxi", a normal car shared with other guests, and in a 5 hours drive on halfway good roads passing by partly very adventurous vehicles through a beautiful and hilly landscape towards the chinese boarder to an enjoyable village called Hsipaw. The afternoon I was comfortably spending on the sun terrace continue reading my doctor Faustus.
26.12. Hsipaw
Today is another highlight of my trip namely a 6 hours walk with the owner of the guesthouse through rice fields and the visit of several Shan families which are closer to the Chinese than the Burmese and are still in a war for independence with the beloved burmese. It has been clarified during the day why there is 24 h electricity in this remote village. Answer: Delivered by the Chinese ! I have met very self-conscious, dignified and hard-working people which are very open and interested towards me. In discussions during the day I have heard many hair-raising stories from people what the government has done with them. I have experienced the same in Cambodia but in the meantime, they have another government…
The main income of these farmers is rice of course, besides that the families are earning money mainly with manufacturing cigars or binding baskets done in homework. All in all they have a monthly income of about 40 USD, where on average 3 generations have to live from it. Despite that, all without exceptions gave an expression of being satisfied and balanced and had always time for a chat or a cup of tea. During my office hours, I have seldom felt as balanced as these farmers living a hard life in very simple and primitive circumstances and with very modest means.
27.12. Hsipaw
Having breakfast outside the guesthouse in the courtyard at refreshing 16 degrees, this is a mixed pleasure after so many hot months. Well, it can be managed wrapped in the sweater and with a lot of hot chinese tea. During the breakfast I have met the Italian Maurizio who is managing a snack bar in Bologna during sommer months and in winter time he is travelling in the world. Together with him we went in 1 ½ hours to a wonderful and impresive waterfall across rice fields and banana plantations passing remote cabins at an idyllic creek with again very friendly people.
In the evening, in an international mens round from Italy, Netherlands and France, we are bringing ourselves closer to the local, grappa-like mixture and after the ordinary "fried rice" or "fried noodle" dinner we try to play pool billard on a snooker table. After all, we can finish 2 games in a bit more than one hour, and to the amusement of the local men (women did not get lost in this place) spontaneous shows of the different countries included of course.

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